Nachruf auf gefallene Guerillakämpfer:innen

Şoreş Semsûr, Rizgar Nûhat und Newal Rûbar sind vor fünf Jahren in den Medya-Verteidigungsgebieten gefallen. Die HPG haben die Guerillakämpfer:innen in einem Nachruf gewürdigt und Angaben zu ihrer Identität veröffentlicht.

Newal Rûbar, Rizgar Nûhat und Şoreş Semsûr

Die Guerillakämpfer:innen Şoreş Semsûr, Rizgar Nûhat und Newal Rûbar sind vor fünf Jahren gefallen. Das teilte des Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) am Montag in einem Nachruf mit. Die HPG sprachen den Angehörigen der Gefallenen und dem kurdischen Volk ihr Beileid aus und erklärten, dass die Erinnerung an Şoreş, Rizgar und Newal in ihrem Kampf weitergeht. In dem Nachruf wurden folgende Angaben zu ihrer Identität gemacht:
 

Codename: Şoreş Semsûr
Vor- und Nachname: Devrim Çoban
Geburtsort: Semsûr
Namen von Mutter und Vater: Zeliha – Mahmut
Todestag und -ort: 7. Oktober 2019 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Rizgar Nûhat
Vor- und Nachname: Haluk Baş
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Emine – İbrahim
Todestag und -ort: 8. Oktober 2019 / Medya-Verteidigungsgebiete

 

Codename: Newal Rûbar
Vor- und Nachname: Gulistan Şems
Geburtsort: Makû
Namen von Mutter und Vater: Xezal – İsmail
Todestag und -ort: 7. Oktober 2019 / Medya-Verteidigungsgebiete


Şoreş Semsûr


Şoreş Semsûr ist in Semsûr (tr. Adıyaman) geboren und unter dem Einfluss der kurdischen Befreiungsbewegung aufgewachsen. Sie entwickelte früh eine rebellische Haltung und widersetzte sich der klassischen Frauenrolle in der Gesellschaft. Ihre Vorbilder waren die Frauen, die in der Guerilla für Freiheit kämpften. Als Jugendliche wurde sie in der kurdischen Bewegung aktiv, dieses Engagement setzte sie auch an der Universität fort, als sie Malerei auf Lehramt studierte. 2015 schloss sie sich in Bakur (Nordkurdistan) der Guerilla an und kam für eine Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. In der folgende Praxis entwickelte sie sich zu einer überzeugten Militanten der Verbände freier Frauen (YJA Star) und gewann militärische Erfahrung. Sie hatte schon immer eine künstlerische Ader und beteiligte sich auch in den Bergen an der kulturellen Arbeit. Ab 2016 war sie in der Guerillamusikgruppe Awazê Çiya, später arbeitete sie in der Frauenkulturbewegung Kevana Zêrîn und wurde in der Guerilla als Sängerin von Koma Amara bekannt. Sie verfasste eigene Lieder und trat häufig bei Feiern in den Bergen auf. Der Freiheitskampf hatte für sie viele Facetten und reichte von der Kulturarbeit bis ins Kriegsgebiet. Şoreş Semsûr kam am 7. Oktober 2019 bei einem feindlichen Angriff in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben.

Rizgar Nûhat


Rizgar Nûhat kam in Êlih (Batman) zur Welt. Seine Familie stammte ursprünglich aus Mêrdîn-Nisêbîn und stand der kurdischen Bewegung nahe. Er wuchs in einem Umfeld auf, in dem sich viele Menschen der Guerilla anschlossen. Zwei seiner Onkel kamen im Freiheitskampf ums Leben. In der Schule durfte er seine Muttersprache Kurmancî nicht sprechen, als Heranwachsender wurde er politisch aktiv. Als Student wurde er etliche Mal festgenommen und schließlich verhaftet. Nach seiner Entlassung gab er sein Psychiatrie-Studium an der Dicle-Universität in Amed auf und schloss sich 2012 einer Guerillagruppe in Bakur an. Nach einem kurzen Aufenthalt in den Bergen Nordkurdistans kam er für eine Grundausbildung in die Medya-Verteidigungsgebiete. Aufgrund seiner organisatorischen Erfahrungen und seiner Begeisterung für die Guerilla lebte er sich schnell ein und konnte auch seinen neuen Mitkämpfer:innen behilflich sein. In der folgenden Praxis gewann er militärische und ideologische Kompetenzen und bildete sich weiter. Im Zap nahm er an vielen erfolgreichen Aktionen gegen die türkische Armee teil und bestand beharrlich auf der Umsetzung neuer Guerillataktiken. Zugleich zeigte er großen Einsatz für die Professionalisierung des Guerillakampfes und trug zur Ausbildung seiner Genossinnen und Genossen in militärischen Fachgebieten bei. Die HPG erklärten, dass Rizgar Nûhat mit seiner selbstlosen und bescheidenen Haltung und seinem Mut im Krieg einen bleibenden Platz in der Geschichte des kurdischen Freiheitskampfes eingenommen hat. Er kam am 8. Oktober 2019 bei einem feindlichen Angriff in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben.

Newal Rûbar


Newal Rûbar ist in Makû in Rojhilat (Ostkurdistan/Westiran) geboren und im Bewusstsein ihrer kurdischen Identität aufgewachsen. Weil Menschen aus ihrer Familie und ihrem nahen Umfeld in der Freiheitsbewegung Kurdistans kämpften, empfand sie früh Sympathie für die Guerilla und interessierte sich für die PKK. Als sie einmal die Gelegenheit hatte, kurz mit einer Guerillagruppe zu sprechen, war sie fasziniert. Newal hinterfragte das System, in dem sie lebte, und lehnte die Frauen zugedachte Rolle ab. Mittlerweile hatten sich ihre große Schwester, eine Tante und drei Cousinen der Guerilla angeschlossen, das gab ihr Kraft. Eine Zeitlang arbeitete sie als Teppichweberin, um zum Lebensunterhalt ihrer Familie beizutragen. Die Arbeit erforderte große Geduld und Sorgfalt und wurde nicht entsprechend entlohnt. In dieser Zeit wurde ihr bewusst, wie die Arbeit von Frauen in einer von Männern dominierten Welt ausgebeutet wird. Als 2012 ihre Cousine Sîdar (Şirin Şems) bei einer Guerillaaktion gegen den Haruna-Stützpunkt in Şemzînan ums Leben kam und im selben Jahr auch ihr Cousin Rûbar Makû (Bekir Şems) fiel, entschied sie sich, den Kampf der Gefallenen fortzusetzen. 2013 ging sie in Rojhilat in die Berge und wurde in den Medya-Verteidigungsgebieten zur Guerillakämpferin ausgebildet. Nach ihrer Grundausbildung war sie als Kämpferin der YJA Star in Xakurke und beteiligte sich am Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe. Dabei zeigte sie großen Mut und militärische Bravour und erwies sich als unerschütterliche Verfechterin der Frauenbefreiungsideologie. Newal Rûbar kam am 7. Oktober 2019 zusammen mit Şoreş Semsûr bei einem feindlichen Angriff in den Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben.