Die türkischen Behörden haben am Montag in Zusammenarbeit mit der sogenannten „Syrischen Nationalarmee“ (SNA) acht Gefangene, darunter eine Frau, aus einem Gefängnis der Militärpolizei in der besetzten Stadt Girê Spî (Tall Abyad) in Nordsyrien in ein Gefängnis in der Provinz Riha (Şanlıurfa) in der Südtürkei verlegt. Darüber berichtete die Nachrichtenagentur North Press. Demnach wurden die Betroffenen am 2. Februar bei dem Versuch festgenommen, vom Dorf al-Munbateh im Umland von Girê Spî die Grenze zur Türkei zu überqueren. Den Angaben zufolge handelt es sich um Personen aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien, die nach Europa weiterreisen wollten.
Die Verhaftung in der türkischen Besatzungszone wurde jedoch mit dem Vorwurf „Bedrohung der nationalen Sicherheit der Türkei“ begründet. Auf dieser Grundlage wurden die Gefangenen vom türkischen Geheimdienst über einen militärischen Grenzübergang bei Girê Spî in eine Haftanstalt in Riha überführt.
Über einen ähnlichen Vorfall wurde bereits Ende Mai berichtet: Vier Männer, die im März in einem Dorf bei Serêkaniyê (Ras al-Ain) bei einem versuchten Grenzübertritt gefasst worden sind, wurden in die Türkei überstellt. Anfang März waren sieben Männer, darunter drei Kurden, aus der Besatzungszone in die Türkei überführt worden.
Die ehemals selbstverwalteten Kantone Girê Spî und Serêkaniyê sind im Oktober 2019 von der Türkei besetzt worden und werden vom türkischen Geheimdienst und dschihadistischen Söldnern kontrolliert. Nach Angaben des Kantonsrats von Girê Spî mussten nach der türkischen Invasion mehr als 100.000 Menschen aus der Region fliehen.