Michael Wilk: Die Lage der Geflohenen ist extrem

Der Wiesbadener Arzt Michael Wilk ruft aus Rojava zur internationalen Unterstützung der Flüchtlinge aus Efrîn auf.

Michael Wilk reist seit 2014 immer wieder nach Nordsyrien. Im vergangenen September war er als Notfallmediziner in Raqqa. Momentan arbeitet er mit dem Kurdischen Roten Halbmond (Heyva Sor a Kurd) zusammen, um Nothilfe für die aus Efrîn geflüchteten Menschen zu leisten.

Er berichtet aus Şehba: „Die Lage der Geflohenen ist extrem: Tausende sind weiterhin auf offenem Feld Wind und Wetter ausgesetzt. Viele Frauen sind schwanger. Kinder sind ohne Obdach. Alle Häuser der kurdischen Bevölkerung der Region sind überbelegt. Es mangelt an Zelten, Nahrung, Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Der kurdische rote Halbmond und die regionale kurdische Selbstverwaltung leisten hervorragende Arbeit, sind aber völlig überlastet.“

Inzwischen sei ein Hilfskonvoi aus Qamişlo, Kobanê und anderen Städten Rojavas angekommen, aber „selbst über 40 Lastwagen und Ambulanzfahrzeuge sind ein Tropfen auf den heißen Stein“, so Wilk, der dringend zu internationaler Unterstützung aufruft:

„Mehrere hunderttausend Menschen sind vor der türkischen Aggression und den fundamental-islamistischen Söldnern geflohen. Die Regierungen der westlichen Welt schwiegen. Deutsche Waffen töteten und verletzten. Russland und Damaskus intervenierten nicht und gaben den Luftraum für die Bombardierung frei. Die USA, deren Verbündete - die Einheiten der kurdischen YPG - den IS effektiv bekämpfen, ließen die mörderischen Angriffe der türkischen Armee zu. Jetzt warten die Opfer dieser Verbrechen dringend auf Hilfe!“