Kurdische Kämpferin und Mutter
Leyla Mûrad stellte sich 2012, als Regimetruppen und dschihadistische Söldner Şêxmeqsûd in Aleppo angriffen, an vorderster Front den Verbrecherbanden entgegen. Für die Mutter von drei Kindern war die Entscheidung zum bewaffneten Widerstand keine Frage. Im ANF-Gespräch erklärte sie: „Ich war Mutter von drei Kindern, aber ich hatte auch die Pflicht, dieses Land hier zu verteidigen. Diese Aufgabe wog noch schwerer als meine Pflicht als Mutter. Wenn ich dieses Land nicht verteidigt hätte, hätte ich auch keine Zukunft für meine Kinder aufbauen können.“
Drei Brüder in der PKK, ein Sohn und ein Bruder gefallen
Leyla Mûrads Familie stammt aus dem Bezirk Bilbilê in Efrîn, sie selbst ist in Aleppo geboren und aufgewachsen. Die 40-Jährige ist Mutter von drei Kindern. Ihr Sohn Cûdî Amanos ist am 16. Februar 2018 im Widerstand gegen die türkische Invasion in Efrîn gefallen. Einer ihrer Brüder ist ebenfalls gefallen, drei weitere Brüder kämpfen in der PKK.
„Wir ahnten, dass der Krieg auf unsere Nachbarschaft übergreifen würde. Mit den Provokationen des syrischen Regimes und seiner Söldnergruppen sollte der Geschwisterlichkeit der Völker ein Ende gesetzt werden. Im Jahr 2012 kam der Krieg nach Şêxmeqsûd. Mein Mann, meine drei Kinder und ich haben unser Dorf nicht verlassen. Wir kämpften viele Jahre lang gegen Angriffe, Gewalt, Repression, Hunger und Durst, kurz gesagt, unter sehr schwierigen Bedingungen. Es war unsere erste Erfahrung und eine harte Prüfung. Logistik und medizinische Versorgung waren kaum vorhanden. Wir waren eingekesselt und als Viertel isoliert. Unsere Solidarität untereinander war groß, dabei war es nicht wichtig, wer kurdisch oder arabisch war. Alle haben wir uns für unsere Kinder an der Front eingesetzt. Die Bewohnerinnen und Bewohner verteidigten das Viertel. Kinder, Frauen und ältere Menschen liefen von einem Viertel zum anderen, um die notwendigen Lebensmittel zu besorgen.“
Eine Nachbarschaft in bewaffnetem Widerstand
Leyla Mûrad berichtete, wie sie mit ihrem gefallenen Sohn Cûdî und ihrem Mann an vorderster Front kämpfte: „Das Viertel hatte Selbstverteidigungskräfte aufgebaut. Es gab niemanden außer uns. Es waren unsere Nachbarn, unsere Kinder und unsere Freunde. Wir haben Schulter an Schulter in einem Kampfgebiet auf engstem Raum Widerstand geleistet. Die Aggressoren hofften, dass wir fliehen würden, aber da hatten sie sich getäuscht. Die Angriffe wurden durch unseren Kampf verhindert. Wir kämpften in einem revolutionären Volkskrieg gegen die in kleinen Gruppen organisierten Söldner.
Selbstverteidigungskräfte
Leyla Mûrad war Teil Bataillons Şehîd Gûlê Selmo. Das Bataillon wurde am 13. März 2012 gegründet. „Eine Frau war gefallen. Deshalb erhoben sich die Menschen, die Wut des Volkes ließ nicht nach. Insbesondere Frauen waren vom Tod von Gûlê Selmo sehr betroffen. Wir mussten unsere Selbstverteidigung stärken. Ich beteiligte mich an der Frauenselbstverteidigungskräften, als diese zum ersten Mal in Aleppo ausgerufen wurden, und begann dann an vorderster Front Widerstand zu leisten. Ich empfand es als meine Pflicht, mein Land und meine Frauen zu verteidigen. Wir mussten den Mut und die Stärke der kurdischen Frauen zeigen. Ich begann in der Logistik und wurde dann zur Frontkämpferin. Ich war Mutter von drei Kindern, aber ich hatte die Pflicht, dieses Land zu verteidigen, das war wichtiger als meine Pflicht als Mutter. Wenn ich mein Land nicht verteidigte, würde ich keine Zukunft für meine Kinder aufbauen können.“
Verletzt und sofort wieder an die Front
Leyla Mûrad kämpfte unter anderem an der Front im Dorf Pîno. Sie führte aus: „Mein jüngstes Kind war fünf Jahre alt. Ich bin in den Kampf gezogen, ohne zu sagen, dass ich Mutter bin, ohne an mein Kind zu denken, und ich bin monatelang nicht nach Hause gekommen. Bevor ich verwundet wurde, war ich einen Monat lang nicht zu Hause gewesen. Mein Mann und mein Sohn waren an der Front. Nach einem Monat wollte ich nach Hause gehen, um mich drei Tage lang zu erholen. Damals wurde ich am Fuß verwundet. Nachdem meine Wunde genäht worden war, ging ich sofort nach Hause und sah meinen Sohn Reşîd. Ich kehrte nach Pîno zurück, ohne auch nur einen Tag bei ihm zu bleiben. Vielleicht konnte ich nicht mehr so kämpfen wie früher, aber ich konnte meine Genossinnen auch nicht allein lassen.“
Ein Volk in Waffen
Leyla Mûrad schloss mit den Worten: „Unser Widerstand rührt daher, dass wir darauf bestanden haben, die Träume der Gefallenen zu verwirklichen. Wir haben wunderbare Menschen verloren. Wir wussten, dass der Verzicht auf Widerstand zum Verrat führen würde, und wir haben bis zum Ende Widerstand geleistet. Wir haben unsere Organisierung gestärkt, unsere Institutionen und Einrichtungen aufgebaut. Wir leisten immer noch Widerstand gegen die Angriffe und das Embargo. Wir haben den Namen von Şêxmeqsûd und Eşrefiyê als eine Hochburg des Widerstands in die Geschichte eingeschrieben, und wir werden weiterhin Widerstand leisten.“