Kriegsverbrechen in Efrîn: Mindestens 58 Menschen entführt

Die Besatzungstruppen in Efrîn haben vom 18. April bis heute mindestens 58 Personen entführt, 26 von ihnen gehören der ezidischen Bevölkerung an. Immer wieder werden Zivilisten gefoltert, Häuser beschlagnahmt und Lösegeld erpresst.

Die schweren Übergriffe des türkischen Staats im besetzten Efrîn dauern an. In den letzten Tagen wurden Dutzende Personen verschleppt. Der Aufenthaltsort der Entführten ist unbekannt. Folter und Plünderungen sind an der Tagesordnung. Alleine vom 18. April bis heute wurden mindestens 58 Menschen von den Besatzungstruppen entführt. Es wird vermutet, dass die reale Anzahl der Betroffenen weitaus höher ist. Aufgrund des Klimas der Angst ist kein ordentlicher Informationsfluss aus den besetzten Gebieten möglich.

16 Eziden in Qitme entführt

Nach aktuellen Informationen wurden 16 Personen aus dem ezidischen Dorf Qitme im Kreis Şêra in Efrîn entführt und in die Moschee gebracht. Bei den Entführten handelt es sich ausschließlich um Ezid*innen:

Hac Ehmed Hemo (70), Nebîl Mihemed (46) und seine Ehefrau İlham Mihemed (60), Hisên Îbo (70), Henan Birîm (65), Azad Birîm (35), Hemîd Qasim (39), Ednan Qasim (45), Nîdal Qasim (43) und sein Sohn Hemdûş Qasim (15), Fewzî Şemo (55) und zwei Söhne, Eymen Hemade (35), Şêxo Hemade (28) und Sadiq Silêman (34).

Verschleppung, Folter, Lösegeld und Plünderung

Nebîl Mihemed und seine Ehefrau Ilham Mihemed wurden gefoltert und nach der Zahlung von 2.500 Dinar freigelassen. Allerdings ist ihr Haus beschlagnahmt worden. Von den Dorfbewohnern Umer Umer, Xelîl Behri und Mihemed Bedri fehlt nach ihrer Entführung jede Spur. Im Dorf Qibare wurden Fadi Arif, İbrahim Arif, Henan Arif, Abdulrehman Arif, Ali Arif und Semir Arif 5.000 Dollar geraubt.

MIT entführt Familie

Der türkische Geheimdienst MIT entführte am 25. April die ezidische Familie Hecîko aus dem Dorf Qibare und verschleppte sie in die Türkei. Es handelt sich bei den Entführungsopfern um Zekiye Hecîko, Rizgan Hecîko und Alan Hecîko. Ednan Hecîko, ein weiteres Mitglied der Familie, soll ebenfalls entführt und schwer misshandelt worden sein. Infolge der Folter habe er „den Verstand verloren“, woraufhin er freigelassen worden ist.

Fünf Personen in Şêrawa und Bilbilê entführt

Nach Angaben einer Quelle in Şêrawa wurden ebenfalls die Brüder Ehmed Hesen und Murad Hesen aus dem Dorf Kimare von den Besatzungstruppen verschleppt und grausam gefoltert. Aus dem Dorf Girzîl ebenfalls in Şêrawa wurden Mihemed Elo Umer (45) und Ebdulrehman Welo (50) verschleppt. Im Haus von Welo brachten die Besatzer Dschihadisten aus Ghouta unter. Mihemed Birim ist aus dem Dorf Qere Gul in Bilbilê entführt worden. Für ihn fordern die dschihadistischen Besatzer Lösegeld.

Mindestens 14 Personen in Mabeta entführt

Das türkische Regime und seine Milizen haben am 21. April einen Zivilisten im Dorf Mirkan in Mabeta entführt sowie Häuser und Besitztümer in dem Dorf geplündert. Die Männer wurden an der Grundschule gesammelt und dort gefoltert.

Nach einer Nachricht vom 18. April hat das türkische Militär ebenfalls in Mabeta 13 Personen aus dem Dorf Gobek entführt.

Folter und Entführungen in Qurne

Türkische Soldaten haben ebenfalls H.H. dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben werden soll, gefoltert und anschließend entführt.

Türkische Soldaten erstechen Jugendlichen aus Mabeta

Laut der Nachrichtenagentur ANHA wurde der 16-jährige Mihemed Mustefa Xelîl durch Messerstiche türkischer Soldaten ermordet. Xelîl stammt aus dem Dorf Sêmalka in Mabeta. Augenzeugenberichten zu Folge war der Jugendliche auf dem Weg zur Bäckerei, als er von türkischen Soldaten mit anderen Jugendlichen aufgegriffen und in einen Lagerraum gebracht wurde. Was dort geschah, ist unbekannt. Nachdem die türkischen Soldaten ihn aus dem Depot herausbrachten, wurde er schwer verletzt an der Straße zwischen Mabeta und Efrîn zurückgelassen. Passanten brachten den noch lebenden Xelîl in das vom türkischen Militär eingerichtete Krankenhaus in Efrîn. Dort wurde ihm die Behandlung verweigert. Er sollte nach Azaz gebracht werden, verstarb jedoch auf dem Weg an Blutverlust.

Mihemed Mustefa Xelîl wurde im Dorf Sêmalka beigesetzt.