Die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) ist in Ostsyrien auf wenige Hundert Quadratmeter im Dorf al-Bagouz südöstlich von Hajin eingekreist. Täglich ergeben sich Dutzende IS-Mitglieder und ihre Angehörigen den Demokratischen Kräften Syriens (QSD). Die Frauen und Kinder der Islamisten werden in das Camp Hol im Süden von Hesekê evakuiert. Seit Dezember haben Zehntausende Menschen das vom IS besetzte Gebiet verlassen.
Eine der Frauen, die das überfüllte Lager über den von den QSD eingerichteten Fluchtkorridor erreichten, ist die aus Minbic (Manbidsch) stammende Kurdiya al-Atiyah. Im Gespräch mit unseren Kollegen von ANHA berichtet die Frau, vor der Besetzung der Region durch den IS vom Viehhandel gelebt zu haben. Als die Terrormiliz Syrien überrannte, habe sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann dem IS angeschlossen. Daraufhin seien beide nach Deir ez-Zor gegangen.
„Uns ging es sehr schlecht“
Mit Beginn der finalen Operation auf al-Bagouz hätten etliche Angehörige von Dschihadisten das Kampfgebiet verlassen wollen, sie selbst mit eingeschlossen, erklärt al-Atiyah. Der IS habe sie als Ungläubige bezeichnet und mit Bestrafung gedroht, sollten diejenigen, die das Dorf verlassen wollen, tatsächlich flüchten. Die Miliz missbrauche die Familien ihrer eigenen Mitglieder als menschliche Schutzschilde, um Angriffe abzuwehren. Ihr Ehemann, der mittlerweile in einem Krankenhaus behandelt wird, sei bei solch einem Angriff verletzt worden, so al-Atiyah.
50.000 Menschen in Camp Hol
Im Hol-Camp, das für Schutzsuchende aus Syrien und dem Irak wurde, kamen seit September des vergangenen Jahres 31.100 Flüchtlinge aus Hajin an. Unter ihnen befinden sich auch viele Familienangehörige von IS-Dschihadisten. Mittlerweile sind es fast 50.000 Menschen, die sich im Camp aufhalten. Das Lager steht auf einem Quadratkilometer großen Areal. Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien versorgt die Flüchtlinge in ihrem Bedarf.