Blick auf al-Bagouz

Die Demokratischen Kräfte Syriens versuchen die letzten Zivilisten aus al-Bagouz in Ostsyrien zu evakuieren, bevor die Operation zur Beendigung der Existenz des IS in der Region gestartet wird.

Täglich ergeben sich Dutzende IS-Mitglieder und ihre Angehörigen den Demokratischen Kräften Syriens (QSD). Die Islamisten sind auf wenige Hundert Quadratmetern im Dorf al-Bagouz eingekreist.

Heute haben mindestens elf Transporter das Dorf verlassen. Am Montag waren es 46 überwiegend mit IS-Familien besetzte Lastwagen. Seit Dezember haben Zehntausende Menschen das vom IS besetzte Gebiet verlassen.

Ein Drittel der etwa 1500 Menschen, die heute aus al-Bagouz gekommen sind, waren IS-Mitglieder, die sich ergeben haben. Sie wurden von QSD-Sondereinheiten in den Osten des Dorfes geleitet.

Die Neuankömmlinge sind staubbedeckt. Die Frauen sind verhüllt, nur ihre Augen sind zu sehen. Einige haben kleine Kinder auf dem Arm. Die Männer tragen lange Bärte und Kopfbedeckungen. Viele von ihnen humpeln, sie sind bei den Kämpfen verletzt worden. Einige bewegen sich mit Krücken vorwärts, einer kam im Rollstuhl. Alle werden kontrolliert und in Lastwagen verfrachtet.

Siltan Shemeri stammt aus Saudi-Arabien und ist IS-Mitglied. Nach eigenen Angaben ist er seit fünf Jahren beim IS. „Die Lage in al-Bagouz ist schlecht. Die Umgebung wird belagert. Diejenigen, die noch da sind, wollen kämpfen.“

Unter den Neuankömmlingen sind viele, die kein Arabisch sprechen. Hussein Buhari stammt aus der russischen Kaukasusrepublik Dagestan. Er ist IS-Mitglied und sagt, dass er Ausländer ist und arabisch nicht versteht. Weitere Antworten will er nicht geben.

In der Region haben sich viele ausländische Islamisten aufgehalten. Nach Angaben von Zivilisten, die von den QSD befreit worden sind, befinden sich in al-Bagouz nur sehr wenige syrische oder irakische Staatsbürger.

Einer der Neuankömmlinge sagt, dass er sehr müde ist. Auf die Frage, aus welchem Land er stammt, antwortet er „Bosnien-Herzegowina“. Unter den Islamisten, die sich gruppenweise den QSD ergeben haben, befinden sich kasachische, russische, französische und englische Staatsbürger.

Die QSD wollen die Operation in al-Bagouz wiederaufnehmen, wenn sichergestellt ist, dass sich keine Zivilisten mehr dort befinden. Mit dieser letzten Offensive wird die territoriale Herrschaft des IS in der Region vollständig beendet werden. Die IS-Mitglieder, die kapituliert haben, werden verhört. Es wird davon ausgegangen, dass sich Islamisten zwischen den evakuierten Zivilisten versteckt haben. Aus diesem Grund finden zusätzliche Kontrollen und Verhöre statt.