Die Besatzungstruppen haben im nordsyrischen Efrîn eine Operation zur Zerschlagung einiger ihrer Milizen eingeleitet. Auslöser der Operation türkischer Spezialkräfte seien Uneinigkeiten über die Verteilung der gestohlenen Olivenernte, heißt es. Die Kämpfe gingen am Sonntag in Zentral-Efrîn bis in die Abendstunden weiter, seit mehr als 24 Stunden herrscht eine Ausgangssperre.
Die Zerschlagungsoperation gegen die Miliz Ahrar al-Sharqiya wird von türkischen Spezialeinheiten und dem vom türkischen Geheimdienst MIT kontrollierten Bündnis aus dschihadistischen und rechtsextremen Milizen, Jaish al-Watani („Nationale Syrische Armee“) geleitet. Während sich im Bündnis Jaish al-Watani unter anderen viele Mitglieder des Al-Qaida-Ablegers Jabhat al-Nusra befinden, rekrutiert sich Ahrar al-Sharqiya vor allem aus IS-Milizionären, die vor den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aus Deir ez-Zor geflohen sind. Zuvor war es schon häufiger zu Auseinandersetzungen und Beutestreitigkeiten zwischen diesen beiden Milizbündnissen gekommen.
Nach aktuellen Informationen gingen das türkische Militär und die Miliz Sultan-Murad-Brigade zunächst gegen eine der Ahrar al-Sharqiya nahestehenden Gruppe (Tecamma) vor, anschließend wurde auch Ahrar al-Sharqiya in die Operation mit einbezogen.
Mindestens zwölf Tote
Die über Efrîn verhängte Ausgangssperre gilt seit Sonntag 5.00 Uhr. Die Kämpfe in den Vierteln Eşrefiye, Mahmudiye, der Welat-Straße, Suk El Hal, am zentralen Kawa-Platz und im Industriegebiet gehen weiter. Das türkische Militär setzt Aufklärungsflugzeuge, DscHK-Geschütze, Panzer und leichte Waffen ein. An vielen Orten der Stadt gibt es Tote und Verletzte.
In den Abendstunden erreichte uns eine erste vorläufige Bilanz, in der von elf getöteten Mitgliedern von Ahrar al-Sharqiya und einem getöteten türkischen Soldaten die Rede ist. Aufgrund der Ausgangssperre lässt sich diese Zahl im Moment nicht verifizieren.
MIT stellt Ahrar al-Sharqiya vor Wahl: Entweder vollständige Kontrolle oder Vernichtung
Während die Kämpfe in der Stadt weitergehen, wurde bekannt, dass der Efrîn-Verantwortliche des MIT von der Miliz Ahrar al-Sharqiya forderte, sich dem Milizbündnis Jaish al-Watani unterzustellen, ansonsten würde sie vernichtet werden. Die Gespräche scheinen im Hintergrund weiterzulaufen. Andere Quellen ergänzen, der türkische Staat habe Ahrar al-Sharqiya aufgefordert, mit ihren Waffen nach Idlib abzuziehen.
Streit um Beuteteilung
Zwischen Ahrar al-Sharqiya und der vom türkischen Geheimdienst MIT kontrollierten Sultan-Murad-Brigade gab es schon lange einen schwelenden Konflikt. Obwohl diese Operation in den türkischen Medien als Operation „gegen Gruppen, die in Efrîn stehlen und plündern“ beschrieben wird, steht hinter dem Konflikt eigentlich ein Streit um die von der Bevölkerung Efrîns gestohlene Olivenernte.
Die AKP-Regierung versucht seit geraumer Zeit, rund 85 Prozent der Oliven in die Hände zu bekommen und in die Türkei zu transportieren, viele bewaffnete Gruppen in der Stadt wollen die Oliven jedoch selbst verarbeiten und verkaufen.
Der türkische Landwirtschaftsminister Bekir Pakdemirli hatte zuvor während der Haushaltsverhandlungen im Parlament erklärt: „Bezüglich Efrîn ist es folgendermaßen: Es ist klar, wir wollen nicht, dass die Gewinne an die PKK gehen. Wir wollen, dass die Gewinne aus diesem Gebiet unter unserer Kontrolle auf irgendeine Weise an uns gehen. Aus diesem Grund wurde der Landwirtschaftskreditkooperative ein Auftrag über 5.000 Tonnen erteilt und hierfür der Grenzübergang am 8. November geöffnet. Bisher sind 600 Tonnen geliefert worden.“