Efrîn: Verbrechen gegen die Menschlichkeit reißen nicht ab

Die Angriffe des türkischen Staates und seiner Söldner auf die Zivilbevölkerung, Folter und Misshandlungen gehen weiter. Angesichts der Unterdrückung und Grausamkeit flüchten sich einige Menschen mittlerweile in den Selbstmord.

Um weitere Massaker durch den türkischen Staat und seine dschihadistischen Milizionäre im Angriffskrieg gegen den nordsyrischen Kanton Efrîn zu verhindern, hatten die Volksverteidigungseinheiten der YPG (Yekîneyên Parastina Gel) und die autonome Selbstverwaltung Efrîns im März die Evakuierung der Bevölkerung nach Şêrawa und Şehba beschlossen. Trotz der Lebensgefahr weigerten sich einige Menschen, ihre Häuser und ihre Heimat zu verlassen und blieben in Efrîn.

Das Erste was geschah, als der türkische Staat in Efrîn einmarschierte, war die Plünderung der Häuser und Geschäfte. Danach führten die Besatzungstruppen Razzien bei der verbliebenen Bevölkerung durch, verschleppten und folterten Dutzende Menschen. In Zentral-Efrîn und den umliegenden Dörfern hat der türkische Staat unzählige Häuser und Arbeitsplätze besetzt oder mit Baumaschinen eingerissen. Milizionäre aus Ghouta wurden bereits in vielen Dörfern der Region angesiedelt.

Folter ist zur Routine geworden!

Als ANF haben wir immer wieder die Namen der in Efrîn vom türkischen Staat und seinen Söldnern verschleppten Zivilist*innen veröffentlicht. Entführungen und Folter sind mittlerweile zur grausamen Tagesroutine geworden. Dem gegenüber haben einige Menschen in Efrîn begonnen, sich in den Tod zu flüchten.

Suizidversuche häufen sich

Nach Angaben regionaler Quellen unserer Agentur war die 52-jährige Zehra Hesen Topa aus dem Dorf Kurzelê jeden Abend von den Besatzungstruppen angegriffen und gefoltert worden. Als sie die Übergriffe nicht mehr ertrug, schnitt sie sich die Pulsadern auf. Ein anderer Mann tötete sich selbst, indem er sich in den Dorfbrunnen warf, weil er die Folterungen und Beleidigungen nicht mehr ertragen hatte. Silêman Hesên ist vor zehn Tagen von Dschihadisten verschleppt worden. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Die Förster Ewni Hisên und Ebil Hisên werden regelmäßig von Milizionären mit dem Tod bedroht und erpresst, sollten sie sich weigern, ein sogenanntes Schutzgeld zu zahlen.

Auch Quellen der in Nordsyrien ansässigen Nachrichtenagentur ANHA berichten von Folter und Entführungen. So sind aus dem Dorf Kurzelê erst vor acht Tagen 35 Personen verschleppt worden. Nach Angaben der Dorfbevölkerung handelt es sich bei ihnen vor allem um alte Menschen. Sie waren demnach bei der Feldarbeit, als die Besatzungstruppen sie ergriffen und an einen unbekannten Ort verschleppten. Seither gibt es kein Lebenszeichen von ihnen. Immer wieder verschwinden Menschen aus Efrîn und werden zur Erpressung von Lösegeld und anschließender Schutzgelderpressung benutzt.

Auch die Berichte über Plünderungen häufen sich. Regelmäßig ziehen nach Angaben von ANHA-Quellen Milizionäre durch die Dörfer und schießen um sich, um die Bevölkerung einzuschüchtern.