Efrîn: Oliven als Kriegsbeute

Nach der Besatzung und Plünderung Efrîns bereitet sich der türkische Staat momentan darauf vor, die Olivenernte über Cindirês nach Hatay zu bringen, um sie nach Europa zu verkaufen.

Wie aus zuverlässigen Quellen verlautbar wurde, hat in Efrîn vor etwa zehn Tagen eine Sitzung zwischen Vertretern des türkischen Staates und der unter dem Etikett „Freie Syrische Armee“ (FSA) bekannten Dschihadisten-Milizen stattgefunden. An der Sitzung nahmen eine Abordnung unter dem Vorsitz eines türkischen Offiziers und die Anführer der Milizen teil. Die türkische Abordnung verlangte auf der Zusammenkunft, dass die Olivenernte dem von der Türkei gegründeten „Rat“ übertragen wird. In diesem Jahr wird in Efrîn eine Olivenernte von etwa 80.000 Tonnen erwartet. Nur ungefähr zehn Prozent davon sollen auf Anordnung der türkischen Abordnung in Efrîn verbleiben.

Abkommen nach der Sitzung

Im Zuge dieser Sitzung wurde vor wenigen Tagen ein Abkommen von den Milizenführern, Vertretern des „Rates“, des türkischen Geheimdienstes MIT und der türkisch-islamischen Stiftung IHH unterzeichnet. Entsprechend dieses Abkommens wird der Betrieb der Olivenproduktion der aus Efrîn vertriebenen Menschen von den Milizen dem „Rat“ übertragen. Mit dem Schutz der zukünftigen Betreiber vor Angriffen der YPG/YPJ und des Operationszentrum „Zorn der Oliven“ werden die Milizen beauftragt. Der „Rat“ soll in Efrîn Geld sammeln und den Milizen bis zum 15. Februar 2019 22 Millionen übergeben. Von den in Efrîn verbliebenen Besitzern der Olivenplantagen wird von dem „Rat“ eine „Steuer“ erhoben, bei der Eintreibung dieser Steuer sollen die Milizen behilflich sein. Zur Kontrolle der Angelegenheiten um die Olivenproduktion wird ein Komitee gegründet, dass sich aus jeweils einem Vertreter des MIT, der Milizen und der IHH zusammensetzt.

Neuer Grenzübergang für Oliventransfer

Der türkische Staat will in der Gemeinde Cindirês einen neuen Grenzübergang für den Oliventransfer einrichten. Es ist geplant, diesen Grenzübertritt später auch für den Handel mit anderen Produkten zu nutzen.

Die in Efrîn geernteten Oliven werden in die Türkei exportiert und in Hatay verarbeitet. Anschließend sollen sie nach Europa verkauft werden. Es wird eine Gewinnspanne von 60 Millionen Dollar erwartet.

In Efrîn gab es ungefähr 180 Produktionsstätten zur Olivenverarbeitung. Die meisten sind bei der Besatzung ausgeplündert worden, das Inventar wurde größtenteils in die Türkei gebracht. Die noch intakten Fabriken wurden später ebenfalls mit dem Argument demontiert, dass sie „der PKK gehören“ würden.