Efrîn nach den gestrigen Explosionen

Gestern kam es in Efrîn zu drei schweren Explosionen. Nach den Explosionen haben das türkische Militär und seine Milizen die Straßen und die Wege in die Stadt gesperrt und eine Ausgangssperre ausgerufen.

Wie wir bereits berichtet haben, detonierten gestern um 12.35 Uhr zwei Bomben in Efrîn. Bei den Explosionen kamen sowohl türkeitreue Milizionäre, als auch Zivilist*innen, die sich in der Nähe befanden, ums Leben. Danach explodierte ein dritter Sprengsatz, der mindestens 20 Personen das Leben genommen hat.

Das türkische Militär hat seine Präsenz in der Stadt verstärkt und gemeinsam mit seinen Milizen weitere Kontrollpunkte errichtet. Quellen aus der Bevölkerung von Efrîn berichten, dass es so wirke, als wolle der türkische Staat etwas verheimlichen. Verschiedene Quellen gehen sogar so weit zu konstatieren, dass hinter den Explosionen die türkische Armee stecke. Sie wolle so die Legitimität ihrer Anwesenheit als „Sicherheitskraft“ stärken. In den vergangenen Tagen war es wiederholt trotz Folter, Entführungen und Repression zu Protesten gegen die Besatzungstruppen gekommen.

Eine weitere Theorie besagt, dass es sich bei den Explosionen um die Austragung eines Bandenstreits zwischen Milizen um die Verteilung von Plündergut ginge. An dem Ort, an dem die ersten Explosionen stattfanden, hatte sich zuvor die türkeitreue Miliz Jabhat al-Shamiya mit den türkeitreuen Al-Mu'tasim-Brigade bewaffnete Verteilungskämpfe geliefert. Allerdings wurden bei der dritten Explosion vor allem Zivilist*innen, unter ihnen auch Kinder verletzt bzw. getötet.

Nach Informationen aus dem Militärkrankenhaus Kefer Şil an der Straße nach Raco wurden dort die Leichen von sieben Milizionären und fünf Verletzte eingeliefert. Quellen im Krankenhaus berichten, dass die Zahl der getöteten Milizionäre die 20 übersteigt.

Ins Selam-Krankenhaus wurden die Leichen von drei Zivilist*innen, einem Milizionär, 17 verletzte Zivilist*innen und 19 Milizionäre eingeliefert.

A.E. aus Efrîn berichtet gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA, dass aufgrund der Zahl der Toten und Verletzten die Situation in Efrîn chaotisch sei: „Die Banden haben sich in unseren Straßen verteilt und alle Wege und auch den Markt geschlossen.“

Alle Geschäfte auf dem Markt von Efrîn seien geschlossen worden, berichtet eine weitere Person E.H., nur die Läden von den Leuten, die von außenerhalb in Efrîn angesiedelt wurden, sollen noch geöffnet haben. E.H. berichtet ebenfalls von einer Inhaftierungswelle.