Efrîn: Fremd im eigenen Land

Die türkische Besatzungsmacht verteilt in Efrîn „Fremdenausweise“ an die Bevölkerung. Die ursprünglichen Einwohner werden zu Fremden im eigenen Land gemacht.

Am 20. Januar begann die Militärinvasion der türkischen Streitkräfte in Efrîn. Mit Unterstützung der unter türkischem Kommando stehenden FSA-Gruppierungen marschierten die Besatzungstruppen am 18. März im Stadtzentrum von Efrîn ein. Seitdem treffen ständig neue Nachrichten über Menschenrechtsverletzungen aus dem nordsyrischen Kanton ein. Die verbliebene Bevölkerung ist Plünderungen, Entführungen, Raub und Folter ausgesetzt. Die demografische Struktur der Region ist durch die Vertreibung Hunderttausender Menschen und die Ansiedlung von FSA-Anhängern aus anderen Gebieten Syriens gezielt verändert worden. Die kurdischen Namen von Orten, Straßen und Einrichtungen sind durch türkische und arabische Namen ersetzt worden.

Das einzige friedliche Gebiet Syriens, das mit seinem pluralistischen Verwaltungssystem als Vorbild für eine Lösung der Syrien-Krise hätte dienen können, ist somit unter den Augen der Weltöffentlichkeit in einen finsteren Ort verwandelt worden, an dem Frauen nur noch verschleiert und in männlicher Begleitung das Haus verlassen dürfen.

Die Besatzungsmacht in Efrîn hat inzwischen damit begonnen, „Fremdenausweise“ sowohl an die ursprüngliche Bevölkerung als auch an die aus Ghouta, Kalamoun und Duma angesiedelten Salafisten und ihre Familien zu verteilen. Die Ausweise sind in türkischer und arabischer Sprache verfasst. Neben persönlichen Angaben wie Name, Geburtsdatum, Name des Vaters und Geschlecht werden auch der Ausgabeort und eine Registrierungsnummer darauf vermerkt.