Efrîn: Entführte Zivilisten sterben durch Folter und Hunger

Ebdo Omer berichtet über seine Entführung durch die Besatzungstruppen in Efrîn. Er wurde in den Gefängnissen im besetzten Kanton schwer gefoltert und wurde Zeuge, wie andere Gefangene durch erlittene Folter und Hunger verstarben.

Erneut sind weitere erschreckende Details über das Schicksal der durch die Besatzungstruppen in Efrîn verschleppten Zivilist*innen bekannt geworden. Die Berichte aus den Folterlagern kommen von Verschleppten, die sich retten und in die Flüchtlingslager in Şehba fliehen konnten.

Ebdo Omer von den Kräften der Inneren Sicherheit berichtet gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA, wie er am 14. März 2018 entführt und zuerst ins Gefängnis von Kefer Zitê, später dann von al-Rai geworfen wurde. Er erinnert sich: „Als ich mich meinem Haus näherte, begann eine Gruppe von Milizionären das Feuer auf mich zu eröffnen. Ich versuchte, in eine Seitenstraße zu fliehen und sah mich plötzlich mit 20 Milizionären konfrontiert. Sie folterten mich mitten auf der Straße, bis ich bewusstlos wurde. Anschließend wurde ich verschleppt.“

Am Haken aufgehängt und Salz in Wunden gepresst

Omer wurde von protürkischen Truppen in einen von ihnen genutzten Kerker verschleppt und anschließend ins vom türkischen Staat kontrollierte Gefängnis von Kefer Zitê gebracht. Er berichtet von der erlittenen Folter dort: „Im Gefängnis warfen sie mich in eine kleine Zelle. In der Zelle waren elf Personen. Nach einer halben Stunde kam ein türkischer Verantwortlicher und befahl den Milizionären, mich am Haken aufzuhängen. Drei Stunden lang schlugen sie mich mit einem dicken Kabel. Nach der Folter legten sie mir eine Landkarte vor und wollten von mir, dass ich ihnen die militärischen Stellungen in Efrîn einzeichne. Als ich sagte, dass ich darüber keine Kenntnisse habe, drückten sie mir Salz in die durch die Schläge verursachten Wunden. Als ich weiterhin darauf beharrte, nichts zu wissen, haben acht Milizionäre mich geschlagen. Trotz aller Folter habe ich ihnen nichts gesagt.“ Omer kann nach diesen Misshandlungen seinen linken Arm nicht mehr benutzen, da er zu lange daran aufgehängt war.

Manche verhungern, andere sterben wegen der schweren Folter“

Nachdem Omer den Milizionären nichts sagte, wurde er ins Gefängnis von al-Rai verlegt. Dort wurde er mit 200 anderen Personen in eine Zelle gesperrt. „Es gab eine Person namens Hiso, die der Mitgliedschaft in der YPG beschuldigt wurde. Er wurde schwer gefoltert. Aufgrund der schweren Folter war er teilweise gelähmt. Die Milizionäre zwangen ihn, in der Toilette zu schlafen. Er hatte Würmer in seinen Wunden. Drei Tage nachdem die Würmer in den Wunden aufgetaucht waren, verstarb er.“ Über einen anderen Fall berichtet Omer: „Wir waren lange mit einer Person namens Menan zusammen. Menan ist verhungert, denn in dem Gefängnis gab es entweder sehr wenig oder gar kein Essen. Meistens bekamen wir alle zwei oder drei Tage ein Brot“, berichtet er über die Zeit im Gefängnis von al-Rai.


Omer wurde acht Monate lang gefoltert. Da seine Mitgliedschaft bei den Kräften der Inneren Sicherheit nicht festgestellt werden konnte, wurde er freigelassen.