Die Identitäten Nordsyriens vereinen sich in den Kommunen

Das staatliche System hat seit Jahrtausenden die Menschen der Region voneinander getrennt. Mit der Revolution in Rojava wurden auf der Grundlage von Demokratie und Zusammenleben Kommunen aufgebaut, in denen die Menschen ihr Leben gemeinsam organisieren.

Der Mittlere Osten ist einer der Orte, an denen die nach bisherigen Kenntnissen früheste menschliche Gesellschaftsbildung stattgefunden hat. Die Region hat viele gesellschaftliche Systeme erlebt. Nach der neolithischen Revolution setzte sich dort das Patriarchat und der Staat durch. Damit wurde die Grundlage zur Trennung der verschiedenen religiösen oder ethnischen Identitäten gelegt. Lange Zeit wurden die Gesellschaften durch Feudalismus, Nationalismus und die kapitalistische Moderne zerrissen.

Die voneinander getrennten Identitäten sind mit der Revolution von Rojava zusammengekommen

Mit Beginn der Revolution vor sieben Jahren wurde die Grundlage für ein demokratisches System gegründet, das alle Identitäten einbezieht, gelegt. Die seit Jahrhunderten vom monistischen Bewusstsein gespaltene und zersplitterte Gesellschaft begann innerhalb eines demokratischen Modells wieder zusammenzukommen. Dieses demokratische System wächst auf der Basis der Kommunen. Während die Gesellschaften immer wieder über Befehle von Oben regiert wurden, bestimmt in Rojava die Gesellschaft ihr Leben und ihre Zukunft durch die Kommunen selbst.

Die Bevölkerung organisiert sich in Kommunen

Die Kommunen in Nordsyrien werden entsprechend der Bedingungen in den Stadtvierteln gebildet. In jedem Stadtviertel kommen 100–150 Familien zusammen und bilden eine Kommune. Auf diese Weise wird der erste Schritt zur gesellschaftlichen Organisierung gegangen. Die Kommunen haben, je nach Bedarf, bis zu 12 Komitees. Dabei handelt es sich um Komitees für Ökonomie, Frieden/Versöhnung, Verteidigung, Verwaltung, Gesundheit, Arbeiter*innenorganisierung, Sicherheit, Familien der Gefallenen, gesellschaftliche Bildung, gesellschaftlicher Bedarf, Kunst und Kultur und Presse.

Die Kommunen in jedem Stadtviertel werden durch den gebildeten Rat organisiert und geleitet. Eines dieser Stadtviertel ist Korniş in Qamişlo. In dem Stadtviertel befinden sich 58 Kommunen. Von diesen Kommunen sind drei assyrisch-aramäisch und armenisch, drei arabisch und 52 arabisch und kurdisch gemischt.

In den Kommunen gibt es keine Trennung

Eine der arabisch-kurdischen Kommunen im Viertel ist die Kommune Şehîd Berxwedan Betal. Von den Ko-Vorsitzenden der Kommune ist eine kurdisch und eine arabisch. Die Ko-Vorsitzende Salîhe Xidir Îbrahîm betont, es werde kein Unterschied zwischen den Völkern gemacht, das könne sie als Araberin ganz deutlich sagen. Salîhe berichtet, dass die Kommunen gemeinsam begonnen haben Dienstleistungen in jedem Bereich im Stadtviertel zu organisieren. Die Frauen haben ebenfalls damit begonnen, sich in Kommunen zu organisieren und in diesem Rahmen einen Freiheitskampf zu führen.

In der Şehîd Athro (Sohdo H. Athro) Kommune sind Armenier*innen und Suryoye organisiert. Die Ko-vorsitzende der Kommune Viyolet Hena betonte, dass die Völker durch die Kommunen geeint werden. Der andere Ko-Vorsitzende der Kommune Hemazasap Krpko Reban sprach vom gemeinsamen Leben, welches die Bewohner*innen des Viertels nun gemeinsam aufbauen.

Kommunen sind Zentren des Willens der Bevölkerung

Der Ko-Vorsitzende der Kommune Şehîd Fexrî, Hisên Berzencî, sprach von einer jahrhundertelangen Unterdrückung der Völker durch das staatliche System. Nun aber seien die Kommunen die Zentren des Willens der Bevölkerung geworden.

ANHA | BÊRÎTAN MEDUSA