Die Bedeutung der IS-Hochburg Hajin

Die Befreiung der letzten IS-Hochburg Hajin steht kurz bevor.

Die Offensive „Gewittersturm Cizîrê“, die von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) zur Befreiung der Ortschaften südlich von Hesekê und nördlich von Deir ez-Zor von der IS-Herrschaft gestartet worden ist, hat mit der Operation in Hajin ihre letzte Etappe erreicht. QSD-Einheiten sind inzwischen von mehreren Stellen aus in die Kreisstadt vorgerückt und haben einen Großteil befreit.

Geschichte und Lage von Hajin

Hajin gehört zum Verwaltungsgebiet der Region al-Bukemal und hatte 2004 laut Zählung 37.870 Einwohner. Die Kleinstadt liegt direkt am Ufer des Euphrat und sieht aus wie eine Halbinsel. Drei Seiten sind von Wasser umgeben. Die Stadt Deir ez-Zor ist 110 Kilometer entfernt, al-Bukemal 35 Kilometer. Die Gemeinde Hacin hat eine Fläche von 250 Quadratkilometer.

Die vor 265 Jahren gegründete Ortschaft ist nach den Hajin-Kamelen benannt, die in der Region gezüchtet werden und für ihre schnelle Gangart bekannt sind. Auf den Feldern der Region werden vor allem Baumwolle, Weizen und Zuckerrüben angepflanzt. Die Bevölkerung lebt überwiegend von der Viehhaltung und der Landwirtschaft. Ursprünglich war Hajin ein kleines Dorf, erst 1963 wurden Straßen nach Deir ez-Zor und al-Bukemal gebaut. 1983 wurde Hajin zur Kreisstadt und bekam Wasserleitungen und Telefonanschlüsse.

Hajin im Syrienkrieg

2013 zogen sich die Kräfte des syrischen Regimes aus der Region zurück und Hajin wurde von der „Freien Syrischen Armee“ besetzt. Junge Männer aus dem Ort wurden von der FSA als bezahlte Söldner rekrutiert. Die FSA überließ Hajin später kampflos dem „Islamischen Staat“, der die Stadt besetzte und die jungen FSA-Söldner grausam ermordete.

Die strategische Bedeutung

Die QSD haben im September ihre Offensive auf Hajin gestartet. Der IS nutzt die geografischen Bedingungen der Region und hat seine Verteidigungslinie entsprechend aufgebaut. Hajin gilt als letzte Hochburg des IS östlich des Euphrat. In der Stadt hielten sich viele ausländische Islamisten auf.

Die QSD hat ein Schreiben aus der Bevölkerung von Hajin erreicht, in dem sie zur Befreiungsoffensive aufgefordert werden. In dem Brief wird von den Grausamkeiten des IS berichtet und die Bereitschaft signalisiert, sich an der Offensive zu beteiligen. Laut dem Schreiben haben sich die unmenschlichen Schikanen in Hajin nach der Niederlage des IS in Raqqa verschärft, die Hauptrolle sollen dabei die ausländischen Islamisten spielen.

Der Sieg über den IS in Nord- und Ostsyrien

Mit der internationalen Koalition gegen den IS haben sich die QSD darauf verständigt, dass die Sicherheit der Zivilbevölkerung vorrangiges Ziel der Befreiungsoffensive ist. Mit Flugblättern, die aus der Luft über Hajin abgeworfen worden sind, ist die Bevölkerung vor Beginn der Luftschläge aufgefordert worden, sich von Stützpunkten des IS fernzuhalten.

Die QSD haben Fluchtkorridore eingerichtet und bisher Tausende Menschen evakuiert. Die kämpfenden Einheiten rücken weiter auf die Stadt vor und befreien täglich weitere Menschen. Die Zivilisten werden mit Unterstützung ziviler Strukturen der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien versorgt und in einem provisorischen Auffanglager untergebracht.

Im Moment ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Hajin vollständig befreit ist. Im Anschluss werden die Räumkommandos der QSD in Aktion treten, um eine sichere Rückkehr der Bevölkerung zu gewährleisten. Mit der Befreiung von Hajin ist der IS aus ganz Nord- und Ostsyrien vertrieben.