Der Kurdische Rote Halbmond zur humanitären Situation in Efrîn
In Folge der türkischen Angriffe auf Efrîn starben bis zum 30. Januar 65 Zivilisten, darunter zwölf Frauen und 20 Kinder. 163 Zivilisten wurden verletzt, davon 26 Frauen und 36 Kinder.
In Folge der türkischen Angriffe auf Efrîn starben bis zum 30. Januar 65 Zivilisten, darunter zwölf Frauen und 20 Kinder. 163 Zivilisten wurden verletzt, davon 26 Frauen und 36 Kinder.
Der Kurdische Rote Halbmond (Heyva Sor a Kurd) hat am elften Tag des Angriffskrieges der Türkei einen detaillierten Bericht zur humanitären Lage im nordsyrischen Kanton Efrîn vorgelegt.
Efrîn ist seit 2012 ein selbstverwaltetes autonomes Gebiet und seit 2016 Teil der Demokratischen Föderation Nordsyriens.
Die Bevölkerungszahl der Region belief sich vor 2011 auf knapp 500.000. Im Kanton Efrîn gibt es ungefähr 380 Dörfer. Nach 2011 und aufgrund massiver militärischer Auseinandersetzungen zwischen dem Regime und der Opposition in den nahegelegenen Orten Idlib und Nord-Aleppo, sowie dem Verlust oppositionell kontrollierter Gebiete in der Stadt Aleppo an das Regime im Dezember 2016, galt das Gebiet als sicherer Zugangsort für Flüchtlinge aus Gebieten in ganz Syrien. Die unbestätigte Anzahl der Zivilisten in Efrîn beläuft sich derzeit auf etwa 800.000.
Trotz vieler Kämpfe zwischen den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) und islamistischen Gruppierungen wie der al-Kaida/Nusra-Front kontrollieren die QSD seit 2012 das Gebiet.
Die Situation in Efrîn
Seit dem 20. Januar wird die Region vom türkischen Militär und verbündeten Gruppierungen massiv angegriffen. Die Angriffe richten sich hauptsächlich auf die nördlichen und westlichen Gebiete der Region Efrîn von der Grenze mit der Türkei vom Boden ausgehend, und auch gegen die östlichen Gebiete von Efrîn. Dadurch wurden massive Fluchtbewegungen ausgelöst. Laut Schätzungen der UN sind über 5.000 Menschen geflohen. Die verbliebenen Menschen harren in Kellern und Höhlen aus.
Aufgrund der Vertreibung und der Bombardierung besteht ein hoher Bedarf bei der humanitären und medizinischen Versorgung der Zivilbevölkerung
Die Zivilbevölkerung hat in abgelegenen Gebieten keinen Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung, Unterkünften und Nahrungsmitteln
Humanitäre Lage aufgrund der türkischen Militäroperation
Die Angriffe der türkischen Streitkräfte richten sich nicht nur auf Efrîn, sondern auch auf die Kantone Kobanê und Cizîrê. Auch in Minbic kam es zu Angriffen pro-türkischer Gruppierungen. In Kobanê führte die türkische Armee drei Angriffe mit schweren Waffen auf das Dorf Zurmegar aus.
Im Kanton Cizîrê wurden Wohngebiete angegriffen. Dabei kamen drei Zivilisten ums Leben, einer wurde verletzt.
Nach Beobachtung des Kurdischen Roten Halbmonds zielen die türkischen Angriffe in Efrîn vor allem auf die Zivilbevölkerung ab: „Wir haben bis jetzt 63 Tote, davon 20 Kinder und zwölf Frauen, und über 150 Verletzte registriert“, heißt es in dem Bericht.
Weiter führt die Hilfsorganisation aus: „Es gibt Menschen unter den Ruinen der Gebäude, die von der türkischen Luftwaffe angegriffen wurden. Einige konnten geborgen werden, aber es gibt immer noch Leichen, die nicht erreicht werden konnten.“
Seit Beginn der Militäroperation in der Region Efrîn schützt sich die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten von Efrîn tendenziell selbst, indem sie sich in sicherere Unterkünfte begibt, einschließlich nahe gelegener Höhlen in den Bergen, da es in diesen Gebieten keine geeigneten öffentlichen Schutzräume gibt. Bis jetzt sind über 25.000 Zivilisten aus den Vorstädten auf der Flucht aus ihren Häusern.
Die Angriffe der türkischen Luftwaffe führen zu massiven Schäden an öffentlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel am Maydanki-Staudamm, der, sollte er einstürzen, umliegende Gebiete überschwemmen und die Situation erheblich verschlimmern würde. Der Großteil der Angriffe richtete sich bisher auf zivile Ziele.
Massive Flüchtlingsströme zu erwarten
Aufgrund der anhaltenden Militäroperation erwartet der Kurdische Rote Halbmond einen Zustrom von Vertriebenen vor allem aus den Grenzgebieten ins Zentrum Efrîns und in andere sicherere Dörfer: „Wir konnten beobachten, dass nur eine begrenzte Anzahl Menschen das Gebiet in Richtung Aleppo verlässt.“
Dies führt dazu, dass ein Teil der sicheren Gebiete und Dörfer, in denen einige Häuser mittlerweile fünf bis acht Familien beherbergen, humanitäre Hilfe benötigen. Neben einer beträchtlichen Zahl von Verletzten im kritischen Zustand, die dringend medizinisch versorgt werden müssen, ist bereits jetzt abzusehen, dass künftig viele Waisenkinder betreut werden müssen.
Weiterhin droht den Zivilisten auf der Flucht Gefahr durch türkische Truppen und Söldner in den besetzten Gebieten.
Dringender humanitärer Bedarf
Den Bedarf in der Region listet der Kurdische Rote Halbmond wie folgt auf:
1. Versorgung der Krankenhäuser mit Medikamenten und medizinischen Geräten, da eine hohe Belastung durch die enorme Anzahl der Patienten herrscht.
2. Krankenwagen und Ersatzteile
3. Milch für Kinder, Windeln, und Hygienekits
4. Decken und Matratzen für die Grundausstattung von Unterkünften sowie Winterkleidung
5. Trinkwasser, da die Türkei Wasserversorgungsstellen bombardiert, sowie Lebensmittelpakete
6. Blutkonserven, Erste-Hilfe-Kits, chirurgische Artikel
Angriff auf Krankenwagen
Das Gesundheitspersonal des Kurdischen Roten Halbmonds arbeitet zusammen mit dem Komitee für Gesundheit des Kantons Efrîn und allen dezentralen Gesundheitskonzilen. Aufgrund der Ausweitung der Angriffe auf weitere Gebiete ist eine größere Unterstützung notwendig, um den Bedarf zu decken. Auch die Sanitäter sind Ziel der Aggressoren. Bisher gab es einen Angriff auf einen Krankenwagen.
Der Bericht ist unter folgendem Link abrufbar: Efrîn after 11 days