Cleanup-Aktion am Tişrîn-Damm

Ein Cleanup der etwas anderen Art findet zurzeit an der Tişrîn-Talsperre statt. Viele Freiwillige beteiligen sich an der Aktion, um die Dammanlage am Euphrat von Kriegsabfällen zu befreien.

Mahnwache geht weiter

Ein Cleanup der etwas anderen und nicht ungefährlichen Art findet zurzeit an der Tişrîn-Talsperre im nördlichen Syrien statt. Viele Freiwillige beteiligen sich an der Aktion, um die Dammanlage am Euphrat von Abfällen zu befreien. Dabei wird jedoch nicht gewöhnlicher Unrat aufgesammelt: die zahlreichen Freiwilligen entsorgen Betonteile, Patronenhülsen und auch Rückstände von Waffen.

„Dieser Staudamm gehört den Völkern Syriens und wir alle tragen die Verantwortung, ihn zu schützen“, sagte ein Teilnehmer des Cleanups. Die Aktion sei aus mehreren Perspektiven sinnvoll. Einerseits empfinde er sie als effektive Möglichkeit, die Umwelt von „Abfällen“ zu befreien. „Andererseits geht es darum, ein Bewusstsein zu schaffen – gegen den Krieg und für die gelebte Utopie hier in Nord- und Ostsyrien.“

Spuren der Angriffe auf die Talsperre © ANHA

Das Cleanup findet im Rahmen einer Mahnwache statt, die in der Nacht zum Donnerstag von den Volksräten in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien in Solidarität mit den Demokratischen Kräften Syriens (QSD), die den Tişrîn-Damm verteidigen, ins Leben gerufen wurde. Mit hunderten Fahrzeugen aus dem gesamten Autonomiegebiet hatten sich zahlreiche Menschen am Mittwoch auf den Weg zu der Talsperre gemacht, weil sie ein Ende der Attacken forderten. Türkische Drohnen griffen den Konvoi an; drei Menschen wurden getötet, 15 weitere teils schwer verletzt.

Lebensader Tişrîn-Talsperre

Die Tişrîn-Talsperre gilt als Lebensader von Minbic und Kobanê sowie weiterer Gebiete in Nord- und Ostsyrien. Seit Anfang Dezember befindet sich die gut 30 Kilometer südöstlich von Minbic gelegene Anlage im Fokus einer Besatzungsoffensive der türkischen Armee und ihrer Dschihadistentruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA). Deren Ziel ist es, die QSD von der Westseite des Euphrat zu verdrängen, um das östlich davon gelegene Kobanê leichter angreifen zu können. Die QSD halten mit einer Gegenoffensive dagegen, um die Selbstverwaltung zu verteidigen und bereits verlorene Gebiete zurückzugewinnen. Der Damm gilt als akut gefährdet, die Selbstverwaltung warnte kürzlich vor einem Kollaps.