Christliche Gemeinde: Wir werden Efrîn nicht verlassen

Mit Beginn des Bürgerkrieges suchte die christliche Gemeinde von Syrien Zuflucht in Efrîn, wo sie seit sechs Jahren frei nach ihrem Glauben leben. Nun rufen sie alle Christ*innen dazu auf, sich gegen die Besatzung von Rojava zu stellen.

Eine der Minderheiten, die sich der Realität von dschihadistischen Gruppierungen wie Islamischer Staat oder al-Nusra, die innerhalb der türkischen Streitkräfte operieren bewusst sind, sind die christlichen Kurd*innen, die mit Beginn des syrischen Bürgerkrieges aus Aleppo geflohen sind und in Efrîn Zuflucht gesucht haben, um hier ein neues Leben aufzubauen.

Die christlichen Kurd*innen sind fest entschlossen, Efrîn nicht zu verlassen. Mit Pater Diyar, dem Geistlichen der kurdisch-christlichen Kirche von Efrîn haben wir über die Besatzungsabsichten der türkischen Armee gesprochen und darüber, dass die christliche Gemeinde in der Türkei gezwungen war, eine befürwortende Erklärung in Bezug auf die Invasion abzugeben.

 

Wir werden Efrîn nicht verlassen

Laut Pater Diyar leben etwa 500 kurdische Familien christlichen Glaubens seit sechs Jahren in Efrîn. Zu den Gründen, weshalb sie nach Efrîn kamen, erklärt er folgendes: „Relativ am Anfang des Krieges von Aleppo sind wir nach Efrîn geflohen. Hier können wir unseren Glauben frei praktizieren und sind keinem Druck oder Zwang ausgesetzt. Die Verwaltung von Efrîn war uns in vieler Sicht eine Hilfe und stand immer auf unserer Seite. Wir sind in die Dörfer gezogen, in denen auch Christ*innen leben und haben ein glückliches, gemeinschaftliches Leben geführt. Nie hat man uns zu etwas gedrängt, das wir nicht wollen. Seit sechs Jahren verrichten wir unsere Andacht in der Şivanê Qanç-Kirche (Kirche der guten Hirten) hier in Efrîn. Wir als Christ*innen, die in Efrîn leben, verurteilen die Besatzungsabsichten und stellen uns entgegen der Angriffe auf der Seite unserer Brüder und Schwestern auf.“

Unsere Kirche ist geöffnet

Pater Diyar betont, dass die Türen ihrer Kirche geöffnet sind und der Gottesdienst weiterhin abgehalten wird. Man habe keine Angst vor Erdoğans Luftwaffe, so der Geistliche: „Egal welchem Volk und Glauben man angehört, bei uns ist jeder willkommen. Wir gläubigen Menschen waren schon immer gegen den Krieg. Jesus Christus sagt uns, dass wir Kriege nicht gegen den Menschen, sondern gegen die bösen Geister und schlechte Taten führen sollen.“

Betet für Efrîn

Pater Diyar erinnert uns daran, dass die türkischen Streitkräfte nirgendwo Halt vor Zivilist*innen machen und auf alte Menschen, Frauen und Kinder zielen. Der Geistliche hat auch eine Botschaft an die gläubigen Menschen der Türkei und den Rest der Welt: „Seid für Efrîn. Eure Gebete, Andachten und Gottesdienste sollen für Efrîn sein.“

Zuerst werden sie die Christen vernichten

Pater Diyar möchte auch eine Botschaft an die Kirche in Iskenderun übermitteln, die vor einigen Tagen die türkische Fahne hisste und die Besatzung von Efrîn absegnete: „Was haben wir denn getan, dass uns Erdoğan angreift? Es gibt nichts, was einen Angriff auf dieses Volk erklären kann. Sollten diese Banden nach Efrîn kommen, werden sie zu allererst die Christ*innen umbringen. Sie werden unsere Brüder und Schwestern töten. Ich appelliere an unsere Glaubensbrüder und Schwestern in der Türkei; die, die Ihr unterstützt, werden damit beginnen, unsere Kirche anzugreifen und zu plündern. Dies ist nicht der Wille unseres heiligen Gottes. Wir wollen von Euch, dass Ihr Eure Unterstützung für Erdoğan beendet und Euch gegen diesen Krieg auf unsere Seite stellt.“