Bilanz der 150 Stunden angeblicher Waffenruhe in Nordsyrien

Trotz der in Sotschi beschlossenen Waffenruhe, die heute ausläuft, sind die Angriffe der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Hilfstruppen in Nordsyrien ohne Unterbrechung fortgesetzt worden.

Trotz des am 22. Oktober in Sotschi zwischen Russland und der Türkei getroffenen Abkommens, das eine 150-stündige Waffenruhe in Nordsyrien vom 23. bis zum 29. Oktober festgelegt hat, sind die Luft- und Bodenangriffe der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Hilfstruppen ohne Unterbrechung fortgesetzt worden.

Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) haben am 27. Oktober mitgeteilt, als Ergebnis von Gesprächen mit Russland ihre Einheiten „neu zu positionieren“ und die Stationierung von Truppen der syrischen Zentralregierung an der Grenzlinie zu akzeptieren.

Auch nach dieser Erklärung haben die türkischen Angriffe nicht nachgelassen. In der Zeit des angeblichen Waffenstillstands konzentrierten sich die Angriffe auf Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Ain Issa. Die Türkei weitete ihre Besatzungszone aus, zahlreiche Zivilisten wurden verschleppt oder ermordet.

Wie Cemila Heme als Ko- Vorsitzende des Kurdischen Roten Halbmonds (Heyva Sor a Kurd) gegenüber ANF mitteilte, sind seit dem 23. Oktober nur in der Region Cizîrê vier Zivilist*innen vom türkischen Staat und seinen dschihadistischen Proxys getötet worden, weitere 79 wurden verletzt.

Nach Angaben von Heyva Sor sind in Cizîrê seit dem 9. Oktober insgesamt 1032 Menschen verletzt worden. Davon sind 65 Minderjährige und 147 Frauen. 202 Zivilisten wurden getötet, davon sind acht Minderjährige und zwanzig Frauen.

Die Bilanz der 150 Stunden angeblicher Waffenruhe wird wie folgt aufgelistet:

23. Oktober

Die türkisch-dschihadistischen Invasionstruppen griffen in den Gebieten Serêkaniyê, Dêrik, Kobanê und Ain Issa an. Dabei wurden unter anderem bewaffnete Drohnen eingesetzt. 16 QSD-Kämpfer*innen kamen ums Leben, 13 weitere wurden verletzt. Die QSD erwiderten die Angriffe zur Selbstverteidigung. Bei den Kampfhandlungen wurden 50 Dschihadisten getötet.

24. Oktober

Die Invasionstruppen griffen Serêkaniyê, Kobanê, Dêrik, Amûdê, Dirbêsiyê und Ain Issa an. Drei QSD-Kämpfer*innen sind gefallen, vier weitere wurden verletzt. Bei den ausgebrochenen Gefechten sind mindestens 31 Dschihadisten getötet worden, 20 wurden verletzt.

25. Oktober

Die türkischen Angriffe wurden in der Umgebung von Serêkaniyê, Kobanê und Ain Issa fortgesetzt. Dabei wurden unter anderem bewaffnete Drohnen und schwere Waffen eingesetzt. Drei QSD-Kämpfer*innen kamen ums Leben, vier wurden verletzt. Bei Gefechten wurden mindestens 44 Dschihadisten getötet.

26. Oktober

Die Invasionstruppen führten Angriffe in Serêkaniyê, Kobanê, Amûdê, Dirbêsiyê und Ain Issa durch. Ein QSD-Kämpfer ist gefallen, elf weitere wurden verletzt. Bei den Gefechten wurden mindestens 29 Dschihadisten getötet.

27. Oktober

Die Angriffe der Invasionstruppen wurden in Serêkaniyê, Kobanê und Ain Issa fortgesetzt. Bei einem Drohnenangriff in Zirgan bei Serêkaniyê kamen drei Soldaten der syrischen Armee ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Bei Gefechten wurden mindestens 38 Dschihadisten getötet.

28. Oktober

Es kam zu Angriffen in den Gebieten zwischen Serêkaniyê, Zirgan und Dirbêsiyê, Til Temir und Serêkaniyê sowie Kobanê und Ain Issa. Bei den Angriffen sind 13 QSD-Kämpfer*innen gefallen, zwölf syrische Soldaten wurden verletzt. Bei einem Angriff auf das Dorf al-Aride im Norden von Ain Issa kamen die Zivilisten Mehmud Zahêr (60) und Berho Elo (65) ums Leben. Bei einem Angriff auf das Dorf Dibiş bei Zirgan wurden drei Zivilist*innen getötet. Bei den ausgebrochenen Gefechten sind mindestens 56 Dschihadisten getötet worden.