Fortgesetzte Unterdrückung
Gestern fand in Berlin vor dem Auswärtigen Amt eine bundesweite Kundgebung des Volksrats der Eelamtamilen in Deutschland statt. Anlass war der heute anstehende Staatsbesuch des sri-lankischen Präsidenten Anura Dissanayake in Deutschland. An der Kundgebung beteiligten sich rund 100 Personen, unter ihnen auch einige Internationalist:innen, wie der Bundestagsabgeordnete der Partei die Linke, Ferhat Koçak und ein Vertreter der kurdischen Öffentlichkeitsarbeiten in Deutschland.
In seiner Rede thematisierte Ferhat Koçak das mangelnde Bewusstsein bei der deutschen Linken für den Genozid an den Tamil:innen und deren andauernde Unterdrückung durch den sri-lankischen Staat. Der kurdische Politiker hob die unverbrüchliche Solidarität zwischen Tamil:innen und Kurd:innen hervor. Die Stimmung war kämpferisch und die Wut der tamilischen Community war deutlich wahrnehmbar. So wurde die Rolle Deutschlands als Gastgeber eines Völkermörders angeklagt.
Keine Anerkennung, keine Gerechtigkeit, kein Ende der Unterdrückung
Es war die Partei Dissanayakes, die JVP, welche das Mullivaikkal Massaker an den Tamil:innen 2009 unterstützte [am 18. Mai 2009 beendete das sri-lankische Militär mit einer genozidalen Massaker an der tamilischen Bevölkerung in Mullivaikkal den jahrzehntelanger Bürgerkrieg, Anm. d. Red.] und auch für die Pogrome des „Schwarzen Juli“ [im Juli 1983 verübten singhalesisch-nationalistische Gruppen Pogrome gegen die tamilische Bevölkerung bei denen sie Tausende ermordeteten, Anm. d. Red.] mitverantwortlich war.
Bis heute schweigen die sri-lankische Regierung und ihr Präsident zu diesem Genozid. Und nicht nur das: Der Landraub an tamilischem Grund und Boden geht bis heute weiter und nach wie vor sind Tamil:innen in ihrer Heimat Unterdrückung und Repression ausgesetzt.
Geteiltes Verständnis
All das scheint die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz nicht zu interessieren. Am heutigen Tage rollt sie den roten Teppich aus, für einen Mann der – so wie Erdogan und seine AKP – für viele für Faschismus und Völkermord steht. Vor allem die Kurd:innen hier in Deutschland kennen
Die Realität des türkischen Faschismus kennen vor allem die Kurd:innen und haben deshalb gestern wie schon bei vielen anderen Gelegenheiten in Deutschland darauf hingewiesen, dass Kurd:innen und Tamil:innen nicht nur das selbe Schicksal teilen, sondern dass sie auch ein langer Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit verbindet. In diesem Sinne beglückwünschen sie die kämpferischen und wütenden Proteste der Tamil:innen vor dem Auswärtigen Amt in Berlin.
Wer ist Anura Dissanayake?
Der sri-lankische Präsident Anura Dissanayake ist im September 2024 in sein Amt gewählt worden. Seine Partei JVP steht bis heute in marxistisch-leninstischer Tradition. Ihr wird jedoch immer wieder der Vorwurf des singhalesischen Chauvinismus gemacht. An der Umsetzung Dissanayakes’ Wahlversprechen, die Bevölkerung Sri Lankas zu vereinen und die Wirtschaftskrise zu bewältigen, ist bisher nicht sichtlich gearbeitet worden. Trotz großer parlamentarischer Mehrheit adressierte die aktuelle Regierung weder die Menschenrechtsverletzungen noch stellte sie Gerechtigkeit für vergangene Gräueltaten her. Unter Präsident Dissanayake gehen die Übergriffe weiter und Reformen geraten ins Stocken.