Journalistenprozess in Istanbul

Heute stehen die seit neun Monaten inhaftierten ETHA-Korrespondentinnen Isminaz Temel und Havva Cuştan vor Gericht.

Die Journalistinnen Isminaz Temel und Havva Cuştan wurden vergangenes Jahr im Oktober wegen „Mitgliedschaft und Propaganda für eine Terrororganisation“ verhaftet und befinden sich seitdem im Istanbuler Frauengefängnis Bakirköy. Heute findet der erste Verhandlungstag im Verfahren gegen die beiden ETHA-Korrespondentinnen statt. Die Staatsanwaltschaft stützt die Anklage auf Fotos aus der Berichterstattung der Journalistinnen, verfasste Artikel und Beiträge in den sozialen Medien. Im Fall einer Verurteilung drohen Isminaz Temel und Havva Cuştan langjährige Haftstrafen.

Die Nachrichtenagentur ETHA ist wie alle oppositionellen Medien in der Türkei starker Repression ausgesetzt. Viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind inhaftiert. Der Kölner Sozialwissenschaftler und ETHA-Korrespondent Adil Demirci wurde im April in Istanbul verhaftet und sitzt seitdem im Hochsicherheitsgefängnis Silivri ein. Hier lautet der Vorwurf ebenfalls „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“. Auch die deutsche Journalistin und Übersetzerin Meşale Tolu arbeitet für die Nachrichtenagentur ETHA. Tolu war vergangenen Dezember nach fast acht Monaten Untersuchungshaft im Frauengefängnis Bakirköy vorläufig und mit Auflagen entlassen worden. Sie muss sich regelmäßig bei der Polizei melden, um eine Unterschrift abzugeben, und darf das Land nicht verlassen.

Das Verfahren heute findet im Justizpalast von Çağlayan statt. ETHA hat alle solidarischen Menschen dazu aufgerufen, sich solidarisch mit den in der Türkei inhaftierten Journalist*innen zu zeigen und den Prozess gegen Isminaz Temel und Havva Cuştan zu beobachten.