Iran: Übersetzer von Rojava-Buch tritt Haftstrafe an

Der im Iran wegen der Übersetzung eines Buches über die Rojava-Revolution zu elf Jahren Gefängnis verurteilte Schriftsteller Arash Ganji tritt seine Haftstrafe an. Ein Teheraner Berufungsgericht hat das Urteil gegen den IWA-Sekretär bestätigt.

Der im Iran wegen der Übersetzung eines Buches über die Rojava-Revolution zu elf Jahren Gefängnis verurteilte Schriftsteller Arash Ganji tritt seine Haftstrafe an. Ein Teheraner Berufungsgericht hat das Urteil gegen Ganji wegen „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ (fünf Jahre), „Mitgliedschaft und Zusammenarbeit mit einer regimefeindlichen Gruppe“ (fünf Jahre) und „Propaganda gegen das Regime“ (ein Jahr) bestätigt. Bei der Verurteilung ist Artikel 134 des iranischen Strafgesetzbuches angewandt worden: Wenn ein Beschuldigter mit drei oder mehr Anklagepunkten konfrontiert ist, wird die Höchststrafe – im Fall von Ganji fünf Jahre Gefängnis – vollstreckt. Allerdings leidet Ganji an einer schweren Herzerkrankung. Menschenrechtsorganisationen befürchten, dass ihm in Haft ärztliche Hilfe verweigert wird.

Arash Ganji ist ein bekannter Schriftsteller und Übersetzer und derzeit Sekretär des iranischen Schriftstellerverbandes „Iranian Writers’ Association“ (IWA). Seine Verurteilung steht im Zusammenhang mit dem Buch „A Small Key Can Open A Large Door: The Rojava Revolution“, das erstmals 2015 vom anarchistischen Kollektiv „Strangers in a Tangled Wilderness“ in den USA und Kanada herausgegeben wurde. Im Iran erschien das von Ganji ins Persische übersetzte und veröffentlichte Werk im Jahr 2017.

Mehr als zwei Jahre später, am 22. Dezember 2019, durchsuchten die iranischen Behörden Ganjis Wohnung und beschlagnahmten seinen Laptop, seine Bücher und Notizen. Anschließend verhafteten sie ihn, ohne offiziell Anklagepunkte vorgelegt zu haben. Rund einen Monat befand er sich im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in Einzelhaft, bevor er gegen die Zahlung einer Kaution zunächst auf freien Fuß gesetzt wurde. Beim Prozessauftakt am 14. Juni 2020 wurde Ganji erneut verhaftet, diesmal auf Anordnung des Richters Mohammad Moghiseh, der sich im Iran durch die Verhängung schwerer Strafen gegen Kunstschaffende, Oppositionelle und Journalist*innen einen Namen gemacht hat. Sechs Tage später wurde Ganji wieder freigelassen. Am 30. Dezember 2020 folgte das Urteil von elf Jahren Haft.

„Die iranischen Behörden haben Arash Ganji ganz offensichtlich wegen seiner schriftstellerischen Arbeit, der Äußerung seiner freien Meinung und weil er das interkulturelle literarische Verständnis fördert, ins Visier genommen“, sagte Karin Deutsch Karlekar, Leiterin des „Free Expression at Risk“-Programms beim PEN America, bereits im Januar nach Bekanntwerden des Urteils. „Als Sekretär des iranischen Schriftstellerverbandes ist Ganji ein mutiger Führer in einem Land, in dem freie Meinungsäußerung nur allzu oft damit verbunden ist politisch verfolgt oder sogar inhaftiert zu werden. Ganji hat kein Verbrechen begangen.“

IWA seit Jahren Verfolgung ausgesetzt

Der Schriftstellerverband IWA ist schon länger im Visier der iranischen Regimebehörden. Mit Abtin Baktash, Reza Khandan Mahabadi und Keyvan Bajan befinden sich seit letztem September drei weitere Mitglieder im Evin-Gefängnis, um Haftstrafen abzusitzen. Die drei Schriftsteller waren wegen „Propaganda gegen das Regime“ und „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ angeklagt. Reza Khandan Mahabadi und Baktash Abtin wurden jeweils zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, Keyvan Bajan erhielt eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren.