Türkisches Militär droht mit Dorfverbrennung in Licê

Seit Tagen befinden sich im nordkurdischen Amed 65 Ortschaften unter permanentem Belagerungszustand der türkischen Armee. In Çemê Elika droht das Militär mit einer Dorfverbrennung.

Die 90er Jahre, als die Politik der permanenten Ausgangssperren, Dorfverbrennungen und öffentlichen Exekutionen an der Tagesordnung stand, sind schon lange zurück. Nordkurdistan befindet sich unter einem dauerhaften Belagerungszustand des türkischen Militärs. Im sogenannten „Kampf gegen den Terror“, den menschenverachtenden Krieg gegen die kurdische Guerilla, geht die Armee auch mit voller Härte gegen die Zivilbevölkerung durch.

Konkretes Beispiel: Licê. Seit dem 1. Oktober belagern türkische Sicherheitskräfte mehrere Dörfer der Stadt in der Provinz Amed (Diyarbakir). Begründet wird die Belagerung mit einer Militäroperation. Im Zuge dessen wurde vergangenen Donnerstag über insgesamt 65 Dörfer und Weiler in der Region eine Ausgangssperre erteilt. Die Zufahrtswege in die betroffenen Ortschaften sind gesperrt.

Besonders gravierend ist die Situation der Menschen in dem Dorf Çemê Elika (Birlik), wo bereits die Dorfmoschee, das Trauerhaus und eine Schule zu Stützpunkten umfunktioniert wurden. Vor jedem Haus sind Soldaten abgestellt, welche die Bewohner*innen am Verlassen der Häuser hindern. Aufgrund der Belagerung waren die Lebensmittel schon vor Tagen knapp, jetzt beschlagnahmen Militärs auch Wintervorräte. Fast 100 Eimer Butter und Toraq, einer speziellen Käsesorte, die unter der Erde reift, wurden von Soldaten und paramilitärischen Dorfschützern ausgehoben und konfisziert. Das Futter für die Tiere ist bereits vollständig aufgebraucht, Kleinvieh sei schon verendet. Die Menschen in der Region leben von der Viehzucht, somit ist die ökonomische Existenz der von den Ausgangssperren betroffenen Menschen massiv bedroht. Zudem kommt, dass die Armee die Strom- und Wasserzufuhr in das Dorf abgestellt hat. Von dem Bewohner Mehmet Ali Oyunlu (82) und seinem 45-jährigen Sohn Mehmet Oyunlu fehlt weiterhin jede Spur. Beide waren am Montag in Çemê Elika festgenommen worden, als sie sich vor ihrer Haustür aufhielten. Wohin sie gebracht wurden, ist unklar.

Währenddessen berichten die Bewohner*innen weiterhin von Drohungen und Beschimpfungen durch türkischen Soldaten. Es heißt, die Militärs haben gedroht, das gesamte Dorf niederzubrennen. „Wir werden euch töten. Wir werden euch in eure Häuser sperren und verbrennen“, sei die Dauerparole der Soldaten.