Türkisch-iranische Grenze wurde zum Grab vieler Kurden

An der Grenze zwischen Ost- und Nordkurdistan wurden in den letzten 15 Jahren 125 Kurden wegen „illegalen Grenzübergangs“ getötet. Flüchtende aus aller Welt können hingegen ohne Probleme in die Türkei einreisen.

Mitten durch Kurdistan verläuft die türkisch-iranische Grenze. Jedes Jahr werden Dutzende Kurden bei der „illegalen Grenzüberschreitung“ getötet. Es wurden Mauern und Militärbasen errichtet, um Flüchtlinge und den Drogenhandel aufzuhalten.

AKP-Minister erklärten bereits vor drei Monaten, sie würden „eine Welle von drei Millionen Flüchtlingen aus dem Iran erwarten”. Daraufhin stieg die Anzahl der Grenzübergänge tatsächlich an. In der Türkei müssen sich die Flüchtenden zuerst bei der IHH vorstellen. IHH steht für „Stiftung für Menschenrechte, Freiheiten und Humanitäre Hilfe“. Diese Stiftung wurde 1992 in Zusammenarbeit des türkischen Geheimdienstes MIT und der Muslimbruderschaft gegründet. Die türkische Gebietsverwaltung in Wan bringt die Flüchtlinge zunächst in Sporthallen unter. Wohin sie anschließend gebracht werden, ist unbekannt.

An der Grenze zwischen der Türkei und dem Iran soll eine Mauer von insgesamt 560 Kilometern Länge gebaut werden. Im vergangenen Jahr wurde mit den Bauarbeiten begonnen und es sind bereits 144 Kilometer errichtet worden. Im Juni 2017 erklärte der türkische Staatspräsident Erdoğan: „Wir werden das Gleiche auch an der Grenze zum Irak durchsetzen, sodass die Einreise in unser Land unter unserer Kontrolle steht. Es wird niemand mehr ungesehen die Grenze überschreiten.”

Die Realität sieht anders aus. Von der Schließung der Grenze sind bisher nur die Händler betroffen, die aus den nahegelegenen Dörfern stammen und im Handel an der Grenze die einzige Möglichkeit sehen, ihre Familien finanziell zu unterstützen. Der Drogenhandel und der Grenzübergang von Flüchtlingen aus aller Welt laufen jedoch ungebrochen weiter.

Cizeyir Özkaplan wohnt in einem Dorf nahe der Grenze und sagt: „Die Grenze ist dicht für uns. Außerdem hat sie schon vielen jungen Menschen das Leben gekostet. Hier wurde eine Mauer gezogen und es wurden mehrere Militärbasen errichtet. Wie können also die Flüchtenden ganz einfach die Grenze überqueren? Wir müssen diese Frage öffentlich stellen.”

Lezgîn Botan, ein Abgeordneter der Demokratischen Partei der Völker HDP in Wan, ist der Meinung, dass die AKP-Regierung die Flüchtenden für ihre politischen und diplomatischen Machenschaften instrumentalisiere. Er führt weiterhin aus: „Alles und jeder wird als dreckiges, militärisches Werkzeug gegen die Kurd*innen eingesetzt. Außerdem wird auf diese Weise die Demografie der Region bewusst verändert. Bei einem Großteil der Flüchtlinge handelt es sich um Millionen von Menschen, die einen radikal-islamischen Hintergrund haben. Sie haben keine gute Bildung, keine Arbeit und keine Hoffnung. Sie mussten viel durchmachen, sind zu vielem bereit und dadurch ein Grund zur Angst für die Europäische Union. Die AKP-Regierung weiß das nur zu gut und benutzt die Flüchtlinge als Schutzwall und um Europa eins auszuwischen. Der Drogenhandel hier ist immer noch nicht gestoppt.”