Tişrîn-Damm: Türkei beschießt Krankenwagen

Die türkische Armee hat einen Krankenwagen gezielt beschossen. Die Ambulanz transportierte einen Verletzten, als sie Ziel eines sogenannten Double Tab wurde. Der Kurdische Rote Halbmond spricht von einem Kriegsverbrechen.

Doppelschlag mit Drohne

In der Nähe der Tişrîn-Talsperre in Nordsyrien ist ein Krankenwagen von einer türkischen Drohne beschossen worden. Der Kurdische Rote Halbmond (Heyva Sor a Kurd) erklärte, die Ambulanz habe am Samstag einen Verletzten in den Süden bringen wollen. Der Angriff in Form eines Double Tab geschah demnach auf der Verkehrsstraße Richtung Tabqa. Die erste Attacke habe das Rettungsauto nur gestreift, daraufhin hätte das zweiköpfige Sanitätsteam zusammen mit dem Verwundeten das Fahrzeug verlassen. Unmittelbar danach sei es erneut von der Drohne erfasst worden. Durch den Treffer wurde der Krankenwagen völlig zerstört.

Der Kurdische Rote Halbmond zeigte sich schockiert und verurteilte den Angriff als Kriegsverbrechen. „Wir prangern auch das internationale Schweigen angesichts solcher Verbrechen gegen die Menschlichkeit an und rufen in der Region tätige humanitäre Organisationen auf, sich entschieden gegen diese brutalen Taten zu stellen. Diese Verbrechen verstoßen gegen die Grundprinzipien des humanitären Völkerrechts“, hieß es in einer Stellungnahme von Heyva Sor a Kurd.

Die attackierte Ambulanz © Heyva Sor a Kurd

Krankenhäuser, medizinisches Personal und Ambulanzen stehen nach Artikel 18 der Genfer Konvention unter einem besonderen Schutz und dürfen „unter keinen Umständen das Ziel von Angriffen bilden“. Sie sollen jederzeit von den an einem bewaffneten Konflikt beteiligten Parteien geschont und geschützt werden. Ein vorsätzlicher Angriff auf Kliniken, Krankenwagen oder medizinische Einheiten stellt gemäß Artikel 8 des Römischen Statuts ein Kriegsverbrechen dar.

„Doch genau das begehen der türkische Staat und seine verbündeten Milizen seit Beginn der Offensive auf Minbic offen vor aller Welt: Kriegsverbrechen“, betonte Heyva Sor a Kurd. „Deshalb wiederholen wir: Patient:innen, medizinisches Personal, Einrichtungen und Krankenwagen müssen jederzeit geschützt werden. Immer“, betonte der Kurdische Rote Halbmond. Verurteilt wurden auch die Angriffe der Türkei und ihrer Proxytruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) gegen die zivile Friedenswache am Tişrîn-Damm.

Zwölf zivile Todesopfer in drei Tagen

Allein seit Mittwoch wurden zwölf Menschen durch Luft- und Drohnenschläge auf die Mahnwache getötet, über 70 sind verletzt. Auch der Verwundete, der nach Tabqa gebracht werden soll, wurde durch einen Drohnenangriff auf die Talsperre verletzt. Unter den Verletzten ist auch der deutsche Physiotherapeut Jakob Rihn, der seit zwei Jahren als humanitärer Helfer das Gesundheitskomitee der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) unterstützt. Nach Angaben der Behörde wurden in den letzten Tagen zwei Rettungskräfte beim Transport von Verletzten durch türkische Drohnenangriffe getötet, weitere drei seien verletzt worden. Im Dezember kam der Fahrer einer Ambulanz von Heyva Sor a Kurd bei einem Luftangriff nahe Kobanê ums Leben.