PKK: Newroz pîroz be und Bijî Rêber Apo!

Der Zeitpunkt ist gekommen, in dem positive Reaktionen auf den Friedensaufruf Abdullah Öcalans in praktische Schritte und konkrete Unterstützung übergehen müssen, erklärt die PKK in einer Newroz-Botschaft.

Botschaft zum kurdischen Neujahrsfest

Im Zentrum der diesjährigen Newroz-Feierlichkeiten steht der Ruf nach der physischen Freiheit von Abdullah Öcalan. Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) unterstützt die Losung „Freie Führung – Demokratische Gesellschaft“ und ruft zur massenhaften und entschlossenen Beteiligung an den Feiern auf. Der kurdische Vordenker und Mitbegründer der PKK sitzt auch nach seinem Friedensaufruf weiterhin in Isolationshaft auf der Gefängnisinsel Imrali, ohne regelmäßigen Kontakt zur Außenwelt.

Würdigung Mazlum Doğans als moderner Kawa

„Newroz bekommt durch die PKK eine tiefere und würdigere Bedeutung“, heißt es in der Botschaft. Insbesondere Frauen, Jugendliche und alle demokratischen Kräfte werden dazu aufgerufen, auf den Newroz-Plätzen sichtbar für Öcalans Freilassung einzutreten. Die PKK erinnert in diesem Zusammenhang an Mazlum Doğan, einem Mitbegründer der PKK, der sich an Newroz 1982 im Gefängnis von Diyarbakır aus Protest gegen Unterdrückung und Folter das Leben nahm und zuvor seine Zelle anzündete. Die PKK würdigt ihn als Symbolfigur des Widerstands und „moderner Kawa“ – in Anlehnung an den Helden in der mythologischen Ursprungsgeschichte von Newroz, in der der Schmied Kawa den Despoten Dehaq erschlägt und das Ende der Tyrannei mit einem Feuer verkündet.

Aufruf zu konkreten Schritten: Vom Dialog zur Praxis

Die PKK verweist in ihrer Botschaft auch auf die historische Erklärung Abdullah Öcalans vom 27. Februar 2025, die sie als „Manifest des Jahrhunderts“ bezeichnet. Als Reaktion darauf hatte die Organisation am 1. März einen einseitigen Waffenstillstand mit der Türkei erklärt, um den Weg für Friedensverhandlungen zwischen Öcalan und dem türkischen Staat sowie eine friedliche und demokratische Lösung der kurdischen Frage zu ebnen. Die PKK betont, dass es nun nicht bei Worten bleiben dürfe: „Der Zeitpunkt ist gekommen, in dem positive Reaktionen in praktische Schritte und konkrete Unterstützung übergehen müssen.“

Waffenstillstand nur einseitig

Gleichzeitig übt die PKK Kritik an der türkischen Regierung, die trotz des Waffenstillstands an ihren Kriegshandlungen gegen Guerillagebiete in Südkurdistan festhält. Seit Ausrufung der Waffenruhe dokumentierten die Volksverteidigungskräfte (HPG) mehrfach den Einsatz verbotener Waffen gegen die Tunnelanlagen der HPG und YJA Star (Verbände freier Frauen), dazu dutzende Luftangriffe sowie tausende Einschläge von Artilleriegeschossen. „Ein echter Friedensprozess erfordert jedoch das vollständige Schweigen der Waffen – auf allen Seiten“, betont die PKK.

Foltersystem Imrali hat Bestand

Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist die anhaltende Isolation Öcalans. Seit dem 27. Februar habe es keinen Kontakt mehr mit ihm gegeben, sodass nicht einmal klar sei, ob sich seine Haftbedingungen verändert hätten. Auch auf parlamentarischer Ebene seien keine ernstzunehmenden Initiativen zu beobachten, die auf einen echten Wandel hindeuteten. Die PKK betont des Weiteren, dass ihre Positionen aus der Erklärung vom 1. März – unter anderem zu einem möglichen Kongress, zur Frage der Entwaffnung und einer möglichen Auflösung der Organisation – weiterhin Bestand haben. Man habe bislang weder neue Informationen von Öcalan erhalten, noch konkrete Hinweise auf politische Fortschritte.

Aufruf zu Geduld, Ernsthaftigkeit und gesellschaftlicher Beteiligung

Die PKK beschreibt den aktuellen Prozess als historisch bedeutsam und fordert alle gesellschaftlichen Kräfte zur aktiven Mitgestaltung auf. „Der Weg zu Demokratie und Freiheit ist nur mit Ernsthaftigkeit, Geduld und kritischer Aufarbeitung der Vergangenheit zu beschreiten.“ Besonders Frauen, Jugendliche und die breite Bevölkerung werden dazu aufgerufen, den Druck auf politische Entscheidungstragende durch kreative und entschlossene Aktionen zu erhöhen. Abschließend ruft die PKK dazu auf, die Newroz-Feiern als Ausdruck des Widerstands und der Hoffnung zu gestalten: „Machen wir jede Newroz-Veranstaltung zu einer Plattform, auf der die physische Freiheit Abdullah Öcalans mit aller Kraft eingefordert wird. Newroz pîroz be! Bijî Rêber Apo!”

Foto: Newroz-Feier in Wan © MA