Newroz-Botschaft an die Bevölkerung Qendîls von Cemil Bayık

„Die PKK ist die Zukunft des kurdischen Volkes“ – Cemil Bayık hat sich als Ko-Vorsitzender der KCK mit einer Botschaft an die Bevölkerung in Qendîl gewandt. Die Region sei ein Mikrokosmos des Kampfes für Demokratie und Freiheit.

Newroz in Qendîl

Ich möchte die Öffentlichkeit zu Newroz, dem Fest der Freiheit, beglückwünschen. In diesem Jahr fällt Newroz in die Ramadan-Zeit. Daher wünsche ich dem kurdischen Volk und der muslimischen Gemeinschaft zu diesem besonderen Anlass alles Gute. Rêber Apo [Abdullah Öcalan] hat Newroz immer eine große Bedeutung beigemessen. Er hat die PKK auf dem Fundament von Newroz aufgebaut, weil es die Geschichte und das kulturelle Erbe des kurdischen Volkes widerspiegelt. Im Geiste von Newroz hat Rêber Apo den Kampf für Demokratie und Unabhängigkeit für die Kurdinnen und Kurden und für die gesamte Menschheit entstehen lassen. Er hat alles geopfert, um dies zu ermöglichen.

Aus diesem Grund möchte ich zunächst Rêber Apo zu Newroz gratulieren. Dieses Newroz soll den Weg zu seiner Freiheit ebnen. Auch gratuliere ich unserem Volk, das in den vier Teilen Kurdistans lebt, sowie unseren Menschen im Exil, ihren Freundinnen und Freunden, unseren gefangenen Weggefährtinnen und Genossen, die für Freiheit und Demokratie kämpfen, allen Widerständigen und der gesamten Menschheit.


Gedenken an die vielen Gefallenen

Im Befreiungskampf haben viele Genossinnen und Genossen aus Südkurdistan ihr Leben verloren. Vor allem diejenigen, die in der Guerilla gekämpft haben, wie Sadiq Omer, Ali Şaban, Rauf Akri, Hüseyin Suruçi, Cotkar, Dr. Sirwan, Genosse Helmet, Viyan Soran, Çavrê, Destîna, Şoreş Germiyan, Helmet Derelûk, Hîran, und diejenigen, die vor kurzem in der Gare-Region gefallen sind. Ihren und vielen anderen, dem Patrioten Said, dem Arzt Sabri, den Toten Şengals und Rojavas gilt meine Verbundenheit.

Der März ist für die Menschen in Kurdistan ein wichtiger Monat. In diese Zeitspanne fallen die Jahrestage von Massakern wie in Helebce und Qamişlo, der Krieg gegen Efrîn und die Gräueltat von Gazi in Istanbul. Es war ebenfalls März, als sich das mutige Volk des Südens gegen das Regime von Saddam Hussein auflehnte und ihn aus Kurdistan vertrieb. Dieser Aufstand wurde unter der Führung von Sadiq Omer und Loqman, einem Mitglied des PKK-Zentralkomitees aus Rojava, in Zaxo angeführt. In ähnlicher Weise gab es einen Aufstand in Ranya. Diese Rebellionen haben zu wichtigen Ergebnissen geführt. Daher nutze ich an dieser Stelle die Gelegenheit, den Menschen in Südkurdistan, die im Geiste von Newroz auf die Straße gegangen sind und sich aufgelehnt haben, meine Anerkennung auszusprechen. Für das kurdische Volk ist dies ein unglaublich wichtiger Monat in der Geschichte.

Moment, als die Botschaft Bayıks über Leinwand in Qendîl abgespielt wurde

Unsere Bevölkerung in Südkurdistan besteht aus Menschen mit einem ausgesprochen tiefgründigen Nationalbewusstsein. Es hat jahrelang Entbehrungen und Qualen ertragen und einen hohen Preis gezahlt, um der Unterdrückung zu widerstehen. Überall in Kurdistan blickten Menschen auf den Süden auf, als sie sich ihre Errungenschaften erkämpften. Dessen Widerstandstradition reicht bis ins Osmanische Reich zurück, zu nennen wäre da etwa der Aufstand von Diban in Silêmanî. Schon damals also kämpfte unser Volk für seine Freiheit und dieses Streben danach prägt auch heute unser Dasein. Die Kurdinnen und Kurden haben die Forderung nach Freiheit nie aufgegeben, egal wie hoch das Leid und der Preis war, den sie zahlen mussten. Sie haben sich nie den Mördern unterworfen, sondern ein Leben in Würde geführt. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat es so viel Unterdrückung gegen ein Volk gegeben. Und noch nie hat ein Volk so lange für seine Freiheit gekämpft.

Qendîl ist ein Mikrokosmos des Kampfes für Demokratie und Freiheit

Exemplarisch für diesen Widerstand stehen unsere Menschen in Qendîl. Die Region mit seiner Bevölkerung ist ein Mikrokosmos des Kampfes für Demokratie und Freiheit, eine Verkörperung der Vergangenheit und des gegenwärtigen Lebens der Kurdinnen und Kurden. Qendîl hat einen bedeutenden Beitrag zum kurdischen revolutionären Kampf geleistet. Persönlichkeiten wie Mam Celal, Noşirvan Mustafa und Ebdulrehman Qasimlo waren in Qendîl und führten von hier aus ihre Freiheitsbewegung an. Die PKK setzt diese edle Tradition heute fort. Qendîl hat sich im Namen der PKK und in der Person Rêber Apos zu einem historischen Ort des kurdischen Widerstands entwickelt. Die Region hält die Erinnerung an die Gefallenen, die wir geopfert haben, stets lebendig.

Newroz-Feier in Qendîl

Gegenwärtig zielen die Faschisten der Türkei auf einen Genozid in Südkurdistan ab. Darum und um nichts anderes geht es bei der Besatzung. Derzeit sind mehr als 50.000 türkische Soldaten auf dem Boden Südkurdistans stationiert. Sie bauen Militärstraßen, ziehen Stützpunkte hoch und errichten auch den gesamten Rest der für eine Okkupation erforderlichen Infrastruktur. Der genozidäre türkische Staat strebt die totale Kontrolle über den Süden an. Er will unser Volk im Süden vernichten, seine Errungenschaften und seinen Reichtum an sich reißen und es zu Sklaven machen. Das ist der einzige Grund für die Angriffe des türkischen Staates.

Die Familie Barzanî ist für den türkischen Staat von Nutzen. Sie arbeitet den Eindringlingen zu, während diese den Süden besetzen und einen Völkermord begehen. Das kann man täglich beobachten. Die einzigen, die sich diesem Vorgehen entgegenstellen, auch wenn ihre Mittel begrenzt sind, sind die Kämpferinnen und Kämpfer der PKK. Sie opfern ihr Leben für die Verteidigung Kurdistans, des kurdischen Volkes und seines Rechts auf Freiheit. Entgegen der grenzenlosen Mittel, über die der türkische Staat und die Barzanîs verfügen, haben sie nur ihr Paradigma, leichte Waffen und Ideale. Damit verteidigen sie sich gegen Verräter, Völkermörder und Invasoren. Sie sind zu einem bedeutenden Hindernis für die Verräter geworden, die versuchen, ihre schmutzigen Pläne in Südkurdistan umzusetzen. Die Guerilla hingegen ist das Subjekt von Legenden; sie kämpft unter den schwierigsten Bedingungen und in Situationen, die andere für unvorstellbar halten würden. Solche Beispiele gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Trotz all dieser Umstände werden dem türkischen Staat schwere Schläge versetzt, die die Besatzer zum Zittern bringen. Dies, obwohl der mörderische Besatzerstaat über das wohl umfangreichste Arsenal an Waffen verfügt, das gegen die Guerilla eingesetzt wird – von Panzern, Kampfdrohnen und Flugzeugen, über Artillerie bis hin zu chemischen Kampfstoffen und taktischen Atomwaffen. Besonders letztere beiden forderten in diesem Krieg das Leben vieler unserer Freundinnen und Freunde.

Der Guerilla zur Seite stehen 

Die Menschen im Süden kennen die Gefahren chemischer Waffen und ihrer Auswirkungen nur zu gut, da sie diese in Helebce ertragen mussten. Tausende Menschen wurden damals durch Giftgas getötet, abertausende verletzt. Und noch heute hat unser Volk mit den Spätfolgen der Chemiewaffen, die in Helebce eingesetzt wurden, zu kämpfen. Es mag Menschen geben, die sich der verheerenden Zerstörungskraft von Giftgas nicht bewusst sind. Aber die Bevölkerung Südkurdistans weiß um die Folgen des perfiden Einsatzes solcher Waffen. Gerade deshalb sollte es eine Pflicht sein, der Guerilla im Angesicht von Angriffen mit chemischen und nuklearen Waffen zur Seite zu stehen und sie auf eine Weise zu unterstützen, dass sie in ihrem Widerstand nicht eingeschränkt wird und die Verteidigung unseres Volkes erfolgreich fortsetzen kann.

Wie bekannt, hat die Guerilla in der letzten Zeit mehrere Operationen in der Zap-Region geführt. Sie hat auch in Ankara, dem Herzen der Besatzer zugeschlagen, zu einer Zeit, in der der türkische Staat wieder einmal behauptete, der PKK das Rückgrat gebrochen zu haben. Sie propagieren die Mär einer entkräfteten PKK, versuchen die gesamte Welt zu täuschen, während die Guerilla mit ihren Aktionen die Lügen der Besatzer offenbart. Für Vergeltung haben sie Rojava angegriffen – und lebenswichtige Infrastruktur der Zivilbevölkerung in Schutt und Asche gebombt. Sie taten dies, weil sie nicht nur die PKK als ihren Feind betrachten, sondern das kurdische Volk als Ganzes. Sie haben es auf Kurdinnen und Kurden abgesehen, die für die Freiheit kämpfen und sie suchen, wo auch immer sie sind. Sie wollen die vollständige Vernichtung der kurdischen Exiszent.

Sie zielen auf die PKK, sie zielen auf Rêber Apo und das kurdische Volk mit dieser Denkweise. Denn die Würde und der Geist, die Identität und die Zukunft des kurdischen Volkes werden von der PKK repräsentiert. Rêber Apo und die PKK stehen der Besatzung durch den türkischen Staat im Weg, der einen totalen Genozid anstrebt. Sie sehen, dass Rêber Apo und die PKK sich der Verteidigung des kurdischen Volkes und seinem anhaltenden Kampf für Unabhängigkeit verschrieben haben; sich für das kurdische Volk und dessen Widerstand für Freiheit und Demokratie einsetzen. Dass sie dafür kämpfen, den Völkermord am kurdischen Volk zu beenden. Aus diesem Grund verfolgt das türkische Regime eine aus Isolation, Repression und Massakern bestehende Strategie gegen die PKK und Rêber Apo. Es hat Angst vor ihrer Furchtlosigkeit. Es ist eine schmutzige Politik, die gegen Rêber Apo und die PKK betrieben wird.

Irakischer Beistand für türkische Besatzungspläne

Auch wenn die anderen NATO-Länder dem türkischen Staat jede erdenkliche Hilfe gewähren, erweist sich diese bei dessen Besatzungsplänen als unzureichend. Auch die Unterstützung durch die Familie Barzanî reicht nicht aus, daher setzt Ankara auf Pläne mit der irakischen Regierung in Bagdad. Bei gewissen Themen sind beide Seiten ohnehin Verbündete. Nun wollen sie einen gemeinsamen Plan ausarbeiten, damit die türkischen Besatzer näher an ihre Bestrebungen heranrücken können. Es ist offensichtlich, dass die gegen den Irak verhängten Sanktionen eine gewisse Wirkung gezeigt haben und weiterhin zeigen werden. Aus der Analyse der gegenwärtigen Lage ergibt sich, dass eine umfassende Schlacht bevorsteht. Diese Tatsache offenbart jedoch nur die immense Kraft der PKK und ihre Leidenschaft für die Unabhängigkeit, für Kurdistan, das kurdische Volk und die gesamte Menschheit.

Die Feierlichkeiten wurden bereits in der Nacht eingeleitet

Sie wollen mit vereinten Kräften die PKK bekämpfen und den Völkermord in ganz Kurdistan vollenden. Es sollte klar sein, dass sie ihr Ziel nicht erreichen werden. Egal, wie viele Gräueltaten sie in der Vergangenheit verübt haben, es ist ihnen nicht gelungen, die kurdische Bevölkerung auszurotten oder zur Kapitulation zu zwingen. Was sie in der Vergangenheit versucht haben, wird ihnen niemals gelingen. Das kurdische Volk hat seine Entscheidung für die Freiheit getroffen. Das wird bis zum Ende so bleiben. Niemand kann ein Volk zerstören, das sich für ein Leben in Freiheit entschieden hat und bereit ist, dafür alles zu riskieren. Unabhängig davon, wie viel diese Menschen opfern, werden sie Ergebnisse erzielen. Das sollten alle ganz klar verstehen.

Es ist allgemein bekannt, dass wir eine Kampagne gestartet haben, um die physische Freiheit von Rêber Apo und einen politischen Status für das kurdische Volk zu erreichen. Die erste Phase dieser Initiative lief bis zum 15. Februar und hat viele positive Ergebnisse gebracht. Mittlerweile läuft die zweite Phase der Kampagne. Deren Ziel ist die Stärkung der Organisation und der Einheit des kurdischen Volkes in Kurdistan. An der internationalen Front wird die Kampagne die Verbündeten und Unterstützenden des kurdischen Volkes stärken, die wiederum Druck auf die Invasoren ausüben weden. Aus diesem Grund muss sich jedes Mitglied unserer Gemeinschaft, das Würde und Gewissen besitzt, unabhängig davon, wo es sich befindet, an der Kampagne beteiligen und seine Aufgaben erfolgreich erfüllen. Sollte diese Aktion erfolgreich sein, werden die mörderischen Regime nicht mehr in der Lage sein, ihre antikurdisch motivierte genozidale Politik fortzusetzen. Es wird ein Ende dieser Politik geben. Die Massaker am kurdischen Volk werden ein Ende haben, die kurdische Frage wird gelöst werden und das kurdische Volk wird sich auf dem Weg in die Freiheit befinden. Das kurdische Volk wird in seinem eigenen Land in Freiheit leben und seine Kultur, Sprache, Identität und Integrität bewahren.

Euch allen viel Erfolg!

Die physische Freiheit von Rêber Apo muss im neuen Jahr gewährleistet werden. Newroz muss Wegbereiter für einen Status der Kurdinnen und Kurden sein. Dieses Newroz ist das Newroz der Freiheit. Dieses Bewusstsein muss das Handeln unseres Volkes leiten. Unser Marsch ist ein Marsch für die Freiheit. Unser Marsch ist ein Marsch im Geiste von Newroz. Auf dieser Grundlage werden wir unseren Weg bis zum Ende gehen und mit einem Sieg krönen. Das kurdische Volk wird siegen, und es wird ein großer Gewinn für die Menschheit sein. Ich beglückwünsche alle nochmal zu Newroz und Ramadan und sage: viel Erfolg.