Letzte Momente von Guerillakämpfern: „Widerstand bedeutet leben“
Der Fernsehsender Stêrk TV hat die letzten Audiobotschaften der am 7. September 2022 gefallenen Guerillakämpfer Xebat Kop und Zana Rojda veröffentlicht.
Der Fernsehsender Stêrk TV hat die letzten Audiobotschaften der am 7. September 2022 gefallenen Guerillakämpfer Xebat Kop und Zana Rojda veröffentlicht.
Die beiden Guerillakämpfer Xebat Kop (Yunus Kardağı) und Zana Rojda (Ramazan Güçlü) hielten mehrere Tage lang im Kampf gegen die türkische Armee in Omerya in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn die Stellung, bis sie am 7. September 2022 fielen. Xebat Kop wuchs in einer patriotischen Familie in Mûş auf. Zana Rojda hingegen stammte aus dem Stamm der Harunî im nordkurdischen Silopiya. Xebat Kop und Zana Rojda hatten zwischen 2013/14 und 2022 Kampferfahrungen in den Städten und Bergen Kurdistans gegen den IS und die türkische Armee gesammelt. Immer wieder wurden sie verletzt, konnten sich aber dennoch der Einkreisung durch die Besatzungstruppen entziehen. Kurz vor ihrem Tod nahmen sie Audiobotschaften auf, die nun von Stêrk TV veröffentlicht wurden. Diese zeigen die Liebe und Entschlossenheit der beiden Freiheitskämpfer.
Eine Armee gegen zwei HPG-Kämpfer
Das Gefecht mit der türkischen Armee begann am 4. September 2022. Die beiden Guerillakämpfer attackierten die Besatzungstruppen im Nahkampf mit Handgranaten und Sturmgewehren. Dabei fügten sie den türkischen Truppen schwere Verluste zu und zogen sich erfolgreich wieder zurück. Am 5. September startete die türkische Armee eine umfassende Invasion der Region Omerya. Die beiden Kämpfer der HPG leisteten zwei Tage lang Widerstand. Gegen die beiden Kämpfer wurden sechs Kampfflugzeuge und zwei Kampfhubschrauber eingesetzt, die das Gebiet immer wieder angriffen. Die beiden Kämpfer konnten jedoch ihre Stellung halten. Daraufhin rückte die türkische Armee mit Baggern gegen die Stellung der beiden vor. Aber die Guerillakämpfer griffen die Bagger an und beschädigten sie. Erst nach zwei Tagen pausenlosem Kampf fielen Xebat Kop und Zana Rojda.
„Wir werden bis zur letzten Patrone kämpfen“
Die Audiobotschaft beginnt, als Xebat Kop das Gerät einschaltet; man hört seine Stimme sagen: „Wir werden den Feind hier ersticken.“ Dann ergreift Zana Rojda das Wort und sagt: „Ich grüße euch und sende euch meine Liebe. Gestern Abend um 21:20 Uhr stießen wir im Dorf Serê Kaniyê im Gebiet Omerya auf den Feind. Der Feind führt seit langem Suchaktionen in diesem Gebiet durch. Wir befinden uns in unseren Kampfstellungen und sind gerade im Gefecht mit dem Feind. Wir kämpfen und leisten Widerstand.“ Xebat Kop erhebt aus dem Hintergrund seine Stimme und ruft: „Widerstand bedeutet leben.“ Dann spricht Zana Rojda weiter: „Wir sind voller Leidenschaft und unsere Moral ist hoch. Wenn unsere Stimme von unseren Freund:innen gehört wird, sollen sie wissen, dass wir im Widerstand sind. Wir werden nicht weichen. Wir werden bis zur letzten Patrone kämpfen. Wir lieben alle unsere Genoss:innen. Wir vertrauen auf unsere Partei. Diejenigen, die diesen Weg vor uns beschritten hatten, waren auch voller Vertrauen und Entschlossenheit. Wir sind glücklich und wir haben Erfolg. Wir haben den Weg derjenigen eingeschlagen, die vor uns gegangen sind. Sie haben uns mit ihrer Entschlossenheit und ihrem Glauben den Weg gewiesen. Wir werden bis zur letzten Patrone kämpfen. Der Feind zieht sich jetzt angesichts unseres Widerstands zurück und greift mit Bomben aus der Luft an.
„Wir werden dem Feind nicht die Freude bereiten, uns gefangen zu nehmen“
Es ist jetzt 13.16 Uhr. Der Feind hat unsere Stellungen um 12.50 Uhr angegriffen. Wir werden ausharren und bis zur letzten Patrone kämpfen. Wir haben unsere gesamten organisatorischen Unterlagen und unsere Sachen verbrannt, damit sie nicht in die Hände des Feindes fallen, wenn wir fallen. Wir haben das so geplant, und wir werden den Feind bis zum Ende bekämpfen. Wenn wir die Möglichkeit haben, werden wir ausbrechen. Aber auch wenn wir keine Möglichkeit dazu haben, werden wir dem Feind nicht die Freude bereiten, uns gefangen zu nehmen.
„Wir geben unsere Selbstkritik ab“
Der Feind fordert uns nun zur Kapitulation auf. Wir antworten auf diese Aufrufe mit Granaten. Wir begegnen dem Feind auf die notwendige Art. Der Feind rückt mit Kugeln und Granaten gegen uns vor. Zwischen uns und dem Feind tobt ein erbitterter Kampf. Wir werden entschlossen bis zum Ende kämpfen und dem Feind mit Widerstand entgegentreten. Vielleicht werden wir hier fallen, aber wir glauben fest daran, dass unsere Partei gewinnen wird. Sie wird niemals besiegt werden. Wir geben unsere Selbstkritik gegenüber Rêber Apo, allen Freund:innen und unserem Volk ab.“ Nach den Worten von Zana Rojda hört man beide die Parole „Bijî Serok Apo“ rufen.
„Dies ist der Weg der Würde“
Nun spricht Xebat Kop: „Wir sind schon seit langem Teil der PKK. Seit dem Tag, an dem wir beigetreten sind, haben wir mit großer Freude und Begeisterung an allen Arbeiten teilgenommen. Wir konnten unseren gefallenen Genoss:innen nicht gerecht werden. Wenn wir keine Unzulänglichkeiten gehabt hätten, wäre der Feind nicht in der Lage gewesen, Kurdistan auf diese Weise zu besetzen und die kurdische Guerilla zur Kapitulation aufzufordern. Das betrübt uns sehr. Wir akzeptieren diese Situation nicht. Wir werden Widerstand leisten und bis zur letzten Minute, bis zur letzten Sekunde kämpfen. Wenn wir fallen müssen, dann fallen wir wie Zîlan, wie Mazlûm, wie Kemal. Unser Weg ist ihr Weg, wir werden nicht von diesem Weg abweichen.“
„Wir übergeben das Versprechen an die Gefallenen nun an euch“
Man hört nun Xebat Kop zu seinem Genossen mit ruhiger Stimme sagen: „Zana, der Feind ist da, gib ein paar Schüsse ab.“ Im Hintergrund ist Gefechtslärm zu hören. Xebat Kop spricht weiter: „Noch einmal wünsche ich allen Freund:innen Erfolg. Wir übergeben das Versprechen, das wir den Gefallenen gegeben haben, nun an euch. Dies ist der Weg der Würde und Ehre. Niemand sollte von diesem Weg abweichen. Wir wissen, dass solche Verluste, wie wir sie jetzt mit euch erleben, euch tief schmerzen. Aber wisst, egal was passiert, wir vertrauen euch, wir glauben an unsere Organisation, und ich glaube, dass wir uns wiedersehen, auch wenn wir fallen.
„Die Fahne der PKK wird immer wehen“
Noch einmal sende ich meine Grüße und meine Liebe an die Freund:innen in der Guerilla und alle Genoss:innen. Wir haben mit vielen Freund:innen über die Geschlechterbefreiung im Leben diskutiert. Das ist die Realität von ‚Jin, Jiyan, Azadî‘. Wir sind uns dessen bewusst, und wir sind davon überzeugt, dass sich auch alle anderen dessen bewusst werden. In diesem Sinne übermitteln wir unsere Grüße an Rêber Apo, unsere Genoss:innen und die Führung unserer Partei. Die Fahne der PKK wird immer wehen, sie wird nie eingeholt werden. Der Widerstand der PKK wird immer auf höchstem Niveau stattfinden, und wir, als Kämpfer:innen dieser Organisation, werden immer Widerstand leisten, kämpfen und versuchen, diese Fahne hochzuhalten.“ Seine letzten Worte waren: „Es lebe Serok Apo, die Gefallenen sind unsterblich!“