Gegen die Besatzungsangriffe des türkischen Staates auf Südkurdistan findet in den Qendîl-Bergen seit 39 Tagen eine von der südkurdischen Jugendbewegung organisierte Aktion lebender Schutzschilde statt. Jetzt ist Unterstützung aus Europa eingetroffen. 22 Internationalist*innen sind aus Frankreich, der Schweiz, Spanien und Katalonien angereist, um sich an der Widerstandsaktion zu beteiligen.
Seit dem 12. Juli betätigen sich die jungen Internationalist*innen als lebende Schutzschilde. Die meisten von ihnen sind das erste Mal in Südkurdistan, einige waren schon einmal in Rojava. Manche studieren, andere sind Journalisten. Deniz stammt aus der südkurdischen Stadt Dihok. Er ist gemeinsam mit Gemma aus Barcelona nach Qendîl gekommen. In Barcelona haben die beiden sich kennengelernt und geheiratet. Nach Qendîl wollen sie Deniz‘ Familie in Dihok besuchen. Um keine Probleme mit den Sicherheitskräften der PDK zu bekommen, will Deniz seinen richtigen Namen nicht nennen. Gemma erzählt, dass sie den kurdischen Befreiungskampf in Barcelona seit Jahren verfolgt hat. Sie ist im zweiten Monat schwanger, aber auch ihre Schwangerschaft konnte sie nicht von der Reise abhalten. „Ich fühle mich wunderbar hier und ich glaube, das überträgt sich auf das Kind“, sagt sie.
Alle 22 Internationalist*innen haben ihre eigene Geschichte nach Qendîl mitgebracht. Auch Laura Solbes kommt aus Barcelona. Sie ist Journalistin und hat schon viel über die Kurden, ihren Kampf und vor allem über die Revolution von Rojava gehört. Jetzt ist sie zum ersten Mal in Kurdistan und meint damit sei ein Traum für sie Wirklichkeit geworden. „Ich habe in den fünf Tagen hier Antworten auf so viele meiner Fragen bekommen. Damit bin ich sehr glücklich. Der türkische Staat bezeichnet die PKK als terroristisch, aber die PKK kämpft nicht nur für eine Region oder ein Land, sondern für alle Menschen weltweit. Ich bin nach Qendîl gekommen, um mich am Widerstand gegen die Besatzung zu beteiligen. Gut, dass ich gekommen bin“, lacht sie.
Amaranta Garcos aus Katalonien meint, körperlich sei es in Qendîl anstrengend, aber psychisch gehe es ihr wunderbar: „Ich bin so weit weg von dem individualistischen Leben, an das ich mich in Spanien gewöhnt habe. Hier fühle ich mich viel freier. Wir machen alles gemeinsam, wir diskutieren und suchen nach kollektiven Lösungen.“
Guillermo Di Marco ist aus Madrid angereist. Als er von der Aktion der lebenden Schutzschilde hörte, sei er sofort fasziniert gewesen, erzählt er. „Tage später habe ich davon gehört, dass eine solche Reise organisiert wird, und war begeistert. Für mich hat es eine große Bedeutung, an dem kurdischen Widerstand teilhaben zu können. Seitdem ich gesehen habe, wie die Kurden Widerstand leisten, glaube ich nicht mehr, dass sie verlieren können.“