HPG gedenken Zap-Gefallenen von 2021
Die Guerillakämpfer Andok Axîn und Destan Dêrsîm sind 2021 im Zap-Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe gefallen.
Die Guerillakämpfer Andok Axîn und Destan Dêrsîm sind 2021 im Zap-Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe gefallen.
Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat die Namen von zwei Gefallenen veröffentlicht. Andok Axîn und Destan Dêrsîm sind am 3. Juni 2021 bei einem Angriff der türkischen Armee im Gebiet Cîloya Biçûk in der südkurdischen Zap-Region ums Leben gekommen. Die beiden Kämpfer waren führende Militante der revolutionären Offensive Bazên Zagrosê gegen die Invasionsangriffe der Türkei im Zap. Andok stammte aus Helebce (Halabdscha) in Südkurdistan, Destan aus dem Landkreis Nisêbîn (Nusaybin) in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn (Mardin). Die HPG sprechen ihren Familien und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus und erklären, dass die Erinnerung an die Gefallenen im Kampf lebendig gehalten wird.
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Codename: Andok Axîn Vor- und Nachname: Warzer Yasin Geburtsort: Helebce Vor- und Nachname: Zuhre – Yasin Todestag und -ort: 3. Juni 2021 / Zap |
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Codename: Destan Dêrsîm Vor- und Nachname: Mehmet Sait Acat Geburtsort: Mêrdîn Vor- und Nachname: Kevser – Mehmet Nuri Todestag und -ort: 3. Juni 2021 / Zap |
Andok Axîn
Andok Axîn ist in Helebce geboren und unter dem Eindruck des Giftgasmassakers von 1988 aufgewachsen. Die HPG weisen in ihrem Nachruf darauf hin, dass die Bevölkerung von Başûrê Kurdistanê, dem südlichen Teil Kurdistans, ein tief verwurzeltes patriotisches Bewusstsein hat und seit über hundert Jahren für Freiheit kämpft. Dieser Kampf habe seit den Plünderungen der Osmanen über den britischen Imperialismus und später gegründeten künstlichen Staat Irak bis heute viele Opfer gefordert. Bei der Anfal-Operation unter dem Saddam-Regime kamen Hunderttausende Menschen in Südkurdistan ums Leben. Trotzdem habe das kurdische Volk an seinem Widerstand festgehalten und sich bestimmte Errungenschaften erkämpft.
Andoks Vater Mam Yasin sei sein ganzes Leben Peschmerga gewesen und eine wertvolle Persönlichkeit. Seine Mutter Zohre habe ihren Kindern ethische Wertvorstellungen und ein Bewusstsein für ihre Identität vermittelt, so die HPG. Familienmitglieder schlossen sich dem kurdischen Befreiungskampf an und Andok kannte diese Bewegung bereits als Kind. Er selbst wurde als Heranwachsender in der revolutionären Jugendbewegung aktiv. Bei dieser Arbeit versuchte er, junge Menschen zu organisieren und ihnen die Realität Kurdistans bewusst zu machen. Dabei wurde ihm klar, dass der Kampf vor allem auf ideologischer Ebene stattfindet und dass bestimmte Personenkreise, die zunächst für die Freiheit Kurdistans eingetreten waren, ihren Gegnern immer ähnlicher wurden, nachdem sie erste Gewinne errungen hatten. Für ihn war der Kampf wesentlich, der mit einem demokratischen und sozialistischen Verständnis geführt wurde. Er glaubte an die Notwendigkeit einer mentalen Revolution und kämpfte, angefangen bei sich selbst, gegen das auf Macht und Herrschaft basierende Denken. In dieser Zeit gewann er organisatorische und ideologische Erfahrung. Das empfand er jedoch als unzureichend, und so schloss er sich 2017 der Guerilla an.
Andok ging in einer Phase massiver Angriffe auf die kurdische Freiheitsbewegung in die Berge und verfolgte mit großer Entschlossenheit seinen Anspruch an sich selbst, eine führende Rolle im Leben und Kampf zu übernehmen. In der Ausbildung für neue Kämpfer:innen zeigte er sich aufmerksam und diszipliniert und half seinen Weggefährt:innen. 2018 kam er in die Zap-Region. Aufgrund seiner praktischen Veranlagung fiel ihm die Eingewöhnung nicht schwer. Er beteiligte sich an verschiedenen Arbeiten und zeigte großen Einsatz bei der Errichtung unterirdischer Verteidigungsstellungen. Gleichzeitig beschäftigte er sich intensiv mit der Neustrukturierung der Guerilla und den Erfordernissen für eine effektive Verteidigung. Er nahm erstmalig an Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen teil und gewann militärische Erfahrung. Der türkische Staat ging 2021 davon aus, die Medya-Verteidigungsgebiete mit Unterstützung lokaler Kollaborateure innerhalb kurzer Zeit erobern zu können. Als die lange vorbereitete Invasion der türkischen Armee in den Regionen Avaşîn, Zap und Metîna begann, nahm Andok mutig und opferbereit am Widerstand im Gebiet Cîloya Biçûk teil. Er kam zusammen mit Destan Dêrsîm bei einem feindlichen Angriff ums Leben.
Destan Dêrsîm
Destan Dêrsîm ist in Nisêbîn geboren. Aus der Region haben sich unzählige Menschen dem kurdischen Befreiungskampf angeschlossen, die Stadt ist für ihre Volksaufstände (Serhildan) bekannt. Auch Destans Familie stand der Freiheitsbewegung nahe und er wuchs in einer entsprechenden Atmosphäre auf. Als Kind hörte er von den Serhildan in den 1990er Jahren und dem Guerillakampf in den Bagok-Bergen. Gleichzeitig erlebte er die brutale Unterdrückung der Bevölkerung durch den türkischen Staat. Dass sein Land durch künstliche Grenzen zersplittert war, wurde ihm konkret durch die Grenze zwischen Nisêbîn und Qamişlo bewusst. Er wurde in der Jugendbewegung aktiv und entwickelte sich dadurch gedanklich und praktisch weiter. Als der Guerillakommandant Akîf Bagok (Mehmet Şirin Cebe), der in Mêrdîn einen großen Einfluss auf die Bevölkerung hatte, Anfang 2013 ums Leben kam, war Destan zutiefst betroffen und empfand es als seine Aufgabe, Rache zu üben und den Kampf fortzusetzen. Die Revolution von Rojava begeisterte ihn und er ging wie Tausende weitere junge Menschen aus Bakur, dem Norden Kurdistan, über die Grenze, um die Bevölkerung gegen den selbsternannten „Islamischen Staat“ (IS) zu verteidigen. In Rojava beteiligte er sich an diversen Offensiven und spielte eine effektive Rolle im Kampf gegen die islamistische Barbarei. 2015 kehrte er zurück nach Nisêbîn, um am Widerstand für Selbstverwaltung teilzunehmen. Danach ging er in die Berge und schloss sich der Guerilla an.
Als er in die Berge kam, hatte Destan bereits Kampferfahrung und konnte sein Wissen in einer Grundausbildung für neue Kämpfer:innen vertiefen. Ihm war klar, dass man sich nicht allein dadurch befreit, indem man in ein befreites Gebiet kommt, sondern dass dafür eine ständige geistige und praktische Auseinandersetzung erforderlich ist. Er beschäftigte sich intensiv mit der Philosophie von Abdullah Öcalan und versuchte sie im kollektiven Leben der Guerilla umzusetzen. Vor allem die Frauenbefreiungsideologie übte einen starken Einfluss auf ihn aus. Er hinterfragte sich selbst und setzte sich damit auseinander, was genossenschaftliche Beziehungen bedeuten. An einer Militärakademie lernte er mehr über den modernen Guerillakampf und konzentrierte sich auf effektive Kriegstaktiken. Nach der Fortbildung kam er in die Zap-Region und beteiligte sich mit großem Einsatz an der Errichtung von Tunnelanlagen. Als 2021 die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten begann, leistete Destan Dêrsîm bis zuletzt an vorderster Front Widerstand.