Erdoğans Lynchmobs entfesselt

Nach der Bekanntgabe von Erdoğans Wahlsieg kam es in der Türkei und im besetzten Efrîn zu massiven Übergriffen türkischer Faschisten, in Nordkurdistan griff die Polizei Protestierende an.

Während der Regimechef Erdoğan bei seiner Siegeskundgebung am Sonntagabend ankündigte, den ehemaligen Ko-Vorsitzenden der Demokratischen Partei der Völker (HDP), Selahattin Demirtaş, „niemals freizulassen“, forderten Zehntausende Anwesende lautstark die Todesstrafe für Demirtaş. Diese Szene steht symbolisch dafür, was am Abend und in der Nacht in der Türkei, Nordkurdistan und den besetzten Gebieten in Rojava geschehen sollte. Über die Nacht häuften sich die Nachrichten von Übergriffen durch Erdoğan-Anhänger mit und ohne Uniform.

Ordu: Oppositioneller Wahlhelfer Erhan Kurt ermordet

In Gülyalı in der Schwarzmeerprovinz Ordu wurde der Wahlhelfer Erhan Kurt (IYI Parti) zum Opfer eines tödlichen Angriffs eines feiernden Mobs von Erdoğan-Anhängern. Der Angriff scheint direkt vor dem Kreisverband der rechtsextremen, mit der CHP verbündeten IYI Parti erfolgt zu sein. Der CHP-Abgeordnete Seyit Torun erklärte: „In Gülyalı, Ordu, haben sogenannte Feiernde unseren jungen Bruder Erhan Kurt erstochen. Schande über diesen Hass und diese Hetze. Möge dein Platz im Himmel sein, lieber Bruder. Wir werden diese Angelegenheit nicht ruhen lassen, bis für diesen Mord Rechenschaft abgelegt wird und alle Verantwortlichen bestraft werden!“

Alanya: AKP-Faschisten schießen vor Wohnungen kurdischer Familien

Auch in Alanya in der Provinz Antalya herrschte nach der Bekanntgabe des Wahlsiegs Erdoğans Lynchstimmung. In Sugözü versammelte sich ein „feiernder“ bewaffneter Mob von AKP-Anhängern vor den Wohnungen kurdischer Familien und begann unter rassistischen Parolen, um sich zu schießen. Auch in den Häusern in der Nachbarschaft schlugen Kugeln ein. Die Familien riefen die Polizei. Diese unternahm allerdings nichts, um die Menschen, die um ihr Leben fürchteten, zu schützen.

Mêrdîn: Schwer Verletzter nach Angriff eines AKP-Mobs

In der Nähe von Nisêbîn (tr. Nusaybin) in der nordkurdischen Provinz Mêrdîn wurde eine Person durch einen Angriff von AKP-Anhängern schwer verletzt. Ahmet Akbulut wurde in Girêmîra von seinem Nachbarn Ahmet G. und anderen „Feiernden“ angegriffen, nachdem er sich darüber beschwert hatte, dass aus dem Nachbargarten Schüsse aus Langwaffen in die Luft abgegeben wurden. Akbulut wurde von Ahmet G. und dessen Verwandten Halil Ibrahim G. attackiert und schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Es besteht das Risiko des Verlustes eines Auges. Aufgrund der Schwere seiner Verletzungen wurde er noch in der Nacht ins Krankenhaus nach Amed (Diyarbakır) verlegt. Die Militärpolizei soll im Dorf Ermittlungen angestellt, aber niemanden festgenommen haben.

Mîdyat: Person von AKP-Anhängern angeschossen

In Keferhavar (Gelinkaya) in Mîdyat, ebenfalls in der Provinz Mêrdîn, wurde eine Person von um sich schießenden AKP-Anhängern verletzt. Abdulaziz Çakmak wurde von einer aus einer Langwaffe abgefeuerten Kugel im Rücken getroffen und ins Krankenhaus eingeliefert. Sein Zustand soll ernst sein.

Wan: Paramilitärs greifen Haus von DBP-Vorstandsmitglied an

Der Dorfschützer Zabıt Kassap hat anlässlich des Wahlsiegs Erdoğans mit einem Sturmgewehr der Marke Kalaschnikow das Feuer auf das Haus des DBP-Provinzvorstandsmitglieds Hamdullah Kumli in Ertemêtan in der nordkurdischen Provinz Wan eröffnet. Minutenlang hielt der Dorfschützer das Haus und die Nachbarhäuser unter Dauerfeuer. Vor dem Haus sind unzählige Patronenhülsen zu finden.

Polizeiangriffe in Colemêrg, Êlih, Istanbul und Amed

In den nordkurdischen Provinzen Êlih (Batman), Colemêrg (Hakkari) und Amed kam es nach Polizeiangriffen auf Proteste gegen den Wahlbetrug des Regimes zu teilweise heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auch aus alevitischen und kurdischen Vierteln in Istanbul werden Zusammenstöße gemeldet. Berichten zufolge wurden Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschosse eingesetzt. Es habe etliche Verletzte gegeben.

Efrîn: Feiernde Dschihadisten verletzen und töten Menschen

Im besetzten Efrîn feierten die Erdoğan-loyalen Dschihadistengruppen den Sieg des Diktators besonders frenetisch und schossen mit Maschinengewehren und Sturmgewehren um sich. Es wird berichtet, dass durch die wahllosen Schüsse zur Feier von Erdoğans Sieg drei Menschen in der Siedlung Mehmûdiyê in Efrîn verletzt worden seien. Weiterhin liegen bisher unbestätigte Berichte vom Tod eines Kindes durch Schüsse von Erdoğan-Anhängern in Efrîn vor.