Dorfschützer terrorisieren Landbevölkerung in Elkê
Im nordkurdischen Landkreis Elkê wird die Landbevölkerung von paramilitärischen Dorfschützern terrorisiert. Die staatlichen Behörden reagieren nicht auf die Beschwerden von Dorfbewohnern.
Im nordkurdischen Landkreis Elkê wird die Landbevölkerung von paramilitärischen Dorfschützern terrorisiert. Die staatlichen Behörden reagieren nicht auf die Beschwerden von Dorfbewohnern.
Im Landkreis Elkê (Beytüşşebap, Provinz Şirnex/Şırnak) üben paramilitärische Dorfschützerverbände zunehmend Druck auf die Bevölkerung aus. Bereits vor einem Jahr haben sich die Menschen aus der Landbevölkerung an die Behörden gewandt, weil Weideflächen von Dorfschützern beschlagnahmt worden sind. Praktische Konsequenzen sind trotz Zusage nicht erfolgt. In diesem Jahr wurde den Landbesitzern von Dorfschützern verboten, ihr eigenes Gelände zu betreten. Nutztiere wurden unter Zuhilfenahme der vom Staat gestellten Waffen beschlagnahmt.
Ein Dorfbewohner, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, berichtete gegenüber ANF: „Diese Leute haben unser Land und unsere Tiere beschlagnahmt. Sie missachten sämtliche Rechte und versuchen uns mit den Waffen einzuschüchtern, die sie vom Staat erhalten haben. Wir haben uns etliche Male vergeblich an die Behörden gewandt. Es gibt keine Sicherheit mehr für unser Leben und unser Eigentum. Auf diese Weise sollen auch noch die letzten Dörfer entvölkert werden. Wir wollen trotzdem auf unserem Land bleiben.“
Zuletzt haben die Dorfbewohner:innen vor vier Monaten schriftlich beim Landrat Beschwerde eingelegt. In dem Schreiben wird darauf hingewiesen, dass die Dorfschützer ihren Status missbrauchen und gewaltsam gegen die Bevölkerung vorgehen. Eine Antwort haben sie bis heute nicht erhalten.
Was sind Dorfschützer?
Dorfschützer sind paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und unliebsame Oppositionelle eingesetzt werden. Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Ein Teil der Dorfschützer tritt diesem System freiwillig bei, andere werden mit Mord, Verhaftung und Vertreibung bedroht und müssen unter Druck Dorfschützer werden. Als historisches Vorbild der Dorfschützer gelten die Hamidiye-Regimenter im Osmanischen Reich. Das heutige Dorfschützersystem ist 1985 entstanden, ein Jahr nach dem Auftakt des bewaffneten Kampfes der Arbeiterpartei Kurdistans. Damals begann die türkische Regierung unter Turgut Özal damit, kurdische Stämme und Clans im Krieg gegen die PKK anzuwerben und zu bewaffnen.