Bahoz Erdal: Unser Widerstand wird siegen

„Wir stehen einem Feind gegenüber, der weder die Menschheit achtet, noch einen Funken Ahnung von Dialog und Politik hat. Das einzige, was dieser Feind zu wissen vermag, ist die Vernichtung der Kurden”, sagt der Guerillakommandant Bahoz Erdal.

Am 27. November feierte die Arbeiterpartei Kurdistans (Partiya Karkerên Kurdistan, PKK) ihr 40-jähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten starteten bereits Tage zuvor. In den Medya-Verteidigungsgebieten fand eine ansehnliche Militärzeremonie statt, an der neben den Guerillakommandant*innen Jindar Zagros, Rêzan Amed und Ferzad Wan auch Gulistan Gulhat und Bahoz Erdal vom zentralen Hauptquartier der Volksverteidigungskräfte teilnahmen. Bahoz Erdal leitete die Zeremonie mit einer Rede ein, die wir im Folgenden wiedergeben.

Trotz aller Angriffe steht die PKK aufrecht

„Zum 40. Gründungstag der PKK gratulieren wir zunächst unserem Vorsitzenden Abdullah Öcalan, dem kurdischen Volk und den Völkern der Region sowie unseren Freundinnen und Freunden. Gemeinsam mit der Bevölkerung, unseren Kämpferinnen und Kämpfern und unseren Befürworter*innen feiern wir den Eintritt in das 41. Jahr unserer Partei mit großer Begeisterung und Entschlossenheit. Der Kampf der PKK hat in den vergangenen vier Jahrzehnten die Geschichte Kurdistans und der Region geprägt.

Diese 40 Jahre waren alles andere als gewöhnlich. In den vergangenen 200 Jahren wurden alle Aufstände in Kurdistan binnen kürzester Zeit niedergeschlagen. Und auch bei der PKK glaubte der kolonialistische Staat Türkei daran, dies zu meistern. Nun sind 40 Jahre vergangenen und wir befinden uns im 41. Kampfjahr unserer Partei. Was für einen Prozess haben wir in dieser Phase durchlebt, welche Belastungen nahmen wir auf uns und welchen Angriffen standen wir gegenüber? In der Region gibt es keine Macht, die unsere Partei nicht angegriffen hat. Die kollaborativen reaktionären Kurden sind militärische und politische Allianzen mit den Kolonialstaaten eingegangen, um nach und nach unsere Partei anzugreifen. Gleichzeitig schlossen sich die imperialistischen Staaten in der Region mit internationalen Mächten zusammen, um ihre Interessen zu wahren. Es folgten Komplotte gegen unseren Vorsitzenden, unser Volk und unsere Partei. Tausende Menschen in Kurdistan wurden Opfer von Morden unbekannter Täter, die vom türkischen Staat in Auftrag gegeben wurden. Rund 4.000 kurdische Dörfer wurden niedergebrannt und entvölkert. Jeder einzelne Zentimeter der Berge Kurdistans wurde bombardiert. Doch trotz dieser Angriffe konnte unsere Partei nicht bezwungen werden. Wie die Berge Cûdî und Munzur stehen wir weiterhin aufrecht. Je intensiver die Angriffe gegen die PKK wurden, desto erhabener haben wir uns aufgerichtet. Allen Komplotten und Hindernissen zum Trotz bahnt sich unsere Partei wie die Flüsse Euphrat und Tigris immer einen Weg, der uns zum Kampf für die Menschlichkeit führt.

40 Jahre Kampf, Krieg und Widerstand

Es gibt keine andere Bewegung in Kurdistan oder der Region, die diesen Angriffen, Komplotten und der Gewalt standhält, so wie wir es tun. Unsere Partei wird seit vier Jahrzehnten einem totalen Vernichtungsfeldzug ausgesetzt. Die gesamten letzten 40 Jahre vergingen mit Krieg und Widerstand. Manche fragen sich, was die PKK in dieser Zeit erreicht hat. Unsere Antwort darauf lautet: Gibt es denn etwas, das die PKK in ihrer 40-jährigen Widerstandsgeschichte nicht getan hat? Bei welchem Erfolg in Kurdistan oder der Türkei hat die PKK nicht ihre Spuren hinterlassen? Dies gilt nicht lediglich im militärischen und politischen, sondern auch im gesellschaftlichen und ideologischen Sinne. Jede Person, die zu verstehen versucht, was die PKK geleistet hat, soll die Zeit vor ihrer Entstehung und die Phase nach ihrem Erscheinen miteinander vergleichen. Wenn man ehrlich ist, wird man sich eingestehen, welche Veränderungen, Entwicklungen und Verwandlungsprozesse die PKK in Kurdistan eingeleitet hat. Wenn die Kurden heute eine Macht in der Region darstellen und die internationale Gemeinschaft Kurdistan und der kurdischen Bevölkerung Respekt entgegenbringt, so ist dies allein durch den Widerstand der PKK ermöglicht worden.

Der türkische Kolonialismus fürchtet die PKK

Heute setzt der von der AKP und Erdoğan angeführte Kolonialismus sehr offen und gewaltsam seine Feindseligkeit gegenüber der Demokratie der Völker Kurdistans sowie der Region fort. Egal ob in Moldawien, Washington, Paris oder Sotschi, überall dort, wohin Erdoğan reist, spricht er über die PKK. Er trifft sich mit Dorfvorstehern und spricht von der PKK, er stellt sich vor Kaufleute und spricht von der PKK. Womöglich träumt er sogar von der PKK. Dies macht deutlich, wie sehr Erdoğan die PKK fürchtet und auch, wie groß sie eigentlich ist und welch bedeutende Erfolge die PKK in ihrem Kampf erzielt hat. Dem gegenüber verdeutlicht sich auch die Intensität der Vernichtungspolitik des türkischen Staates, der das kurdische Volk ausgesetzt ist. Für ihn ist es nicht nötig, seine Feindseligkeit den Kurden gegenüber zu verheimlichen. Der Ansatz Erdoğans gegenüber den Kurden unterscheidet sich nicht von der Herangehensweise Adolf Hitlers den Juden gegenüber. Erdoğan ist der Hitler, der die Kurden quält. Er setzt die Methoden des Islamischen Staates ein, um seine Ziele umzusetzen. Das, was Erdoğan und seine AKP heute in Kurdistan tun, ist im ideologischen und praktischen Sinne identisch mit dem, was Hitler gestern tat und der Islamische Staat weiterhin tut. Wir stehen einem Feind gegenüber, der weder die Menschheit achtet, noch einen Funken Ahnung von Dialog und Politik hat. Das einzige, was dieser Feind vermag, ist die Vernichtung der Kurden.

Der Kampf der PKK wird die Freiheit bringen

Was sollten unser Volk und unsere Partei in Anbetracht dieses Feindes tun? Je mehr sich die Angriffe dieses menschenverachtenden Feindes gegen die kurdische Bevölkerung und die Demokratie der Türkei und der Region intensivieren, desto stärker wird unsere Entschlossenheit, den Widerstand fortzusetzen. Dementsprechend wird sich auch der Krieg verschärfen. Das muss klar sein. So sehr der türkische Staat auch angreifen mag, Zivilisten foltert und inhaftiert, unser Volk terrorisiert und die Guerilla attackiert; er wird zu keinem Zeitpunkt als Sieger aus diesem Krieg hervorgehen. Der Kampf und der Widerstand der PKK wird den Völkern Kurdistans, der Türkei und allen anderen Völkern Freiheit bringen. Der 40-jährige Befreiungskampf unserer Bewegung ist der Beweis dafür. Ein Blick auf die Geschichte unseres Widerstandes zeigt, dass diese Bewegung nicht besiegt werden kann. Es ist unsere Sache, die sich durchsetzen wird. Mit Sicherheit.

Respekt vor dem Willen des kurdischen Volkes

Vor kurzem hat die US-Regierung Kopfgeld auf drei Führungskräfte unserer Partei ausgelobt. Was möchte Washington von unserem Vorsitzenden und unseren führenden Mitgliedern? Wir sind keine Feinde des amerikanischen Volkes oder der USA. Weder der Vorsitzende noch unsere Führungskräfte haben jemals materiellen Reichtum angestrebt, Paläste gebaut oder auf Bankkonten Milliarden Dollar angehäuft, um ein Familienimperium aufzubauen. Ihr gesamtes Leben, ihre Bemühungen und ihr Schaffen waren stets der Freiheit dieses Volkes gewidmet. Dem kurdischen Volk wurde noch nicht mal sein Name zugestanden. Den Menschen wurde die Existenz verweigert, ihr Wille, ihre Kultur und ihre Sprache wurden missachtet. Wenn die internationalen Kräfte in Bezug auf dieses Volk eine Haltung einnehmen wollen, sollten sie in erster Linie dem Befreiungskampf und dessen Führungskräften Respekt entgegenbringen und dieser heuchlerischen Politik abschwören. Sofern beabsichtigt wird, das kurdische Volk erneut zur geheimen Verhandlungssache zu erklären, sollten die internationalen Kräfte wissen, dass die PKK dies in jedem Fall offenlegen und ablehnen wird. Die überwiegende Mehrheit der Kurden steht der PKK, ihrem Vorsitzenden und ihrer Führung mit allem bei, was sie haben. Die internationalen Kräfte haben die Pflicht, den Willen der Kurden zu respektieren. Das kurdische Volk sieht in der PKK ihre politische Repräsentantin und tritt für sie ein. Auch die Kurden haben das Recht, in Freiheit zu leben. Unabhängig davon, um welche regionale oder internationale Macht es sich handelt; jede Kraft, die in unserer Region eine gerechte Politik verfolgen möchte, sollte den Willen und den Kampf des kurdischen Volkes anerkennen, anderenfalls wird diese Politik keinen Erfolg haben. Wer Frieden und Stabilität für den Mittleren Osten möchte, muss den Kurden und ihren Repräsentanten Respekt entgegenbringen, sich von der traditionellen Politik der Feindseligkeit und der rassenfanatischen Leugnungspolitik des türkischen Staates abwenden.  

Kämpfer und Genosse Abdullah Öcalans zu sein, ist eine Ehre

Die 40-jährige Geschichte unserer Partei ist voller Ruhm und Ehre, in der ein Krieg gegen den Kolonialismus und alles Übel dieser Welt geführt wurde. Es ist eine Geschichte des Patriotismus, der wahren Revolution, der Ehrlichkeit und der Willenskraft, auf die man nur stolz sein kann. Wir wissen, dass diese Ära noch nicht vollendet ist. Uns erwarten noch eine ganze Reihe von Gefahren. Wir stehen Angriffen von Kräften gegenüber, die dem Willen unseres Volkes und unserer Partei keine Toleranz entgegenbringen. Wir müssen uns dessen bewusst sein und den Kampf stärken. Wir sind uns klar darüber, dass auch wir Schwächen haben, die wir mit Mut angehen müssen. Hierfür müssen wir Neuerungen und Veränderungen umsetzen. Nur so können wir den 40-jährigen Widerstand mit der Freiheit unseres Volkes, unserem Vorsitzenden und der Freiheit aller Völker der Region krönen. Wir als Kader der PKK und Guerilla Kurdistans und des Mittleren Ostens sind mit Glück und Stolz erfüllt, Teil einer Bewegung zu sein, die seit 40 Jahren einen heldenhaften Kampf führt. Wir schätzen uns glücklich, die Guerilla dieses Landes zu sein. Wir folgen den Spuren von Mazlum Doğan, Kemal Pir, Egîd und Zîlan. Es ist für uns eine Ehre, Kämpfer und Genossen Abdullah Öcalans zu sein. Mit diesem Gefühl der Euphorie feiern wir das 40. Gründungsjahr unserer Partei. Wir wissen, dass unsere Last schwer und die Angriffe des Feindes hart sein werden. Aber wir wissen auch, dass wir diese Hürden überwinden können. In dem Glauben und der Hoffnung daran grüßen wir im Namen all unserer Freundinnen und Freunde unseren Vorsitzenden und gedenken unserer Gefallenen, mit deren Blut die 40-jährige Geschichte unserer Partei geschrieben wurde. Unsere Verbundenheit gilt dem Weg unserer Gefallenen. Wir als ihre Genossinnen und Genossen werden stets ihren Spuren folgen, um ihre Träume zu verwirklichen. In diesem Sinne gratulieren wir ein weiteres Mal unserer Partei zu ihrem Jubiläum und sagen: Bijî Serok Apo!“