Adil Amed: 16 Jahre in der Guerilla

Im April fiel der Guerillakommandant Adil Amed im Kampf gegen die türkische Armee in der Provinz Wan. Sein Weg führte ihn aus Ostkurdistan in die nordkurdischen Berge.

Das Paradigma der kurdischen Freiheitsbewegung mit seinem basisdemokratischen, frauenbefreienden und multiidentitären Ansatz verbreitet sich weltweit. Spätestens seit der Revolution in Rojava ist es als das Paradigma der demokratischen Moderne und Alternative zur kapitalistischen Moderne bekannt. Die Kräfte der kapitalistischen Moderne betrachten dieses Paradigma als Bedrohung und greifen dessen Umsetzung auf allen Ebenen weltweit und vor allem in allen vier Teilen Kurdistans an. Doch genau dort liegt auch der Fokus des Widerstands. Ostkurdistan – Rojhilat – ist eine dieser widerständigen Region. Von dort aus strahlte die Parole der kurdischen Freiheitsbewegung „Jin Jiyan Azadî“, die im Moment das Mullah-Regime ins Wanken bringt, über den ganzen Iran in die Weltöffentlichkeit hinein aus. Doch dieser Widerstand hat tiefe Wurzeln in der Organisierungsarbeit der kurdischen Freiheitsbewegung in Rojhilat. Eine große Zahl junger Menschen aus Rojhilat hat sich in den vergangenen Jahrzehnten der Freiheitsbewegung angeschlossen. Einer von ihnen war Shahram Xusrewî (Adil Amed).

Für Gerechtigkeit in ganz Kurdistan

Der 1988 in Saqiz geborene Adil Amed stammte aus einer patriotischen Familie. Er lernte bereits früh die apoistische Philosophie der kurdischen Freiheitsbewegung kennen und befasste sich immer tiefgehender mit dem Befreiungskampf. Die Verschleppung von Abdullah Öcalan durch einen internationalen Komplott 1999 erschütterte ihn wie viele andere Menschen in Ostkurdistan. Schließlich wurde ihm klar, dass es im Regime keinen anderen Ausweg als den bewaffneten Kampf gibt, und er schloss sich 2005 der Guerilla an. Shahram Xusrewî änderte seinen Namen in Adil Amed. Amed oder auch Diyarbakir, ist die Hauptstadt von Kurdistan, Adil, bedeutet „gerecht“. So zeigte er mit seinem Kampfnamen seine Entschlossenheit, für Gerechtigkeit für ganz Kurdistan zu sorgen. Vor allem auch die Revolution in Rojava hatte ihn zu der Überzeugung gebracht, dass das freiheitliche Paradigma in allen Teilen Kurdistans umgesetzt werden müsse. In der Guerilla war er zutiefst beeindruckt vom kollektiven Leben und beteiligte sich mit großer Entschlossenheit am Kampf der Volksverteidigungskräfte (HPG).

Der Weg nach Botan und Serhed

Adil Amed wurde zu einem engagierten Guerillakommandanten. Trotz seiner Erfolge empfand er seine Arbeit nie als ausreichend. Er war immer auf der Suche nach Möglichkeiten sich weiterzubilden und wurde zu einem wichtigen Teil der Guerillaoffensiven Bazên Zagrosê und Cenga Xabûrê. Diese Offensiven waren wichtige Meilensteine bei der Verteidigung der Medya-Verteidigungsgebiete gegen türkische Invasionsversuche. Er kämpfte in den Regionen Avaşîn, Metîna und Heftanîn, aber auch in vielen anderen Gebieten. Auf eigenen Wunsch ließ er sich in die nordkurdische Widerstandsregion Botan, eines der härtesten Kampfgebiete, versetzen. Dort kämpfte er lange Jahre als Kommandant und führte viele Aktionen an. Schließlich fiel er bei einem türkischen Angriff in Wan in der Widerstandsregion Serhed. Er hatte dort bis zum letzten Moment seines Lebens weitergekämpft.