„Şengal zu verteidigen bedeutet Kurdistan zu verteidigen“

In Köln haben sich dutzende kurdische Parteien zusammengefunden, um die Drohungen Bagdads gegen Şengal zu bewerten. Es wurde entschieden, in Europa alle Hebel für die Anerkennung des Autonomiestatus des ezidischen Siedlungsgebiets in Bewegung zu setzen.

In Köln haben sich rund fünfzig kurdische Parteien und Organisationen  sowie Einzelpersonen zusammengefunden, um die Drohungen der irakischen Zentralregierung gegen das ezidische Siedlungsgebiet Şengal zu bewerten. Bagdad hatte vergangene Woche gefordert, die autonomen Sicherheitskräfte Asayîşa Êzîdxanê in Şengal der staatlichen Kontrolle zu übergeben. Hintergrund ist das im vergangenen Oktober zwischen dem Irak und der südkurdischen Leitung in Hewlêr (Erbil) getroffene Abkommen zur Übernahme der Region. Der demokratische Autonomierat Şengals (MXDŞ), der das Siedlungsgebiet seit dem IS-Überfall im August 2014 nach dem Prinzip der Selbstverwaltung administriert, sieht die Vereinbarung als illegitim an, da die ezidische Gemeinschaft in den Prozess nicht miteinbezogen worden ist, und hat Widerstand gegen mögliche Angriffe auf die autonomen Strukturen in Şengal angekündigt.

PDK soll sich für eigenes Volk einsetzen

„Wir als Repräsentantinnen und Repräsentanten der verschiedenen Parteien und Organisationen Kurdistans fordern den Irak auf, das Selbstbestimmungsrecht des ezidischen Volkes zu respektieren“, erklärte die die kurdische Exilpolitikerin und ehemalige HDP-Abgeordnete Leyla Birlik am Rande des Treffens in Köln. Von der kurdischen Gesellschaft fordere das Bündnis, für Şengal uneingeschränkt einzutreten. „Şengal zu verteidigen bedeutet nichts anderes, als Kurdistan zu verteidigen“, so Birlik. Die PDK als die große Regierungspartei in Hewlêr fordern die kurdischen Parteien auf, sich mit den Kurdinnen und Kurden an einen Tisch zu setzen. „Die PDK sollte sich in erster Linie für die Belange des kurdischen Volkes einsetzen und in einen Dialog mit den Ezidinnen und Eziden treten. Vereinbarungen mit der Türkei und dem Irak sollten auf ihrer Agenda keinen Raum einnehmen“, meint Birlik.

Anerkennung des Autonomiestatus für die Region

Mit Blick auf die Situation in Şengal gehe es jetzt darum, neue Massaker wie in Helebce und Qamişlo oder weitere Genozide an der ezidischen Gemeinschaft zu verhindern. Alle Parteien müssten sich vereinen und auf Grundlage eines kurdischen Nationalbewusstseins handeln, um die Errungenschaften der Kurdinnen und Kurden zu verteidigen, sei der gemeinsame Konsens der Parteien des Bündnisses. Die Politik der Türkei, Syriens sowie des Irans und Iraks sei auf die Vernichtung der kurdischen Errungenschaften ausgerichtet. Birlik hob hervor, dass das sogenannte Şengal-Abkommen auf Betreiben der türkischen Regierung und der USA unter Vermittlung der Vereinten Nationen zustande gekommen ist. „Gerade aus diesem Blickwinkel betrachtet müssen wir hier in Europa alle Hebel für die Anerkennung des Autonomiestatus und der Selbstverwaltung Şengals in Bewegung setzen.“

Komplott gegen Şengal

Leyla Birlik, die Mitglied im Exekutivrat des Nationalkongress Kurdistan (KNK) ist, beschreibt das Abkommen zur Zukunft Şengals als ein „Komplott“, um das Schicksal der dortigen Bevölkerung in die Hände von „salafistischen Extremisten und Islamisten“ zu legen. „Die einzigen Parteien, die sich geweigert haben, an diesem Treffen teilzunehmen, sind die PDK und der ENKS. Das gibt zu denken übrig“, so die Politikerin. 

Zu dem Bündnis aus kurdischen Parteien und Organisationen gehören:

• YNK

• Tevgêra GORRAN

• KCDK-E

• TJK-E 

• Partiya ŞÛÎ - Kurdistana Başûr

• Kongreya Star

• Partiya Zahmetkêşan - Başûr

• PADÊ 

• Tevgera Azadî

• PYD 

• PDKS

• Partiya Çep a Kurd li Sûrî

• Tevgera Nûjen ya Kurdistanî li Sûrî

• PÇDKS 

• El Partî)

• Partiya Çep a Demokrat li Sûrî

• Partiya Rêkeftin a Kurd lli Sûrî

• Partiya Çaksaziya Kurd li Sûrî

• Partiya Kesk a Kurdistanî li Sûrî

• Partiya Demokrata Kurdistanî li Sûrî

• Partiya Komanist a Kurdistanî li Sûrî

• PÎK 

• KKP 

• Tevgera Kawa

• PJAK

• Yakyatî Şorşgêrî Kurdistan

• KODAR 

• KJAR 

• Platforma Horam

• Plattform Zagros

• Plattform Yarsan

• Yarî Kurd

• Partiya Dimokrati Pêşvero kurdi li Sûrî

• Tevçand 

• Kurdische Gemeinde Stuttgart e.V.

• FEDA 

• NAV – YEK 

• Kurdisches Zentrum Berlin

• CIK 

• Enstituta Kurdî – Deutschland

• Enstituta Kurdî – Belgien

• MŞD 

• YMK 

• YES 

• Kurdische Gemeinde Brandenburg - Berlîn

• Dachverband der Ezidischen Frauenräte

• DKF (Deutsch-kurdisches Forum) e.V. Dresden

• Mezopotamya Halk Kongresi

• Mezopotamya Özgurluk Partisi

• Kurdistan Human Rights Association

Einzelpersonen: Leyla Birlik | Hussein Karim | Mehmûd Dawid | Besime Konca | Ali Atalan | Yildiz Filimci | Nebez Abdulah | Mervan Sezek | Şenge Kahraman | Sabri Eryiğit | Ozan Seyitxan | Goran Babaali | Ahmed Abdolah | Numan Ogur | Ibrahim Alipour | Runak Fedawi | Demir Çelik | Yüksel Koç