5000 Schafe nach Militäroperation in Gever vermisst

Nach dem Überfall der türkischen Armee auf das Dorf Şîşemzîn im nordkurdischen Gever sind 5000 Schafe verschwunden. Die Militäroperation wurde eingestellt, der Dorfbevölkerung wird jedoch weiter das Betreten ihrer Hochweiden verboten.

Die am Sonntag in Gever (tr. Yüksekova) eingeleitete Militäroperation der türkischen Armee ist eingestellt worden. Die Truppen wurden einschließlich der ins Operationsgebiet verlegten Panzerfahrzeuge, Hubschrauber und Baumaschinen zurückgezogen. Der Dorfbevölkerung in dem zwischen Şîşemzîn, Xurekana Seyîda und Xurekana Temo gelegenen Gebiet Astenga Reş wurde jedoch fünf Tage das Betreten ihrer Hochweiden verboten.

Von den 13 im Zuge der Operation festgenommenen Dorfbewohner:innen sind elf Personen nach einem Verhör in der Jandarma-Kommandantur in Gever wieder freigelassen. Die Brüder Birhat und Behçet Engüdar werden offenbar im Beisein ihres Rechtsbeistands von der Anwaltsvereinigung ÖHD und dem Menschenrechtsverein IHD weiter verhört. Es wird davon ausgegangen, dass sie vor den Haftrichter kommen.

Weiter wird aus der Region berichtet, dass aufgrund der Festnahmen während der Operation bis zu 5000 Schafe und Ziegen der Dorfbevölkerung verloren gegangen sind. Weil die Hochweiden zu militärischem Sperrgebiet erklärt wurden, können die Tiere nicht gesucht werden.

Dorfbewohner in Operationsgebiet verschleppt

Das Dorf Şîşemzîn war am Sonntagabend von türkischen Panzereinheiten überfallen worden, die Menschen wurden von Soldaten beschimpft und misshandelt. Mindestens zwanzig Personen wurden nach der Tortur in das Operationsgebiet verschleppt, unter ihnen auch vier Hirten mit iranischer Staatsbürgerschaft, mehrere ältere Frauen und ein achtjähriges Kind. Offenbar sollten sie als „menschliche Schutzschilde“ missbraucht werden.

Harika Günay Karataş und Fırat Ike, die beiden Ko-Vorsitzenden der ÖHD-Zweigstelle in der Provinz Colemêrg (Hakkari), erlebten mit, dass die festgenommenen Dorfbewohner in der Jandarma-Station geschlagen wurden. Als sie intervenierten, wurden sie selbst körperlich angegriffen und aus dem Revier gezerrt. Die Anwaltskammer in Colemêrg hat Protest gegen das Vorgehen gegen ihre Mitglieder eingelegt und fordert juristische Konsequenzen.