Schluss mit „Opferbereitschaft“ in Schweizer Kinos

Kurden und Erdoğan-Kritiker liefen in den sozialen Medien seit Tagen Sturm gegen den Propaganda-Streifen „Can Feda“. Der Film wurde abgesetzt.

Soll die Kitag AG dem türkischen Autokraten Erdoğan ihre Leinwand für dessen Kriegspropaganda zur Verfügung stellen? Diese Frage stellten Protestzuschriften dem größten Kinobetreiber in der Schweiz. Nein, findet jetzt offenbar auch die Kinobetreiberin und setzte nach dem vierten Tag die weiteren Vorstellungen kurzerhand ab. Damit läuft „Can Feda“ derzeit in keinem Schweizer Kino.

Zuvor klang das noch anders. Der Film sei „packend und schonungslos“, ein „cineastisches Plädoyer für den Frieden“ stand im Programm des Capitol zu lesen. Seit dem 12. April lief am Zürcher Kitag-Kino der türkische Kriegs-Epos „Can Feda“, zu Deutsch: „Opferbereitschaft“.

„Can Feda“ handelt – ohne Nordsyrien und Efrîn auszusprechen – von Erdoğans völkerrechtswidrigen Angriff auf die Bevölkerung und die Strukturen der kurdischen Selbstverwaltung in dem nordsyrischen Kanton Efrîn. Der Kriegsfilm ist ein besonders verabscheuungswürdiges Machwerk politischer Propaganda. Er verherrlicht  Kriegsverbrechen und trieft vor verquaster, patriarchaler und militaristischer Heldenverehrung. Ein Beispiel: „Die ganze Welt wird noch einmal lernen, dass die Grenzen unseres Vaterlandes dort beginnen, wo wir uns befinden.“ Oder: „Wir sterben, aber unser Volk bleibt am Leben.“

Es stimmt traurig, dass das Kino derart indifferent auf jeglichen Inhalt reagiert und bereit ist, jede Lüge in eine konsumierbare Ware zu verwandeln. Andererseits reagiert die Kulturindustrie immer noch besonders druckempfindlich auf Stimmungen, schließlich geht es auch bei politischer Propaganda im Kino letztlich um die Einnahmen und in dieser Hinsicht sind sie gar nicht opferbereit.