Der von Russland an die Türkei ausgelieferte kurdische Aktivist und Politiker Nasır Yağız ist verhaftet worden. Der 32-Jährige wurde am Montagabend nach einer Vernehmung im Istanbuler Justizpalast Gaziosmanpaşa in das fußläufig gelegene Metris-Gefängnis überstellt. Die Haftentscheidung traf ein Gericht in der kurdischen Stadt Êlih (tr. Batman), das einen internationalen Haftbefehl gegen Yağız ausgestellt hatte.

Nasır Yağız stammt gebürtig aus Êlih, wo er im August 2016 im Alter von 24 Jahren aufgrund seines politischen Aktivismus wegen vermeintlichen Terrorvorwürfen verhaftet wurde. Nach rund sechs Monaten in Untersuchungshaft wurde er zwar zunächst auf freien Fuß gesetzt, das gegen ihn eingeleitete Verfahren ging jedoch weiter. Bis er im Februar 2018 die Türkei schließlich verließ und Schutz in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) suchte, wurde er noch fünf weitere Male vorübergehend festgenommen und Opfer von Misshandlung und Folter.

In der KRI-Hauptstadt Hewlêr (Erbil) leitete Yağız mehrere Jahre die dortige Vertretung der DEM-Vorgängerin HDP. In dieser Zeit geriet er in den Fokus des türkischen Geheimdienstes MIT, der ihn als Informant anwerben wollte. Im Herbst 2024 wurde Yağız zusammen mit weiteren Parteimitgliedern aus Hewlêr deportiert. Sicherheitskräfte der dort regierenden Barzanî-Partei PDK hatten die Politiker gewaltsam aus der Hauptstadt gebracht und nahe Silêmanî ausgesetzt. Danach wurde ihnen die Wiedereinreise in das Einflussgebiet der PDK untersagt.

Vergangene Woche war Yağız nach Moskau gereist, um in Russland politisches Asyl zu beantragen. Laut seinem Rechtsanwalt Mehmet Resul Yağız wurde er dort umgehend festgenommen, seinen Asylantrag hätten die Behörden ignoriert. Nach vier Tagen russischer Haft, während dieser Yağız nach eigener Darstellung Opfer von Misshandlung wurde, war er am Montagfrüh in die Türkei abgeschoben worden. Unmittelbar nach der Einreise auf dem Flughafen Istanbul wurde er festgenommen.

Foto: Nasır Yağız im Januar 2019 in der HDP-Vertretung in Hewlêr während eines Hungerstreiks gegen die Isolationshaft von Abdullah Öcalan © ANF