Frieden, Demokratie und die Neuordnung des Nahen Ostens
Die EU Turkey Civic Commission (EUTCC) lädt ab heute zum 19. Mal zur internationalen Konferenz „Die EU, die Türkei, der Nahe Osten und die Kurd:innen“ ins Europäische Parlament in Brüssel ein. Zwei Tage lang richtet die Konferenz ihren Blick auf die geopolitischen Umbrüche in der Region – und auf die Chancen für Frieden und demokratische Entwicklung.
Gerade in Zeiten globaler Spannungen und regionaler Neuausrichtungen will die EUTCC mit dieser Konferenz eine Plattform für Austausch, Analyse und politische Impulse bieten. Im Zentrum steht die Frage, welche Rolle die EU in einem nachhaltigen Friedensprozess in der Türkei und dem Nahen Osten einnehmen kann – insbesondere im Hinblick auf die ungelöste kurdische Frage.
Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit den Fraktionen der Linken, Grünen und der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten organisiert. Seit nunmehr zwei Jahrzehnten versammelt die Konferenz internationale Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Aktivismus – unter den Schirmpat:innen finden sich Namen wie Noam Chomsky, Leyla Zana, Shirin Ebadi und Bianca Jagger.
Hochkarätige Eröffnung
Die Eröffnungssitzung wird von Kariane Westrheim, Vorsitzende der EUTCC und Professorin an der Universität Bergen, geleitet. Unter den prominenten Redner:innen sind die Friedensnobelpreisträgerinnen Jody Williams (USA) und Shirin Ebadi (UK) sowie der österreichische Europaabgeordnete Andreas Schieder (S&D).
Paneldiskussionen: Von Syrien bis Straßburg
Panel I beleuchtet heute Abend die aktuellen Dynamiken im Nahen Osten. Die kurdische Politikerin Ilham Ehmed, die Außenbeauftragte der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) ist, eröffnet mit einem Impuls zur Rolle der DAANES. Weitere Diskutant:innen sind unter anderem die Europaabgeordneten Hannah Neumann, Melissa Camara, Pernando Barrena und Thijs Reuten sowie Aktivist:innen und Journalist:innen aus der Türkei, den Philippinen und den USA.
Panel II am Donnerstag widmet sich den innenpolitischen Entwicklungen in der Türkei. Mit Tuncer Bakırhan, dem Ko-Vorsitzenden der DEM-Partei und Mitglied der Imrali-Delegation, und dem Rechtsanwalt Cengiz Yürekli von der Istanbuler Kanzlei Asrin, die Abdullah Öcalan und seine Mitgefangenen juristisch vertritt, kommen zentrale Stimmen des kurdisch-türkischen Dialogs zu Wort.
Panel III analysiert die Rolle der Türkei in einer sich wandelnden Weltordnung. Hier diskutieren unter anderem der CHP-Abgeordnete Sezgin Tanrikulu, der Journalist Ferda Çetin sowie Wissenschaftler:innen aus Wien, Wageningen und Frankfurt/Oder.
Langfristiger demokratischer Wandel
Panel IV verlagert den Fokus auf das Verhältnis zwischen der EU, der Türkei und der kurdischen Frage im Kontext von Fortschritt und Demokratie. Mit dabei sind Abgeordnete mehrerer Fraktionen, darunter Meral Danış-Beştaş (DEM), Evin Incir (S&D), Li Anderson (The Left) sowie Leila Chaibi (The Left).
Zum Abschluss geht es in Panel V um den langfristigen demokratischen Wandel. Die Politologin Shilan Fuad Hussain und die Außenbeauftragte des Nationalkongress Kurdistan (KNK), Nilüfer Koç, stellen Perspektiven für eine friedliche und gerechte Zukunft zur Diskussion.
Politische Relevanz mit Tradition
Seit 2005 setzt sich die EUTCC mit ihrer jährlichen Konferenz für eine politische Lösung der kurdischen Frage in der Türkei ein – mit Appellen an die EU, USA und internationale Gemeinschaft, ihren Einfluss für Frieden und Demokratie geltend zu machen. „Ein friedlicher und demokratischer Prozess in der Region ist nur mit breiter internationaler Unterstützung möglich“, heißt es in der Einladung. Gerade deshalb ist das diesjährige Treffen in Brüssel von besonderer Bedeutung – nicht nur für die kurdische Bevölkerung, sondern für die Stabilität und demokratische Zukunft des gesamten Nahen Ostens. Das ganze Konferenzprogramm findet sich hier: http://eutcc.net/wp-content/uploads/2025/03/EUTCC-Conference-Programme2025.pdf
Foto: EUTCC-Konferenz 2023 © ANF