Kinderfestival in Amed

In Amed (Diyarbakir) hat ein fünftägiges Kinderfestival mit Workshops zu Fotografie, Drama, Mimik, Marionetten und Kunst stattgefunden. Bei dem Festival waren sowohl die Künstler als auch die Zuschauer Kinder.

Fünf Tage lang haben 65 Kinder auf einem Kinderfestival in Amed ihre künstlerischen Fähigkeiten in Workshops zu verschiedenen Themen entdeckt und dabei ihren Spaß gehabt.

Die Workshops wurden von Derya Sağlam, Mehtap Alişan, Serdar Uğurlu und Kibar Süvari angeleitet. Wir haben mit Mehtap Alişan, die für das Festival aus Izmir nach Amed gekommen ist, über ihre Arbeit mit den Kindern und ihre Erfahrungen gesprochen.

Mehtap Alişan erzählt: „Wir wollten etwas mit kriegstraumatisierten Kindern machen und haben uns mit dem Stadttheater von Amed in Verbindung gesetzt, weil es um künstlerische Arbeit ging. Die Arbeit im Bereich Kunst und Kultur wird sehr behindert und es hat sich die Auffassung festgesetzt, dass sie ohne ein entsprechendes Budget nicht möglich ist. Dagegen wollten wir angehen. Wir haben unser eigenes Budget geschaffen, indem wir selbstgemachten Schmuck und Taschen verkauft und außerdem Konzerte gegeben haben. Ende Mai haben wir mit der Arbeit begonnen.“

Der Unterschied zwischen Izmir und Amed

Den Unterschied zwischen der Arbeit mit Kindern in Izmir und in Amed beschreibt Mehtap Alişan so:

„In Izmir war alles anders. Wir haben hier dieselben Spiele wie dort gespielt, aber die Kinder haben hier ganz anders reagiert. Es gibt zum Beispiel die Orff-Instrumente. Sie können bei Märchen, Musik, Pantomime und weiteren Kategorien eingesetzt werden. In dem Workshop habe ich den Kindern Donner-Geräusche vorgespielt. Es ging darum, mit den Geräuschen eine Geschichte zu entwerfen. Den Kindern fiel als erstes der Begriff ‚Bombe‘ ein. Dann sagten sie: Rakete, Waffe, Gewehr. Sie befinden sich seit Jahren im Krieg. Ihre Reaktionen sind mir sehr nahe gegangen.“

Auch sprachlich sei die Verständigung manchmal schwierig gewesen, sagt Mehtap Alişan, und nennt auch gleich die Lösung: „Einige Kinder konnten überhaupt kein Türkisch, aber das hat unsere Kommunikation sogar noch verbessert. Wir haben Körpersprache eingesetzt und viel Spaß miteinander gehabt.“

Bei vielen Kindern sei die Fähigkeit des Zuhörens schlecht ausgeprägt und einige seien sogar sehr aggressiv gewesen, erzählt Mehtap Alişan weiter: „Sie schreien die ganze Zeit mit lauter Stimme. Mit unserer Arbeit bringen wir die Kinder dazu, zuzuhören. Sie entspannen sich und hören zu. Ihre Stimmen werden weicher und aus ihren Körpern weicht die Anspannung. Auch untereinander wurde dadurch der Umgang besser. Es haben fast 70 Kinder teilgenommen. Kaum eines von ihnen ist vorher mit einer solchen Arbeit in Kontakt gekommen. Sie haben es genossen und gesagt: ‚Kommt bloß nächstes Jahr wieder, wir warten auf euch‘.“

BİRCAN DEĞİRMENCİ / YENI ÖZGÜR POLITIKA