Internationales Folklorefestival in der sorbischen Lausitz

In der sorbischen Lausitz hat am Wochenende zum 14. Mal ein internationales Folklorefestival stattgefunden. Ein Festival, um Grenzen zu überwinden, sagt Dawid Statnik von der Domowina, dem Bund Lausitzer Sorben.

Vom 6. bis 9. Juli fand das „Internationale Folklorefestival LUŽYCA-LUŽICA-LAUSITZ“ statt. In Bautzen, Drachhausen und Crostwitz tanzten, musizierten und feierten Tausende von Gästen mit 18 Folkloregruppen aus dem In- und Ausland. Auch wenn die sorbische Kultur im Mittelpunkt des Festivals stand, beteiligten sich Folkloregruppen nicht nur aus der Lausitz. Aus Katalonien, Tschechien, Polen und Rumänien waren Gruppen angereist, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Das Festival begann mit Musik und Tanz in der Bautzener Innenstadt und wurde den folgenden Tagen in Drachhausen und Crostwitz beherbergt.

Die Lausitz hatte zum 14. Mal innerhalb der letzten 28 Jahre zum internationalen Austausch zwischen Folkloregruppen eingeladen. Das Festival hat für die Lausitz und die Domowina, den Bund Lausitzer Sorben, eine besondere Bedeutung. Denn Folklore, so sagt es Dawid Statnik, Vorsitzender der Domowina, ist auch immer Politik: „Folklore steht für etwas, dass über Sprache hinweg funktioniert. Eine Tracht und ein Gesang, das kann man sich anschauen, auch wenn man die Sprache nicht versteht. Deswegen ist Kultur auch immer Kulturpolitik für uns. Für uns steht das Festival für Offenheit, eine Mehrsprachigkeit in der Lausitz, in der Deutsche und Sorben friedlich gemeinsam leben. Und wir hoffen, dass dieses Festival dazu beiträgt, dass diese Kultur der Mehrsprachigkeit und Offenheit weiterlebt, gerade hier in Sachsen und Brandenburg. Daher freuen wir uns, dass wir so viele Gäste hier haben, die zeigen, dass die Lausitz eine bunte Region ist.“

Gegen den Verlust von Sprache und Kultur

Doch so lebendig das Festival auch war, die Probleme der sorbischen Gesellschaft sind groß. Der zunehmende Verlust der Sprache und Kultur ist merklich, nicht zuletzt durch die Zerstörung von mehr als hundert Dörfern, die dem Kohletagebau weichen mussten. Bewohner:innen von Crostwitz, die seit vielen Jahren das Festival begleiten, berichteten von einer zunehmenden Schwächung des sorbischen Lebens in der Region. Doch stolz schauten sie auch dieses Jahr ihren Kindern und Enkelkindern bei Tanz und Gesang auf der Bühne im Pfarrhof zu. Dort präsentierte auch das Sorbische Nationalensemble „FOLKLORA“ seine Inszenierungen, unter anderem Szenen aus „Krabat“ von Otfried Preußler, einem Stück, das zu einem wichtigen Teil der sorbischen Kultur geworden ist. Dass Jugendliche weiterhin die sorbische Kultur pflegen und nach ihrem Studium zum Teil wieder in die Region ziehen, gibt auch den älteren Bewohner:innen von Crostwitz Hoffnung.

Die Bedeutung des Festivals geht jedoch weit über die Lausitz und die sorbische Gemeinschaft hinaus. Gerade in Zeiten von zunehmendem Nationalismus und Konflikten ist „Tradition und Folklore ist immer auch eine Möglichkeit, Grenzen zu überwinden und zusammen die Gemeinsamkeiten zu entdecken“, sagt Dawid Statnik. „Ich denke, Kultur und Folklore ist eine gute Antwort auf die Probleme, die wir zur Zeit haben. Denn hier, im Rahmen des Festivals, sind alle gleich. Man steht gemeinsam auf der Bühne. Und das ist ein wichtiges Zeichen. Wir dürfen uns von den Problemen der Zeit nicht erdrücken lassen. Ja, sie müssen gelöst werden! Aber wir müssen auch mal Luft holen und dafür steht auch immer Folklore und Kultur.“

So endete das Festival am Sonntag in der Stimmung von Verbundenheit der verschiedenen Kulturen, über Grenzen hinweg. Und bereits jetzt ist klar: Im Juni 2025 werden wieder Gäste und Folkloregruppen zum „15. Internationalen Folklorefestival LUŽYCA-LUŽICA-LAUSITZ“ zusammenkommen.