Gedenkwand für kurdischen Freiheitskämpfer in München

Zum 29. Todestag des Guerillakämpfers Maşallah Han (Rêdar) hat der Künstler Ino von der Münchener Hip-Hop-Band „Guerilla System” eine Gedenkwand im künstlerisch geprägten Schlachthofviertel gestaltet.

Anlässlich des 29. Todestages des Guerillakämpfers Maşallah Han (Nom de Guerre: Rêdar) hat der Künstler „Ino” von der Münchener Hip-Hop-Band „Guerilla System” eine Gedenkwand im Schlachthofviertel gestaltet, das in München für seine Straßen- und  Grafittikunst bekannt ist. Damit wolle er den kurdischen Freiheitskampf auch in der Straßenkunst sichtbar machen, äußerte der Künstler gegenüber ANF.

„Ino” hat sich bereits in der Vergangenheit mit verschiedenen Bildern zu politischen und gesellschaftlichen Forderungen und Persönlichkeiten aus Kurdistan in der Münchener Kunstszene einen Namen gemacht. Er findet, dass die Biografien und Namen von Persönlichkeiten aus dem kurdischen Befreiungskampf häufiger mit künstlerischen Elementen zugänglich gemacht werden, damit ihre Vorstellungen verständlich sind. „Mit diesem Wandgemälde und Gedenkort wollen wir an den wichtigen und selbstlosen Kampf von Şehîd Rêdar erinnern. Denn der Widerstand der Gefallenen im Freiheitskampf hat uns vor einem Genozid und der Assimilation bewahrt”, so Ino.  

 

Wer war Maşallah Han?

In einer Biografie über das Leben und Wirken von Maşallah Han heißt es:

Maşallah Han wurde 1966 in Gimgim (tr. Varto) im Dorf Inaq geboren. Am 21. Februar 1992 fiel er als Guerillakämpfer Rêdar in einem Gefecht mit der türkischen Armee in Dep (tr. Karakoçan), einem Landkreis in der Provinz Xarpêr (Elazığ).

„Maşallah Han hatte die kurdische Befreiungsbewegung in den 1980 Jahren kennengelernt und nahm als junger Erwachsener zunächst als Milizionär eine aktive Rolle ein. Er verbreitete Schriften und organisierte Schulungen, um auf den aufstrebenden Freiheitskampf der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) aufmerksam zu machen. Er baute Strukturen in Gimgim auf, welche die Guerilla in ihrem Kampf unterstützten.

Als immer mehr Menschen für den Befreiungskampf aktiv wurden und es in Gimgim und den umliegenden Dörfern zu immer größeren Widerstandshandlungen kam, wurde der türkische Staat auf die Aktivitäten von Maşallah Han aufmerksam. Gemeinsam mit einigen Freunden landete er kurz darauf im Gefängnis. Mit der Haft und der damit einhergehenden systematischen Folter versuchte der türkische Staat ihn vom Freiheitskampf abzubringen und seinen Willen zu brechen. Maşallah Han ließ sich aber nicht brechen, der er war entschlossen, den Kampf nicht aufzugeben.

Nach einiger Zeit im Gefängnis kehrte Maşallah Han in seine Geburtsstadt Gimgim zurück. Dort nahm er erneut Kontakt zur Befreiungsbewegung auf, um sich gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden im Jahr 1990 der Guerilla anzuschließen. In den Reihen der ARGK (Vorgängerorganisation der HPG) führte es ihn zunächst nach Dersim. Seine Freunde beschrieben ihn als einen aufrichtigen Weggefährten, der mit Mut, Hingabe und Disziplin auf sich aufmerksam machte. Maşallah Han leistete einen großen Beitrag dabei, dass sich die Guerilla in Dersim weiterentwickeln konnte und den Befreiungskampf äußerst erfolgreich führte. Seine Verbundenheit zur PKK und seine Entschlossenheit für den Widerstand für Freiheit wurde immer stärker. Sowohl  zu seinen Freunden als auch zur Bevölkerung trat er stets bescheiden, liebevoll und mit Respekt entgegen. Er beeindruckte viele Menschen, sodass bis heute noch Neugeborene nach ihm benannt werden.

Am 21. Februar 1992 wurde Maşallah Han zusammen mit fünf seiner Weggefährten im Dorf Alinoluk in einen Hinterhalt gelockt. Trotz Aufrufe der türkischen Armee, sich zu ergeben, entschied er sich mit seiner Guerillaeinheit für den Kampf. Sie leisteten erbitterten Widerstand, bevor sie sich der  Karawane der Gefallenen anschlossen. An seinem Geburtsort Gimgim hat Maşallah Han mit seinem Wirken tiefe Spuren hinterlassen. Heute ist die Region eine Hochburg des Widerstands gegen Unterdrückung und den türkischen Staatsterror. Im Jahr 2015 übernahm dort für mehrere Tage die kurdische Guerilla mit der Unterstützung der Bevölkerung die Kontrolle über die Stadt.

Şehîd Rêdar und seine Freunde haben ihr Leben gegeben, um ein selbstbestimmtes und freies Leben aufzubauen. Heute folgen diesem Gedanken Millionen von Menschen. Nicht nur in Kurdistan wird sein Wille zur Wirklichkeit, sondern auch in vielen anderen Orten der Welt.”