Buchmesse in Qamişlo – Trotz Hindernissen ein Erfolg

Die Buchmesse in Qamişlo hat trotz Behinderungen durch den türkischen Staat und seine Kollaborateure sowie auch durch das Baath-Regime großes Interesse in der Bevölkerung von Rojava geweckt.

Am 29. Juli ist die 5. Şehîd-Herekol-Buchmesse im Kunst- und Kulturzentrum Mihemed Şêxo in Qamişlo eröffnet worden. 44 Verlage aus Nord- und Ostsyrien, Süd-, Nord, Ost- und Westkurdistan, aus Italien, Ägypten, dem Irak, Tunesien, dem Libanon und der Türkei nehmen an der Messe unter dem Motto „Das Buch ist die Quelle des Lebens“ teil. Auf der Buchmesse werden 130.000 Bücher präsentiert.

Das Interesse an der achttägigen Messe ist groß. Studierende, Künstler:innen, Schriftsteller:innen, Journalist:innen, Parteimitglieder, Sicherheitskräfte, Kriegsversehrte und viele weitere Kreise besuchen die Messe und nehmen aktiv an ihr teil.

Besonderes Interesse an der Efrîn-Abteilung

Die Abteilung zur westkurdischen Region Efrîn gehörte zu den am stärksten besuchten Bereichen der Messe. Die Ausstellung wurde von der Vereinigung der Intellektuellen aus Efrîn eröffnet. Die Mitglieder der Vereinigung mussten aufgrund der Verfolgung und türkischen Invasion ihre Heimatregion wie weit über 100.000 weitere Einwohner:innen verlassen. Der größte Teil dieser Sektion besteht aus den Werken von Autor:innen aus Efrîn. Alleine in diesem Jahr haben exilierte Schriftsteller:innen aus dem besetzten Efrîn 54 Bücher veröffentlicht. Damit ist Efrîn die Region in Nord- und Ostsyrien, welche die meisten Bücher produziert.

In dieser Abteilung werden die Besucher:innen gebeten, etwas für die Menschen aus dem besetzten Kanton Efrîn zu schreiben. Bisher wurden viele Artikel gesammelt. Die gesammelten Texte sollen an die Binnenflüchtlinge aus Efrîn weitergegeben werden, die in Lagern in der Şehba-Region leben.

Rona Agit: Zwölfjährige organisiert Kinderbuchabteilung

Der Bereich für Kinderbücher wird von der zwölfjährigen Rona Agit betreut. Sie hatte schon für den Amara Verlag an der letzten Buchmesse teilgenommen. In diesem Jahr organisierte Rona Agit in Eigeninitiative eine Kinderabteilung. Diese Abteilung zieht großes Interesse auf sich. Rona Agit erklärt: „In der Vergangenheit waren Kinderbücher in Rojava nur sehr begrenzt verfügbar. Bisher gab es keine Kinderbibliothek. Deshalb wollte ich eine schaffen. Meine Familie und Freunde, besonders mein Vater, haben das sehr unterstützt. Mit dem Geld, das ich durch die verkauften Bücher verdiene, werde ich Bücher für die Kinder von Rojava kaufen.“

Hindernisse von allen Seiten

Der türkische Staat und seine kurdischen Kollaborateure von der PDK und dem ENKS (sogenannter Kurdischer Nationalrat) sowie das syrische Regime haben der Buchmesse auf viele verschiedene Weise Steine in den Weg gelegt. So hinderte der türkische Staat viele Verlage aus Nordkurdistan und der Türkei daran, Bücher für die Messe zu liefern. Die Produkte des südkurdischen Aram Verlags, insbesondere solche mit dem Bild des vom türkischen Staat ermordeten kurdischen Intellektuellen Musa Anter oder des Revolutionärs Rûstem Cûdî, wurden von der südkurdischen PDK beschlagnahmt. Verlagsvertreter:innen berichten: „Fotos von kurdischen Persönlichkeiten, die nicht einmal in der Türkei verboten sind, wurden von sogenannten kurdischen Kräften wie der PDK beschlagnahmt.“ Vertreter des ENKS, einem Konstrukt aus Kollaborateuren mit dem türkischen Faschismus, begannen in Rojava gegen die Messe zu hetzen. Auch das syrische Regime hat die Lieferungen von Büchern blockiert. Bücher aus Damaskus sollten nur mit horrenden Zollgebühren in die Region kommen, während Bücher aus Aleppo nicht verschickt werden durften. Aber die große Teilnahme an der Messe hat deutlich gemacht, dass diese Versuche gescheitert sind.

Die Buchhandlung Amara, die an der Messe teilnimmt, schenkte den Schüler:innen, welche die 9. bzw. die 12. Klasse erfolgreich abgeschlossen hatten, Bücher. Die Besucher:innen der Messe erhalten allgemein viele Bücher als Geschenke. Am Ende der Messe soll eine große Zahl von Büchern an die Universität von Rojava gestiftet werden.