„Teile und herrsche“ als Führungskonzept türkeitreuer Milizen

In der letzten Zeit sind immer wieder Berichte über Auseinandersetzungen zwischen türkeitreuen Milizen und der Bevölkerung in der Region Şehba erschienen. Die Auseinandersetzungen sind Teil einer „Divide et Impera“-Strategie der Türkei.

Die Stadt Bab in der Region Şehba ist am 24. Februar 2017 vom türkischen Staat besetzt worden. Die Invasion fand als Ergebnis eines Abkommens zwischen regionalen und internationalen Mächten unter der Führung der Türkei und Russlands statt. Russland erlaubte die Besatzung der Regionen nördlich und östlich von Aleppo durch die Türkei und legitimierte damit die Anwesenheit türkischer Kräfte in Syrien.

Nach einem Treffen zwischen dem türkischen Staatspräsidenten Erdoğan und dem russischen Staatschef Putin in St. Petersburg begannen die Angriffe auf Syrien durch die Türkei offiziell. In dem Abkommen zwischen Erdoğan und Putin wurde als Gegenleistung für die Aufgabe von Aleppo durch die Türkei an Russland die Besatzung der Orte Bab, Azaz und Minbic in Nordsyrien durch die Türkei erlaubt.

Das NATO-Mitglied Türkei stellt durch seine Abkommen mit Russland eine Bedrohung für die Region dar. Russland, die Türkei und der Iran waren sich auf den Astana-Treffen darüber einig geworden, „konfliktfreie“ Zonen in Idlib, Ost-Ghouta, Dara und Quneitra zu errichten. Diese Gebiete sollten als sichere Zonen in Syrien deklariert werden.

„Konfliktfreie Zonen“ wurden für die Besatzung von Efrîn an Russland verkauft

Diese sogenannten „konfliktfreien Zonen“ wurden zum Ziel großangelegter Militäroperationen des syrischen Militärs. Daher wurde damit begonnen, die Milizen und ihre Familien aus diesen Regionen in Cerablus, Bab und Efrîn anzusiedeln. Die Türkei zielte darauf ab, die Milizen aus diesen Gebieten in einem Handel mit Russland abzuziehen und dafür grünes Licht für die Besatzung von Efrîn zu erhalten.

Abkommen zwischen Russland und der Türkei zum Fluch für die Völker Syriens geworden

Aufgrund der Abkommen zwischen der Türkei und Russland mussten viele Menschen ab dem Jahr 2017 aus ihrer Heimat fliehen. Beide Länder holen nun auch Menschen aus Hama und Homs und siedeln diese nach Efrîn um. Während die Bevölkerung ihre Städte verlässt, kommt es in den Regionen, in denen die Milizen angesiedelt werden, zu bewaffneten Auseinandersetzungen der Gruppen untereinander. Zuletzt ist es in den vergangenen Tagen zu heftigen Kämpfen in Bab gekommen. Auch diese sind ein Resultat der russisch-türkischen Abkommen. Zuletzt sind die Menschen aus Bab gegen das Vorgehen des türkischen Staates und der Milizen aufgestanden und haben für den Abzug der Milizen und des türkischen Staates aus Bab demonstriert.

Gleiche Politik wie in Cerablus

Die nordsyrische Stadt Cerablus befindet sich in einer strategisch bedeutsamen Lage nicht weit von QSD-Kräften und Einheiten des syrischen Staates entfernt. Im vergangenen Jahr hatte die Türkei Cerablus besetzt und durch die Ansiedlung von Familien ihrer Milizionäre dort die Demografie der Region ihren Interessen entsprechend verändert. Aus dieser Lage sind die Milizen Ahrar al-Sharqiya und Siwar al-Xab hervorgegangen. Diese Milizen erhalten ihre logistische und militärische Unterstützung direkt vom türkischen Staat.

Am 24. August 2016 haben der türkische Staat und seine Milizen mit der Erlaubnis Russlands die Besatzungsoperation „Schutzschild Euphrat“ eingeleitet. Während der Osten von Aleppo Russland, dem Iran und den Baathisten überlassen worden war, drang die Türkei ohne jede Auseinandersetzungen mit dem IS, der die Stadt kontrollierte, in Cerablus ein.

Vom Diebstahl des Öls von Dêra Zor zur Plünderung Efrîns

Ahrar al-Sharqiya ist eine der größten türkeitreuen Milizen in Syrien. In der letzten Zeit wurde mit der Stationierung der Gruppe in Efrîn, Idlib und im Norden von Aleppo begonnen. Die Mehrheit ihrer Mitglieder stammen aus Stämmen aus dem Süden von Dêra Zor, Tabqa und Raqqa. In der ersten Phase hatte die Miliz vor allem den Ölverkauf aus Dêra Zor betrieben. Nach der Schwächung von al-Nusra begann sie, sich aus dem Osten zurückzuziehen und sich auf West- und Nordsyrien zu konzentrieren.

700 Jugendliche ermordet

Der IS verübte im Jahr 2015 ein Massaker gegen den Şiêtat-Stamm und tötete mindestens 700 jugendliche Stammesmitglieder. Daraufhin begannen Mitglieder des Stammes, Alliierte im Kampf gegen den IS zu suchen. Die Mitglieder des Stammes kämpften sowohl auf Seiten der Türkei, des syrischen Staates, als auch eine Zeit lang in den QSD. Aus dem Stamm gingen etliche Brigaden von Ahrar al-Sharqiya hervor.

Zivilisten als vermeintliche IS-Mitglieder verschleppt

Durch die Migration hatte die Miliz zu Beginn der Angriffe auf die Regionen nördlich von Aleppo eine Stärke von etwa 4.000 erreicht. Die Miliz, die sich im Osten von Cerablus und im Westen von Idlib niederließ, begann mit Entführungen, Lösegelderpressungen, Plünderungen und Diebstahl. Insbesondere Flüchtlinge aus Raqqa und Dêra Zor wurden als vermeintliche IS-Mitglieder verschleppt. Am 18. Juli 2016 erklärte die Miliz ihren Rückzug aus der Operation „Schutzschild Euphrat“, weil sie die Unterstützung der USA nicht akzeptiere und keine Interventionen von außen gegen Syrien zulassen werde. Kurz darauf nahm sie jedoch aufgrund türkischer Drohungen Abstand von dieser Haltung und machte erneut bei „Schutzschild Euphrat“ gemeinsame Sache mit der Türkei.

Die Miliz pflegt tiefen Hass gegen die USA

Ahrar al-Sharqiya macht die USA für das Massaker am Şiêtat-Stamm verantwortlich, da sie während des Massakers den IS nicht bombardiert hätten. Außerdem sieht Ahrar al-Sharqiya die von den USA trainierte Gruppe Firqet al-Hamza als Konkurrenz an und war mehrfach in Gefechte mit ihnen verwickelt.

In der Gemeinde Sermada in Idlib kam es zu heftigen Gefechten zwischen Ahrar al-Sharqiya und der Sultan-Murad-Brigade. Grund für die gewalttätigen Auseinandersetzungen war, dass sich die beiden türkeitreuen Milizen nicht über den Verkauf gestohlener Autos und geplünderter Wertgegenstände einigen konnten. Ahrar al-Sharqiya hat in Efrîn und Bab mindestens 200 Mitglieder der Hamza-Miliz gefangen genommen.

Kämpfe zwischen turkmenischen und usbekischen Gruppen in der Region Şehba

Firqet al-Hamza ist eine von den USA trainierte Miliz in der Region. Diese Miliz ist am 23. April 2016 gegründet worden. Im Juni schloss sich ihr die usbekische Samarkand-Brigade an. Die Hamza-Gruppe ähnelt stark dem Al-Qaida-Ableger „Islamische Turkestan-Partei“ und befindet sich auf der internationalen Terrorliste. Es gibt enge Beziehungen zwischen Hamza und der Sultan-Murad-Brigade. Nach einer militärischen Ausbildung der Hamza-Gruppe durch die USA wurde sie mit Panzerfahrzeugen und Raketen ausgestattet. Die Miliz setzte diese Militärfahrzeuge gegen Dörfer in Efrîn und im Westen von Minbic ein.

Die Vernichtung der Milizen

Die Türkei plant die Vernichtung der Milizen, mit deren Hilfe sie die Region besetzt hat, um die vollständige Kontrolle zu erlangen. Die Gefechte zwischen Ahrar al-Sharqiya und dem Al-Wakî-Klan in Bab sind Teil des Plans der Türkei, die Bevölkerungsgruppen der Region gegeneinander auszuspielen. Dies soll durch die Provokation von Auseinandersetzungen zwischen den Milizen realisiert werden. Die Kämpfe zwischen Sultan Murad und Siqûr al-Cebel ist ebenfalls ein Ausdruck dieser Politik. Es heißt, dass diese Gruppen in Auseinandersetzungen verwickelt worden sind, damit Russland im Norden von Aleppo Beobachtungsposten errichten kann.

ANHA