Krieg bedroht Kurdistan – gemeinsame Antwort nötig
Der Nationalkongress Kurdistan (KNK) hat angesichts der sich zuspitzenden Lage im Nahen Osten zu einem entschlossenen Schulterschluss aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte in Rojhilat (Ostkurdistan) aufgerufen. Ziel sei es, eine gemeinsame Plattform und Strategie zur Bewältigung der zunehmenden regionalen Gefahren zu entwickeln.
In einer am Montag veröffentlichten Erklärung warnt das in Brüssel ansässige kurdische Exilparlament vor den wachsenden Auswirkungen des sich regional ausweitenden Krieges zwischen Israel und Iran. Besonders betroffen sei Rojhilat, wo sich mehrere iranische Militärstützpunkte befinden, die zunehmend ins Visier geraten.
„Auch wenn wir keine Kriegspartei sind, trifft uns dieser Konflikt direkt. Unser Land wird zum Kriegsschauplatz, unsere Bevölkerung leidet“, so der KNK.
Zunehmende Eskalation: Gefahr für Kurdistan
Die Organisation betont, dass der aktuelle Krieg zwischen Israel und Iran zwar in Gaza begonnen habe, sich jedoch rasch auf Libanon, Syrien, Jemen und nun direkt auf iranisches Territorium ausgeweitet habe. Auch die USA sind mittlerweile militärisch involviert.
Der Konflikt sei daher nicht mehr nur ein bilateraler Streit, sondern habe globale Dimensionen angenommen, heißt es weiter. Der Luftraum über Kurdistan werde dabei zur Durchflugroute für Kriegsflugzeuge und Raketen. Die Bevölkerung in Rojhilat werde durch Angriffe auf militärische Ziele in ihrer Nähe unmittelbar gefährdet.
Der KNK unterstreicht in seiner Erklärung, dass sich das kurdische Volk einen friedlichen und diplomatischen Weg zur Lösung der regionalen Konflikte wünsche. „Wir haben diesen Krieg nicht begonnen, aber wir tragen seine Folgen“, so das Parlament.
Nationale Einheit als Überlebensfrage
Im Hinblick auf die wachsende Instabilität und mögliche geopolitische Neuordnungen, verweist der KNK auf die historische Bedeutung kurdischer Einheit. Die seit dem Ersten Weltkrieg etablierten Ordnungen – etwa durch das Sykes-Picot-Abkommen oder den Vertrag von Lausanne – gerieten zunehmend ins Wanken. Für die Kurd:innen sei es entscheidend, auf diese Veränderungen vorbereitet zu sein.
„Die nationale Einheit der Kurd:innen ist in dieser Phase überlebenswichtig“, so der KNK. Besonders von den politischen und gesellschaftlichen Kräften in Rojhilat erwarte man Geschlossenheit und Koordination.
Initiative zur Plattformbildung gestartet
Nach eigenen Angaben hat der KNK damit begonnen, Kontakte zu Parteien und Organisationen in Rojhilat zu intensivieren, um die Bildung einer gemeinsamen Plattform voranzutreiben. Geplant seien Besuche, Dialogrunden und der Aufbau eines effektiven Koordinationsmechanismus.
In der Erklärung heißt es dazu: „Wir rufen alle Kräfte, Parteien, Institutionen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen in Rojhilat dazu auf, unsere Bemühungen zu unterstützen und sich zeitnah auf eine gemeinsame strategische Linie zu verständigen.“
Zugleich appelliert der KNK an die internationalen Akteur:innen, insbesondere an Iran, Israel und die USA, den Konflikt unverzüglich zu beenden und stattdessen auf diplomatische Lösungen zu setzen.