Widerstand gegen Zwangsverwaltung
Die DEM-regierte Provinzhauptstadt Dersim (tr. Tunceli) und der CHP-regierte Landkreis Pulur (Ovacık) sind am Freitagabend vom türkischen Innenministerium unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Die Proteste gegen die staatliche Übernahme der Kommunalverwaltungen dauern an. Am Samstag gingen viele Menschen in Dersim auf die Straße, Abgeordnete der DEM, CHP und DBP sowie Vertreter:innen weiterer Parteien und Organisationen riefen zum Widerstand auf.
Cevdet Konak, der im März zusammen mit Birsen Orhan (DEM) zum Ko-Bürgermeister von Dersim gewählt worden war und am Mittwoch zusammen mit dem Bürgermeister von Pulur als vermeintliches Mitglied einer Terrororganisation zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, erklärte gegenüber ANF:
„Am 20. November ist eine eilige politische Entscheidung gefällt worden. Die Verwaltungen von Dersim und Pulur wurden usurpiert und wir sind wegen Mitgliedschaft zu sechs Jahren und drei Monaten Strafe verurteilt worden. Besatzung ist in Dersim nichts Neues, und die Menschen kennen die Folgen der Besatzung von Dersim und Kurdistan seit Anbeginn der hundertjährigen Geschichte der Republik Türkei. Auch die Tradition des Widerstands dagegen ist bekannt. Wir sind seit sieben Monaten im Amt und mit der Bevölkerung zusammen. Auf den Straßen und in den Vierteln kämpfen wir darum, die uns durch unsere historischen Werte auferlegten Aufgaben zu erfüllen und dieser Verantwortung gerecht zu werden.
Am Abend des 22. November wurden alle Abteilungen der Stadtverwaltung von Dersim auf eine Weise umstellt, die der Unterdrückung nach dem Militärputsch vom 12. September [1980] und in den 1990er Jahren in keiner Weise nachstand. Die Bevölkerung von Dersim hat in allen Vierteln großen Widerstand gezeigt. Militär und Polizei haben alle möglichen Waffen eingesetzt, um die Menschen nervös zu machen. Sie sollten wissen, dass wir in Dersim unseren Willen niemals Besatzungskräften ausliefern werden. Die Menschen in Dersim wissen nur zu gut, was diese Besatzungskräfte ihnen bereits angetan haben. Sie werden die Usurpation ihres Willens nicht zulassen. Wir werden unseren Kampf mit unseren Tänzen, Liedern und Parolen gegen den AKP/MHP-Faschismus und seinen Kolonialgouverneur bis zum Äußersten fortsetzen.“