Türkei tötet Anti-IS-Kämpferinnen
Der türkische Drohnenangriff vom Mittwoch auf ein Fahrzeug in Kobanê hat zum Tod von zwei Mitgliedern der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) geführt. Das gab die Kommandantur der YPJ am Samstag in einer Mitteilung bekannt. Bei den getöteten Frauen handelt es sich demnach um Arîn Kobanê und Sorxwîn Celal. Letztere war Kommandantin des Frauenkampfverbands von Nord- und Ostsyrien. Die YPJ verurteilten ihre Tötung als weiteren „barbarischen Akt des Verbrecherstaates Türkei“ und kündigten Vergeltung an. Den Angehörigen der Gefallenen, den Völkern Nord- und Ostsyriens sowie allen Weggefährtinnen sprach der Verband sein Mitgefühl aus.
Zur Biografie von Sorxwîn Celal gaben die YPJ an, dass die Kommandantin mit bürgerlichem Namen Vahide Atalay hieß und aus der nordkurdischen Stadt Çelê (tr. Çukurca) in der Provinz Colemêrg (Hakkari) stammte. „Sie gehörte dem Stamm der Pinyanişî an und wuchs in einem familiären Umfeld auf, das die kurdische Kultur nicht als Alltags- sondern nationale Eigenart versteht und der kurdischen Befreiungsbewegung nahesteht. Sie bezog ihre Stärke an der Wurzel des Nationalbewusstseins und beteiligte sich als junge Frau an den Serhildan auf den Straßen von Çelê.“
Sorxwîn Celal und Arîn Kobanê wurden auf dem Gefallenenfriedhof Delîl Sarûxan in Qamişlo beerdigt (c) ANHA
Als der IS mit tatkräftiger Unterstützung des türkischen Staates über Kobanê herfiel, zögerte Sorxwîn Celal nicht, sich dem Widerstand anzuschließen. „Mit großem Mut und voller Hingabe kämpfte sie in Kobanê und beteiligte sich später auch aktiv an den Befreiungsoffensiven in Til Berak, Til Hemîs, Hesekê und Serêkaniyê. Sie kämpfte an den vordersten Fronten und wurde mehrmals verletzt. So verlor sie im Krieg gegen den IS ein Auge. Hevala Sorxwîn war eine Kommandantin mit einem großen Herzen, die von allen Freundinnen geliebt und geschätzt wurde. Sie war bescheiden und nachsichtig, empfand eine tiefe Verbundenheit zu ihren Genossinnen, und sie zu ihr, und hinterließ bei allen ihre Spuren“, so die YPJ.
Über Arîn Kobanês Werdegang ist weniger bekannt. Die YPJ erklärten, dass sie in einer sich der „kurdischen Sache“ verschriebenen Familie geboren wurde und geprägt wurde von der Widerstandskultur Kurdistans. In die Reihen der Revolution gliederte sie sich demnach bereits in jungen Jahren ein. „Ihr Maßstab war stets die Verteidigung des Volkes. Bei allen Aufgaben, denen sich Hevala Arîn widmete, verlor sie dieses Ideal nie aus den Augen. Sie war eine talentierte Verfechterin der Revolution, die sich an allen relevanten Offensiven erfolgreich beteiligte.“
92 Drohnenangriffe seit Jahresbeginn
Der Drohnenangriff, der Sorxwîn Celal und Arîn Kobanê tötete, war der 92., den die Türkei seit Jahresbeginn gegen die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) verübt hat. Die Killermaschine hatte das Fahrzeug der Frauen bombardiert, als sie gerade in einer zivilen Siedlung unterwegs waren. Am selben Tag war es in Kobanê auch in anderen Orten zu Drohnen- sowie Artillerieangriffen gekommen. In einem Dorf am westlichen Stadtrand wurde unter anderem ein Wohnhaus von türkischen Grenzsoldaten mit schweren Maschinengewehren unter Beschuss gesetzt.