Die Erdbeben in Kurdistan, Syrien und der Türkei haben zehntausende Todesopfer gefordert und noch mehr Menschen haben ihr Zuhause verloren. Vor allem betroffen sind die kurdischen Gebiete. Defend Kurdistan Hamburg hatte zu einer „Solinight“ mit einer Veranstaltung eingeladen, die um 16.30 Uhr im autonomen Zentrum Rote Flora in Hamburg startete.
Die sehr gut besuchte Veranstaltung begann mit einer Liveschaltung nach Qamişlo, in der die Vertreterin von Heyva Sor a Kurd in Rojava, Fee Baumann, von der Situation in Nord- und Ostsyrien berichtete, vor allem von den großen Schwierigkeiten, Hilfsgüter nach Aleppo zu bringen, wo die Einwohner:innen der selbstverwalteten kurdischen Stadtteile Şêxmeqsûd und Eşrefiyê seit Monaten von einem Embargo des syrischen Regimes betroffen sind. Zehn Tage musste der Hilfskonvoi warten, bis er endlich passieren konnte, um den betroffen Menschen zu helfen. Das Regime versuchte immer wieder, Teile der Hilfsgüter für sich zu beanspruchen. Nur unter großem Druck auch von internationalen Medien und Institutionen konnten die Materialien zu den Menschen vor Ort gebracht werden.
Ein weiterer Gast war Faruk Akalan von Heyva Sor a Kurdistanê. Er berichtete davon, dass viele Dörfer in Nordkurdistan/Türkei immer noch keine Hilfe bekommen hätten. Die Zahl der Toten sei schätzungsweise doppelt so hoch wie offiziell bekannt gegeben wurde, da die Menschen in den Dörfern ihre Toten einfach begraben hätten, ohne sie zu melden. Akalan berichtete über LKWs voller Medikamente, die aufgrund der Restriktion der türkischen Behörden nicht in die kurdischen Gebiete gebracht werden konnten.
Direkt nach dem Erbeben, so Akalan weiter, hätte eine Flutkatastrophe viele Hilfsgüter und Zelte zerstört. Man müsse auch an die Menschen denken, die mit einer Behinderung einer solchen Situation ausgesetzt seien, für diese bräuchte es dringend Container. Heyva Sor a Kurdistanê werde nicht ruhen, bevor alle Gebiete wieder aufgebaut seien.
Akalan kritisierte, dass das Deutsche Rote Kreuz zehn Mal so viele Spenden erhalten habe wie Heyva Sor, diese aber an den Türkischen Roten Halbmond (Kizilay) weitergeleitet hätten. In den letzten Wochen war bekannt geworden, dass der Kizilay korrupte Strukturen aufgebaut und u.a. Hilfsgüter in den Erdbebengebieten verkauft hatte. Bei Heyva Sor hingegen gebe es noch nicht einmal hauptamtliche Mitarbeiter, alle arbeiteten ehrenamtlich, so Akalan. „Die Ausgabe jedes Cents, den wir einnehmen, wird auf unserer Homepage veröffentlicht. Eine transparentere Hilfsorganisation als Heyva Sor gibt es nicht“, führte er aus.
Im Anschluss an die Veranstaltung fand im großen Saal der Flora ein Konzert auf Spendenbasis statt, die Einnahmen gehen an Heyva Sor a Kurdistanê e.V..
Die kurdische Comedy-Künstlerin und Sängerin Hêja Netirk überraschte mit einem sehr vielseitigen und ernst-heiteren Programm. Umut Botan verzauberte mit seiner klaren Stimme das Publikum und Grup Piya brachte den Saal zum Tanzen. Im Anschluss traten die Punkbands Void//Gist und She-Dog auf.