Zahlreiche junge Aktivistinnen sind im nordostsyrischen Qamişlo auf die Straße gegangen, um gegen Besatzung und Patriarchat zu protestieren. Die Aktion fand unter dem Motto „Frauen und das Leben verteidigen“ statt und galt als Unterstützung für eine kürzlich von dutzenden Frauenorganisationen in Nord- und Ostsyrien ins Leben gerufenen Kampagne gegen die türkische Besatzung in den Autonomiegebieten und Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Teil der Kampagne sind neben dem Dachverband der Frauenbewegung Kongreya Star unter anderem auch der Frauenrat Syriens, der Verband der Suryoye-Frauen, der Frauengerechtigkeitsrat und die Frauenräte von PYD, TEV-DEM und der syrischen Zukunftspartei.
Die Demonstration startete am Samstagnachmittag am Platz der christlichen Gefallenen und führte lautstark und kämpferisch durch die multiethnische Großstadt. Am Fronttransparent stand die Losung „Em dibejin Na!“ (deut. Wir sagen Nein). Beteiligt waren auch Mitglieder und Aktivisten vom kurdischen Jugendausschuss sowie der Bewegung demokratischer Studierender. Viele von ihnen brachten Flaggen ihrer Organisationen und Transparente mit dem Konterfei Abdullah Öcalans mit. Der Demonstrationszug verwandelte sich so in ein farbenfrohes Fahnenmeer.
Am Rande der Şehîd-Rûbar-Kreuzung mündete der Marsch zunächst in eine Schweigeminute im Gedenken an die Gefallenen der Rojava-Revolution sowie der kurdischen Befreiungsbewegung. Danach wurde eine abschließende Kundgebung veranstaltet, die Rede hielt Selwa Hesen vom Rat der jungen Frauen. Hesen ging zunächst auf die anhaltenden Besatzungsangriffe des NATO-Mitgliedstaates Türkei und dessen dschihadistischen Verbündeten ein und wies darauf hin, dass die Großmachtbestrebungen der türkischen Regierung von der internationalen Gemeinschaft weitgehend toleriert würden. „Vor diesem Hintergrund bleibt unseren Völkern nur eine Option. Diese lautet wie bereits im Kampf gegen den sogenannten IS, eine einzige, gemeinsame Front gegen die Aggressoren zu bilden.“
Hesen unterstrich, dass die patriarchalische und faschistische Mentalität der Besatzungstruppen, für die Gewalt gegen Frauen völlig normal sei, sich in erster Linie gegen die Revolution und ihre Errungenschaften richte, insbesondere gegen die Frauenemanzipation. Die Frauenbewegung sei daher entschlossen, gemeinsam Widerstand zu leisten. „So wie wir bereits den IS bekämpften, werden wir auch alle anderen Eindringlinge bekämpfen“, sagte Hesen.
Selwa Hesen
Die Kundgebung endete mit langem Applaus und den Parolen „Bijî Rêber Apo“ (Es lebe der Vordenker Apo) und „Jin, Jîyan, Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit).