KJK: Lasst uns das 21. Jahrhundert zur Epoche der Frau machen!

Die Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) hat anlässlich des internationalen Frauenkampftages am 8. März ein Grußwort an Frauen weltweit veröffentlicht.

Die Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) ruft die Frauen weltweit zu einem universalen Befreiungskampf auf:

„Wir grüßen euch aus den Bergen Kurdistans, einem der Orte erster Vergesellschaftung unter führender Rolle von Frauen, mit unserer großen Leidenschaft für Freiheit und unserem unzerbrechlichen Kampfeswillen. Von den Kommunen Rojavas bis in die Wälder von Lateinamerika, von den Straßen Europas bis in die Steppen Afrikas, von den Tälern des Mittleren Ostens bis zu den Plazas der USA, von den Bergen Asiens bis in die Ebenen Australiens umarmen wir alle Frauen, die den Kampf für Freiheit und Gleichheit führen, mit unserer grenzenlosen Liebe und unseren revolutionärsten Gefühlen.

Anlässlich des diesjährigen Weltfrauentags möchten wir allen Frauen, die ihr Leben im Kampf für Freiheit gegeben haben, die gegen Versklavung, Ausbeutung und Besatzung Widerstand geleistet haben, gedenken. Wir möchten unsere Dankbarkeit, die wir für die unsterblichen Pionierinnen der Frauenbefreiung empfinden, zum Ausdruck bringen; von Rosa Luxemburg bis zu Sakine Cansiz, von Kittur Rani bis zu Berta Caceres, von Ella Baker bis zu Henan aus Rakka, von Djamila Bouhired und Nadia Anjuman bis zu Sana’a Mehaidli. Ihr Licht durchbricht die Dunkelheit, die uns aufgezwungen wird. Ihr Licht weist uns den Weg in die Freiheit. Wir gedenken außerdem allen Frauen, die in 5000 Jahren Patriarchat von jeglicher Form männlicher Gewalt - durch Kriege, Staatsangriffe, kolonialistische Besatzungen, die Maske der Religion, Männerbanden, Ehemänner und Partner - getötet worden sind. Aus ihrem Andenken schöpfen wir die Entschlossenheit, den Feminizid, welcher den längsten Krieg der Welt darstellt, zu stoppen. 

Liebe Frauen, Genossinnen, Schwestern,

Wir befinden uns inmitten einer historischen Phase. Das 5000 Jahre alte patriarchale System, das genauso alt ist wie die staatliche Zivilisation, erlebt eine tiefgehende strukturelle Krise. Wir Frauen müssen diese Systemkrise mit ihren Gründen und Folgen sehr gründlich analysieren, starke Schlussfolgerungen ziehen und Perspektiven entwickeln, die unseren Kampf vorantreiben. Denn während diese strukturelle Krise des Systems für alle Frauen der Welt eine große Gefahr darstellt, so bietet es gleichzeitig auch eine einmalig im Jahrhundert auftretende Möglichkeit für die Realisierung der Frauenbefreiung. Wir sagen gar: Wir können das 21. Jahrhundert in die Epoche der Frauenbefreiung verwandeln! Das ist kein Traum und keine Utopie. Nein, es ist die pure Wahrheit. Aber damit es auch zur Realität wird ist ein Programm der Frauenbefreiung im 21. Jahrhundert dringend notwendig. 

Hierfür jedoch müssen wir vor allem ein umfassendes Verständnis von der Zeit, in der wir leben, mit ihren Hauptwidersprüchen und -eigenschaften erlangen. Welche Möglichkeiten und Gefahren bieten diese Widersprüche und Eigenschaften für die Frauenbefreiung? Welche Verantwortung übertragen sie uns Weltfrauenorganisationen und -bewegungen?

Das Weltsystem hat das 21. Jahrhundert im Zustand einer tiefen Krise und mit Phrasen wie Neue Weltordnung begangen. Die kapitalistische Moderne hat den Weg aus der Krise über eine Reorganisierung gesucht. Als Ort dieser Reorganisierung hat sie den Mittleren Osten ausgewählt, wo das Great Middle East Project umgesetzt werden soll. Wir bezeichnen die Phase, die mit den Interventionen auf Afghanistan und den Irak begonnen hat, mit dem sog. Arabischen Frühling weiterging und sich in den letzten Jahren in Syrien, Irak und Kurdistan konzentriert, als Dritten Weltkrieg. Die Nationalstaaten, die hier vor einem Jahrhundert von den westlichen Staatsmächten errichtet worden sind, dienen der kontinuierlichen Reproduktion von Krisen und Chaos. Während die Regime, die diesen Nationalstaaten vorstehen, versuchen den Status quo zu bewahren, geht es den externen Mächten darum, die Region neu aufzuteilen. Die Kapitalistische Moderne braucht diese ständigen Krisen für das eigene Fortbestehen und die eigene Transformationsfähigkeit.

Wir bezeichnen die andauernde Phase im Mittleren Osten nicht nur als Dritten Weltkrieg, um das Engagement der internationalen Staatskräfte zu unterstreichen. Vielmehr ist aus unserer Sicht gewiss, dass die Reorganisierung der kapitalistischen Moderne im Mittleren Osten globale Folgen haben wird. Denn auch bei dem gegenwärtigen Weltsystem bzw. der kapitalistischen Moderne handelt es sich nicht um eine Erscheinung der letzten fünf Jahrhunderte. Vielmehr hat seine Keimzelle in Form des ersten Staates vor 5000 Jahren in Mesopotamien Wurzeln geschlagen und durch verschiedene Transformationen seine Existenz bis zum heutigen Tag fortgetragen.

Aus diesem Grund ist die Verteidigung des Dritten Wegs jenseits vom Status quo der regionalen Staaten und der Intervention der Außenmächte zur Neugestaltung, also die Verteidigung des demokratisch konföderalen Lösungsmodells jenseits der Grenzen von Syrien und dem Mittleren Osten von großer Bedeutung. Ebenso ist es unser aller Aufgabe. Denn das Modell der Demokratischen Autonomie, welches in Rojava und Nordsyrien unter Kriegs- und Widerstandsbedingungen unter führender Rolle von Frauen aufgebaut wird, verfügt über das Potential, die seit einem Jahrhundert sich ständig reproduzierenden Krisen, Konflikte und das Chaos zu stoppen. Es ist gar ein einzigartiges Lösungsmodell. Die Nationalstaaten, deren Grenzen nach dem Ersten Weltkrieg von den westlichen Besatzungskräften gezogen worden sind, entsprechen der ethnischen, kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Struktur in der Region in keiner Weise. Sie hatten zum Ziel, unsere jahrtausendealte Kultur des Zusammenlebens zu zertrümmern.

Dementgegen wird in Nordsyrien gerade ein System aufgebaut, das die gleichberechtigte und freie Teilhabe von Frauen, ethnischen und religiösen Pluralismus sowie partizipatorische Demokratie zur Grundlage hat. Dieses Modell, das eine demokratische Alternative zu den männlich geprägten, sexistischen, monistischen, nationalistischen und konfessionell-sektiererischen Regimen, die seit Jahrzehnten vom kapitalistischen Weltsystem genährt werden, darstellt, bietet eine Lösung für die tief verwurzelten Problemen im Mittleren Osten.

Eben deshalb greift der türkische Staat mit seiner zweitgrößten Nato-Armee den Kanton Efrîn in Rojava/Nordsyrien seit dem 20. Januar 2018 mit aller Kraft an. Und eben deshalb verhindern externe Kräfte, wie die USA, Russland und die EU diese Angriffe nicht. Denn in Efrîn wird auf Grundlage der Frauenbefreiungslinie ein demokratisches Gesellschaftsmodell aufgebaut. Der Widerstand in Efrîn stellt zugleich auch ein Aufbegehren der Frauen gegen das kapitalistisch-modernistische Leben dar. Die Stadt Efrîn und ihre Dörfer leisten Widerstand gegen Faschismus, Misogynie, die Zerstörung von Natur und Kulturschätzen. Sie leisten Widerstand, damit die verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen nicht zu Feinden gemacht werden. In Efrîn stoßen nicht nur der attackierende türkische Staat und die Islamisten, die er zusammengetrommelt hat, auf der einen Seite und die Frauen- und Volksverteidigungseinheiten auf der anderen Seite zusammen. Auf diesem kleinen Ort der Erde prallen zwei Weltsysteme, zwei Ideologien, zwei Zukunftsprojekte heftig aufeinander. Das eine hat Frauenbefreiung, Demokratie, Ökologie und Pluralismus zur Grundlage, das andere Misogynie, männliche Macht, Monismus, Unterdrückung und Ausbeutung. Das eine leuchtet mit allen Farben des Lebens, das andere repräsentiert das Dunkel. Aus diesem Grund ist es von so großer Bedeutung und Wichtigkeit, dass die Frauen der Welt Efrîn verteidigen und für den dortigen Widerstand gegen Faschismus einstehen. Denn in Efrîn werden universale Werte der Frauenbefreiung sowohl angegriffen als auch verteidigt. Aus diesem Anlass begrüßen wir als KJK die Freiheitskämpfer*innen, die den Widerstand in Efrîn anführen, und die Bevölkerung von Efrîn, die ihre Heimat heldinnenhaft gegen die Besatzer verteidigen. Die Widerstand leistenden Frauen und Volksgruppen werden gewinnen, der Faschismus wird verlieren.

Die in Rojava und Nordsyrien andauernde revolutionäre Phase zeigt uns allen eine wichtige Wahrheit auf: Wahre Revolutionen müssen Frauenrevolutionen sein. Revolutionäre Bewegungen, welche die Frauenbefreiung nicht zur Grundlage haben, besitzen keine Chance auf Erfolg.

Einer der wichtigsten Gründe dafür, dass die sozialistischen und revolutionären Bewegungen des 20. Jahrhunderts die erhofften Resultate nicht mit sich gebracht haben, ist ihre Herangehensweise an die Geschlechterfrage bzw. der Fakt, dass sie die Freiheit der Frau nicht ins Zentrum gestellt haben. Dabei ist die Frauenfrage mit Sicherheit kein Nebenwiderspruch, sondern im Gegenteil die Mutter aller Widersprüche. Bei der Frau handelt es sich um die erste unterdrückte, versklavte, ausgebeutete, unter Fremdherrschaft gestellte Klasse. Jegliche andere Formen von Ausbeutung haben erst nach der Ausbeutung der Frau ihren Lauf genommen. Aus diesem Grund kann gegen das herrschende System nur dann ein erfolgreicher Kampf geführt werden, wenn Frauen, die sich im Rahmen einer tiefgreifenden Befreiungsideologie und einem starken Befreiungsprogramm autonom organisieren, als Subjekte agieren. Unsere 30jährige ideologische und praktische Kampferfahrung lehrt uns dies.

Liebe Frauen, liebe Genossinnen,

Weil der Nukleus des Weltsystems, welches sich seit fünf Jahrhunderten als kapitalistische Moderne konfiguriert, im Mittleren Osten, besser gesagt in Mesopotamien eingewurzelt hat, zeigt sich die momentane Systemkrise hier unverhüllter und direkter. Aber die Krise des patriarchal-kapitalistischen Weltsystems ist von globaler Natur und es gibt auf der Welt nicht ein Stück Erde, auf dem sich diese Krise nicht bemerkbar macht. Nicht einen See, Berg oder Fluss, den diese Krise nicht berührt hat. Nicht eine Gesellschaft, die nicht unterworfen werden soll. Am stärksten jedoch sind Frauen von dieser Krise betroffen. Dies wiederum liegt im misogynen und lebensfeindlichen Charakter der kapitalistischen Moderne begründet. Das herrschende System versucht durch noch stärkere Ausbeutung der Frau, sowohl ideologisch als auch materiell, die Krise zu überwinden. Gar versucht es auf diese Weise seine Existenz fortzuführen und zu gewährleisten. Doch kann die Frau, das Leben, nicht unendlich weit ausgebeutet werden. Das herrschende System beutet das aus, wovon es am meisten abhängt, es beutet seine Lebensgrundlage aus. Mit der Ausbeutung, Versklavung der Frau, verliert auch das patriarchale System seine Lebenskraft.

Oft wird das Gegenteil behauptet, aber der Liberalismus als eine der Hauptideologien des Nationalstaats leistet keinerlei positiven Beitrag für die Freiheit und Gleichheit der Frau. Im Gegenteil. Sexismus ist als ideologisches Element vor allem im Liberalismus gefördert und genutzt worden. Bei der Behauptung, der Liberalismus würde Frauen befreien, handelt es sich um eine große Lüge. Im Gegenteil stellt die Kommodifizierung des Körpers, der Persönlichkeit und des Geists der Frau die schwerwiegendste und gefährlichste Form von Versklavung dar. 

In diesem Zusammenhang repräsentiert die kapitalistische Moderne die höchste Stufe des patriarchalen Systems. In keiner anderen Periode der Zivilisationsgeschichte ist die Frau einer dermaßen umfangreichen Ausbeutung ausgesetzt worden. Aus Sicht der Frau besteht eine Tausendmal schwerere und vielseitigere Kolonialisierung. Während der Sexismus in der nationalstaatlichen Gesellschaft die Macht des Mannes maximiert, wird die Gesellschaft in der Person der Frau zur untersten Kolonie degradiert. In dieser Form stellt die Frau generell in der Zivilisationsgeschichte und besonders in der kapitalistischen Moderne zugleich die älteste und jüngste Kolonie dar. Vor allem diese Kolonialisierung der Frau hat die untragbare Krise des herrschenden Systems bewirkt.

Denn die Frau bzw. die Frauenbefreiung stellt die Hauptgegenkraft zum patriarchalen kapitalistischen Weltsystem dar. Jegliche Form von Macht, Herrschaft, Unterdrückung, Plünderung, Versklavung, Gewalt und Ausbeutung, über die das System seine Existenz sichert, sind aus der Unterdrückung der Frau hervorgegangen. Die Versklavung und Vereinnahmung der Frau ist Welle für Welle auf die gesamte gesellschaftliche Ordnung ausgeweitet worden. Aus diesem Grund besitzt der Frauenbefreiungskampf mehr als alle anderen Anti-System-Kämpfe die Kraft und das Potential, die Grundlage des patriarchalen Systems zu erschüttern. Und eben diese Dynamik hat die Krise des Systems bewirkt. Wir Frauen müssen uns über diese Kraft, die wir besitzen, und den Effekt, den wir bewirkt haben, bewusst sein.

Der weltweite starke Anstieg von Angriffen auf Frauen steht in direkter Beziehung zu dieser Krisensituation sowie dem Verhältnis zwischen dem patriarchalen kapitalistischen Weltsystem und der Freiheit der Frau. Das sexistische, auf Ausbeutung gründende System greift Frauen an, weil sie am stärksten seine Existenz und seine Macht bedrohen. Wir müssen gar von einem systematischen Angriffskrieg sprechen. Dieser mag in Form und Ausdruck regionale Unterschiede aufzeigen, jedoch sind wir mit einem universellen Zustand konfrontiert. Deshalb müssen wir die Verbindungen zwischen Massenvergewaltigungen in Asien und sexueller Gewalt in den USA erkennen. Wir müssen Frauenmorde in Lateinamerika, die den Grad eines Feminizids erreicht haben, und die Verschleppung und Versklavung von Frauen und Mädchen durch Banden, die sich dem Banner der Religion bedienen, in Afrika und dem Mittleren Osten im Gesamtkontext bewerten. Wir müssen den Aufstieg von faschistischen-misogynen Regimen und die Entziehung von Frauenrechten in Zusammenhang sehen. Wir müssen uns darüber bewusst sein, dass dieser Krieg, den das patriarchale System weltweit gegen uns führt, auf die Erstickung des Freiheitswillen und -kampf der Frauen zielt. 

Denn das patriarchale System stand vielleicht niemals zuvor in der Zivilisationsgeschichte so stark unter Druck. Seine Grundlage wurde niemals zuvor so stark erschüttert. Und aus Sicht der Frauen waren die Bedingungen für die Erlangung der Freiheit niemals zuvor so reif.  Die Möglichkeiten für die Realisierung der zweiten großen Frauenrevolution der Geschichte waren noch nie so groß. Aus diesem Grund befinden wir uns in einer historischen Phase. Es bestehen große Möglichkeiten, aber auch große Gefahren.

Was aber müssen wir dann tun, um die Herausforderung anzunehmen und die Möglichkeiten für die Realisierung der Frauenbefreiung –und darüber der Befreiung der Gesellschaft- effektiv anzugehen? Wie können wir uns gegen die zunehmenden Angriffe des Systems verteidigen? Dabei darf Verteidigung nicht passiv verstanden werden; aktive Selbstverteidigung ist notwendig. Die stärkste und effektivste Form der Selbstverteidigung wiederum ist der Aufbau des alternativen Lebens und die Eingrenzung der Lebensräume des patriarchalen Systems. Nicht das System darf uns das Leben unerträglich machen, wir müssen ihm das Leben unerträglich machen. Aber hierfür müssen wir unseren Kampf eine Stufe höher führen. Der Frauenbefreiungskampf auf globaler Ebene hat sowohl theoretisch als auch praktisch eine starke Grundlage geschaffen. Jetzt ist die Zeit für den Gegenschlag gekommen.

Als Frauenbefreiungsbewegung von Kurdistan führen wir seit über 30 Jahren einen großen Kampf um die Frauenbefreiungsideologie zu vertiefen, die Kraft und das Bewusstsein der Frauenselbstverteidigung freizulegen, die gleiche und freie Repräsentation der Frau im politischen Feld sicherzustellen, Sexismus in allen Bereichen des Lebens zu überwinden und hierdurch der Frauenbefreiung Antrieb zu geben. Wir haben immer großen Wert darauf gelegt, unsere Ergebnisse mit den Frauen der Welt zu teilen. Voller Begeisterung, Enthusiasmus und Willensstärke wollen wir auch heute unsere Rolle innerhalb der universalen Frauenbefreiungsbewegung  spielen, um das 21. Jahrhundert in die Epoche der Frauenbefreiung zu wandeln.

Liebe Frauen,

Inmitten dieser Morgendämmerung der Geschichte ist es essentiell uns auf universaler Ebene zu organisieren und gegen das sexistische, patriarchale, kapitalistische Weltsystem ein freies und gleiches System aufzubauen. Die Haupttaktik des herrschenden Systems lautet Spaltung. Unsere Kraft jedoch liegt in unserer Einheit; in Bewahrung unserer Vielfarbigkeit und Vielfältigkeit, ohne unsere Unterschiedlichkeiten zu negieren. Wir wollen kein Mosaik sein, sondern eher eine Marmorierung, in der verschiedene Farben und Formen ineinander aufgehen. Es gibt nichts, was solch ein universaler Frauenbefreiungskampf nicht erreichen kann.  Aber hierfür müssen wir demokratische Allianzen schmieden. Wir müssen Wege, Methoden und Perspektiven des Frauenbefreiungskampfs entwickeln, die den Bedingungen, Eigenschaften und Notwendigkeiten des 21. Jahrhunderts entsprechen. Gemeinsam müssen wir das Frauenbefreiungsprogramm des 21. Jahrhunderts erstellen.

Dass sich die kurdische Revolution als Frauenrevolution entwickelt hat, verdanken wir vor allem unserem Vorsitzenden Abdullah Öcalan. Abdullah Öcalan wurde vor 19 Jahren durch ein Komplott der patriarchalen Staaten-Bande NATO verschleppt. Seitdem wird er unter beispiellosen Isolationsbedingungen in der Türkei gefangen gehalten. Seine Systemanalysen, seine Befreiungsperspektiven, seine eigene Persönlichkeitsumwandlung sowie seine grenzenlosen Bemühungen für die Entwicklung der Frauenbefreiungsbewegung stellen die Hauptkraft dar, die hinter der Dynamik steckt, welche heute überall auf der Welt Menschen inspiriert. Seine seit über 19 Jahren andauernde Gefangenschaft und der Fakt, dass ihm seit 3 Jahren jeglicher Kontakt zur Außenwelt verwehrt wird, stehen u.a. in direktem Verhältnis hierzu. Jedoch können Gedanken nicht isoliert, freie Geister nicht gefangen genommen werden. Das folgende Zitat von Abdullah Öcalan, welches er unter schweren Isolationsbedingungen zu Papier gebracht hat, stellt dies beispielhaft dar und ist wegweisend für den universalen Frauenbefreiungskampf:

„Ohne Zweifel stellt die Klärung des Status der Frau einen Teil der Frage dar. Aber wichtiger ist die Frage der Befreiung. Anders gesagt die Lösung der Frage ist von größerer Bedeutung. Oft wird zum Ausdruck gebracht, dass der allgemeine Freiheitsgrad der Gesellschaft proportional zum Freiheitsgrad der Frau steht. Wichtig ist, wie dieser richtige Satz mit Inhalt gefüllt werden kann. Die Freiheit und Gleichheit der Frau determiniert nicht nur die gesellschaftliche Freiheit und Gleichheit. Es bedarf hierfür notwendige Mechanismen von Theorie, Programm, Organisation und Aktion.“

Anlässlich des 8. März 2018 möchten wir als Frauenbefreiungsbewegung aus Kurdistan folgenden Aufruf an die Frauen der Welt richten: Lasst uns gemeinsam die für die Frauenbefreiung notwendigen Mechanismen für Theorie, Programm, Organisation und Aktion aufbauen. Lasst uns mit dem Bewusstsein, dass nur ein organisierter Kampf effizient sein kann, unsere Organisierung in allen Bereichen des Lebens stärken. Lasst uns unsere Bewusstseinsebenen und Analysekraft, unsere Kampferfahrung und Lösungsperspektiven kollektivieren und demokratische Allianzen bilden. Lasst uns nicht einzeln, sondern gemeinsam kämpfen. Und lasst uns so das 21. Jahrhundert in die Epoche der Frauenbefreiung wandeln. Denn es ist Zeit für die weltweite Frauenrevolution!“